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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0227
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Άνάγυρος

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Hunger leidende Frau tritt). Daneben wird aber auch die Frage aufgeworfen,
inwieweit die Anagyroslegende überhaupt als Komödienstoff geeignet ist
(vgl. besonders Schmid 1946, 198-9 und Gil 1989, 58-9) und worin die Komik
des Stücks bestanden haben könnte (Zimmermann 2011, 774). Verstärkte
Aufmerksamkeit hat der Anagyros in den letzten Jahrzehnten durch die wahr-
scheinliche Zuweisung des 1968 veröffentlichten Papyruskommentars P.Oxy.
2737 = Ar. fr. 590 an dieses Stück gefunden, aus dem sich (wenn die Zuweisung
richtig ist) interessante Konsequenzen für die Gestaltung der Parabase ergeben
(und zugleich die Erkenntnis, dass fr. 58 und 59 nicht zur eigentlichen Parabase
gehören können); vgl. dazu unten S. 231-2.
Im einzelnen sind noch die folgenden inhaltlichen Elemente des Stücks er-
kennbar oder (mit unterschiedlichem Grad an Wahrscheinlichkeit) erschließ-
bar:
1. Der Titel kann sich entweder auf den άνάγυρος genannten Stinkstrauch
oder auf eine Person mit diesem Namen beziehen.19 Für erstere Möglichkeit20
ließe sich möglicherweise Anaxandrides’ Melilötos zum Vergleich heranziehen,
wo es sich aber wahrscheinlicher um einen von einer Pflanze abgeleiteten
Personennamen handelt (vgl. Masson 1986, 178-9, Millis 2015a (FrC 17), 140,
und zur Identifizierung der μελίλωτος genannten Pflanze Arnott 1985); aber
selbst wenn Anaxandrides’ Stück nach einer als Bühnenrequisit dienenden
Pflanze benannt sein sollte (z.B. als Zeichen für eine Anagnorisis, vgl. Millis
2015a (FrC 17), 140.141), so ist eine ähnliche Bedeutung für Aristophanes’ Stück
weit weniger wahrscheinlich (und ganz ohne Parallele unter seinen Titeln).
Viel wahrscheinlicher ist ein Bezug auf eine Anagyros genannte Person,
und in diesem Fall spricht (auch wenn ein - stinkender? - fiktiver Charakter
mit diesem Namen nicht völlig ausgeschlossen werden kann) einiges dafür,
dass es sich um den eponymen Heros (oder lokalen Daimon) des Demos
Anagyrous handelt (vgl. Nr. 2). Zu einem Daimon als Titelfigur vgl. Phrynichos’
Epialtes21 (vgl. dazu zuletzt Stama 2014 (FrC 7) 51-6), und vgl. auch Titel wie

19 Ausgeschlossen werden kann dagegen wohl ein Bezug auf den Demos selbst.
Dessen korrekter Name wäre nicht Άνάγυρος, sondern Άναγυροΰς, und ein Demos
als Komödientitel wäre ohne Parallele (bezeugt sind dagegen nach Bewohnern ei-
nes Demos benannte Komödien wie Aristophanes’ Acharner, Eupolis’ Prospaltioi,
Antiphanes’ Thorikioi und Phrearrios, Menanders Halaeis; vgl. mit weiteren
Beispielen Kassel/Austin ad Com. adesp. fr. 7 und Whitehead 1986, 328-30).
20 Vgl. Gil 1984-1985, 131 (~ Gil 1989, 59), der die Möglichkeit in Betracht zieht, dass
Aristophanes’ Stück die Geschichte von der Hekatepriesterin (vgl. oben S. 216-7)
behandelte, in der die Pflanze eine wichtige Rolle spielt.
21 Brandes 1886, 30-1 (der auch Krates’ Lamia nennt).
 
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