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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0361
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Βαβυλώνιοι

357

(c) erklärt sich (wie besonders Welsh 1983, 142 zeigt) am besten durch die
Stellung der Babylonier unter der Herrschaft des persischen Großkönigs, des-
sen Untertanen in griechischer Sicht oft als seine Sklaven betrachtet wurden,20
was wiederum auch einem zeitgenössischen Diskurs über die athenischen
Bundesgenossen als Sklaven der Athener entspricht.21 Ausschlaggebend für
die Wahl gerade der Babylonier (und nicht anderer von den Persern beherrsch-
ter Völker) war vielleicht der von Herodot (3,150 - 60)22 geschilderte (von
Dareios niedergeschlagene) Aufstand der Babylonier,23 der auch interessante
Ähnlichkeiten mit dem Aufstand der Mytilener gegen die Athener hat.24

20 Vgl. Starkey 2013, 502-3 mit Anm. 9.
21 Vgl. Thuc. 1,68,3 (die Korinther über die griechischen Städte) ών τούς μέν δεδουλω-
μένους όράτε, τοϊς δέ έπιβουλεύοντας αυτούς (seil, τούς Αθηναίους), 1,69,1 ές τόδε
τε αίεί άποστεροΰντες ού μόνον τούς ύπ’ εκείνων δεδουλωμένους ελευθερίας (...),
und (aus der Rede der aufständischen Mytilener in Olympia) 3,10,3 ξύμμαχοι μέντοι
έγενόμεθα ούκ επί καταδουλώσει των'Ελλήνων Άθηναίοις, άλλ’ έπ’ ελευθερώσει
από τοΰ Μήδου τοϊς Έλλησιν, 3,10,4 τήν ... τών ξυμμάχων δούλωσιν und 3,10,5
οί ξύμμαχοι έδουλώθησαν πλήν ήμών καί Χίων (vgl. Hartwig 2015, 35 Anm. 26),
und daneben auch Ps.-Xen. Ath. pol. 1,18 (mit Bezug auf die Regelung, dass die
Bundesgenossen ihre Prozesse in Athen führen müssen) διά τούτο ούν οί σύμμαχοι
δούλοι τού δήμου τών Αθηναίων καθεστάσι μάλλον.
22 Direkte Bezüge auf Herodots Geschichtswerk finden sich bei Aristophanes wahr-
scheinlich auch in den Acharnern (524-9) und Vögeln (551-2. 1124-62). Diese
werden (mit Hinweisen auf weitere Literatur) zuletzt umfassend diskutiert von
Nesselrath 2014, der vermutet, dass sich die Anspielungen in den Acharnern auf
Lesungen, die der Vögel auf einen geschriebenen Text beziehen, und als einen
weiteren möglichen Bezug die Erwähnung der karischen Königin Artemisia bei
Ar. Lys. 675 nennt. Interessant ist Nesselraths Vermutung, dass sich, wären mehr
Stücke des Aristophanes erhalten, vielleicht noch mehr Herodotbezüge finden
ließen (61 Anm. 35), was vielleicht schon durch die (in Nesselraths Beitrag nicht
genannten) Babylönioi bestätigt wird (wobei man als Ausgangspunkt an eine öf-
fentliche Lesung des Abschnitts über den babylonischen Aufstand denken könnte).
23 Vgl. Ure 1932, 24, Murray 1933, 25; dagegen wendet sich Kraus 1985, 104 Anm.
3 (der allerdings keine alternative Erklärung vor schlägt). - Einen Einfluss von
Herodot bei der Wahl von Babyloniern (in denen er allerdings Begleiter vermutet,
die mit Dionysos nach Athen kommen) nimmt auch Forrest 1975, 27 an.
24 Das betrifft insbesondere auch die Bestrafung: Dareios lässt 3000 führende Männer
der Babylonier (durch Pfählen) hinrichten und ihre Mauern schleifen (Hdt.
3,159,1), während die Athener nach der Einnahme von Mytilene (selbst nach der
Verhinderung der härtesten Bestrafung im letzten Moment) immer noch mehr
als 1000 Männer als Hauptschuldige hinrichten lassen und zusätzlich die Mauern
schleifen und die Schiffe beschlagnahmen (Thuc. 3,50,1).
 
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