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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0409
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Βαβυλώνιοι (test. *xi)

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sondern umgekehrt in dem Versuch, aufzuzeigen, dass das, was er getan hat,
letztlich für die Athener selbst vorteilhaft ist. Da in der Auseindersetzung
mit Kleon auch die Anwesenheit von Fremden eine wichtige Rolle spielte,
thematisiert Aristophanes in seiner Verteidigung gerade auch die Wirkung des
Stücks auf verschiedene Rezipienten (zunächst die Athener selbst, dann die
Bundesgenossen und schließlich sogar den Großkönig und die Spartaner). Und
zugleich stellt er sich auch als einen Dichter dar, der mutig für das Recht ein-
tritt und sich auch von Kleon nicht einschüchtern lässt. Insbesondere am Ende
enthält Aristophanes’ Darstellung auch deutliche komische Übertreibungen.143
Bei dem Versuch, aus der Parabase der Acharner inhaltliche Elemente zu er-
schließen, ist nicht nur diese rhetorische Strategie zu berücksichtigen, sondern
auch, dass Aristophanes die Kenntnis der Babylönioi voraussetzen kann, und
daher ihren Inhalt gerade nicht darstellt, sondern nur in Anspielungen auf
einzelne Elemente Bezug nimmt.
Es sind im wesentlichen zwei Aussagen, die hier über die Babylönioi ge-
troffen werden: Aristophanes habe (1) dafür gesorgt, dass die Athener sich
nicht mehr von ξενικοί λόγοι allzu sehr täuschen lassen (Vers 634-5), und
(2) die Situation der δήμοι in den Städten unter demokratischer Herrschaft
gezeigt (Vers 642). Beide sind allerdings so allgemein - und in letzterem Fall
vielleicht bewusst vage und mehrdeutig - formuliert, dass nicht klar wird, wie
die inhaltlichen Elemente der Babylönioi genau aussahen, auf die hier Bezug
genommen wird.144 Erschwert wird die Interpretation dieser Stellen noch
zusätzlich dadurch, dass hier jeweils in unterschiedlicher Weise zwei Ebenen
(der Inhalt der Babylönioi und reale Ereignisse) miteinander verknüpft werden.
So liegt der in Vers 634-5 παύσας υμάς ξενικοΐσι λόγοις μή λίαν έξαπα-
τάσθαι, / μηδ’ ήδεσθαι θωπευσαμένοις μηδ’ είναι χαυνοπολίταις geschilderte
positive Effekt der Babylönioi zunächst einmal ganz auf der Ebene der poli-
tischen Realität (obwohl natürlich das Stück irgendetwas enthalten haben
muss, das zu diesem Effekt führte). Dass die Wirkung von Rhetorik auf ein
beeindrucktes (wahrscheinlich athenisches) Publikum auch in den Babylönioi
thematisiert wurde, geht auch aus fr. 67 άνέχασκον εις έκαστος έμφερέστατα /
όπτωμέναις κόγχαισιν επί των ανθράκων hervor. Unklar bleibt aber, wieviel
der in Ar. Ach. 634-40 enthaltenen Details sich ebenfalls auf die Babylönioi
beziehen. Dass zumindest die ξενικοί λόγοι auch in den Babylönioi eine Rolle
gespielt haben, ist sehr wahrscheinlich (wobei sich dann aber auch die Frage

143 Vgl. MacDowell 1995, 33-4. Auch schon vorher kann man sich fragen, inwieweit
Aristophanes’ Verteidigungsstrategie auch etwas Spielerisches hat und vielleicht
gerade auch in ihren rhetorischen Kunstgriffen durchschaut werden will.
144 Vgl. zu dieser Schwierigkeit z. B. MacDowell 1995, 32-3.
 
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