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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0410
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406

Aristophanes

stellt, was genau mit diesem Ausdruck gemeint ist, vgl. unten zu 634 ξενικοΐσι
λόγοις). Weniger klar ist dagegen, ob auch die in Vers 636-40 genannten
Gesandtschaften aus den Städten in den Babylönioi Teü der Bühnenhandlung
waren;145 vgl. unten zu 636 άπό των πόλεων οί πρέσβεις und oben S. 367-8.
Deutlicher und direkter nimmt dagegen Vers 642 καί τούς δήμους έν τούς
πόλεσιν δείξας ώς δημοκρατοΰνται auf den Inhalt der Babylönioi Bezug.
Allerdings ist hier insbesondere δημοκρατοΰνται (das Medium oder Passiv
sein kann) ambivalent und nicht leicht zu interpretieren (vgl. unten zu 642 δη-
μοκρατοΰνται). Dass dieser Vers etwas plötzlich an den vorausgehenden Text
anschließt und nicht weiter erläutert wird, und dass die daraus resultierenden
Vorteile für die Athener eher indirekter Natur sind (verbesserte Zahlungs-
moral der Bundesgenossen, die das mutige Eintreten des Aristophanes für
das Recht bewundern), ist vielleicht ein Hinweis, dass es sich hier tatsächlich
um einen besonders heiklen Punkt handelt, der auch in Kleons Vorwürfen
eine Rolle spielte.146 Andererseits könnte aber die Betonung der verbesserten
Zahlungsmoral der Bundesgenossen gerade auch auf einen entsprechenden
Vorwurf des Kleon antworten, der den Babylönioi vielleicht gerade den ge-
genteiligen Effekt unterstellte.147

145 Zu berücksichtigen ist auch die Möglichkeit, dass in der Parabase der Acharner
gleichzeitig auch auf andere Passagen der Acharner verwiesen wird (vgl. Brockmann
2003,144-5. 174-8 und Biles 2011, 78). Nicht auszuschließen ist entsprechend, dass
Aristophanes in der Parabase auch auf die im Prolog der Acharner auftretende
Gesandtschaft der Athener Bezug nimmt, die vom Großkönig zurückkehrt. Damit
allein lässt sich die Warnung vor den ξενικοί λόγοι der Gesandten (die sich zu-
dem ausdrücklich auf die Babylönioi bezieht) aber sicherlich nicht erklären. - Zu
warnen ist auch davor, für die entsprechende Szene der Babylönioi eine zu große
Ähnlichkeit mit dem Prolog der Acharner anzunehmen, da (wie Gunning 1882, 35
bemerkt) eine unveränderte Wiederholung desselben Motivs in zwei aufeinander-
folgenden Stücken eher unwahrscheinlich ist.
146 Vgl. Wilamowitz-Moellendorff 1909, 453: „... denn er hätte die Athener gelehrt, sich
durch schöne Redensarten der Fremden nicht beschwatzen zu lassen. Das wird ja
wohl irgendwie in den Babyloniern auch vorgekommen sein, aber die Anklage
ging auf das, was er ganz nebenbei V. 642 einfließen lässt, καί τούς δήμους έν
ταϊς πόλεσιν δείξας ώς δημοκρατοΰνται. ... Aristophanes übt also die bekannte
Advokatensitte, das was er getan hat und was Anstoß erregt hat, durch Vorschieben
anderer Dinge in ein anderes Licht zu rücken; wie genau es mit der Wahrheit
stimmt, ist einerlei“, und vgl. auch Starkie 1909, 137, Welsh 1983, 140 und Kraus
1985, 107.
147 Vgl. Hartwig 2015, 23.
 
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