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Aristophanes; Verlag Antike [Hrsg.]
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,9): Aristophanes fr. 590-674: Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.53731#0049
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Incertarum fabularum fragmenta (fr. 592)

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olisbos (ein milesisches Produkt) vorhanden; in fr. 332,13 [Phesmophoriazousai
II] (πομφόλυγας, άποδέσμους, όλίσβους, σάρδια) stehen die olisboi in einem
detaillierten Katalog von weiblichen Accessoires, die sonst zu Kosmetik,
Bekleidung, Schmuck oder Frisur gehören, als einziges sexuell konnotiertes
Objekt etwas isoliert da (selbst im letzten Teil der Liste, der immerhin durch
das allusive τά μέγιστα δ’ ούκ ε’ίρηκα τούτων, d. h. ,das Beste kommt noch“,
v. 9, eingeleitet wird; Henderson 19912, 113 will im κεκρύφαλον von v. 6 ein
double entendre mit „secret phallus“ erkennen); in Cratin. fr. 354 (μισητά! δε
γυναίκες όλίσβοισι χρήσονται) ist eine Anspielung auf den bevorstehenden
Peloponnesischen Krieg denkbar, bei dem die Frauen allein gelassen werden
(vgl. Kassel-Austin z. St.); in Stratt. fr. 57 [Psychastai] (Σαννυρίωνος σκυτίνην
επικουρίαν, mit Orth 2009, z. St.) könnte die lederne Hilfe (in der Parodie der
sprichwörtlichen Redewendung σύκινη επικουρία) in der Verspottung des
Komikers Sannyrion eher als auf den olisbos (so, anhand von schol. Ar. Lys.
109, Henderson 19912, 221 A. 48) auf den von den Komödien-Schauspielern
getragenen Phallus hindeuten, dessen allzu unbefangener Einsatz als komi-
sches Mittel etwa in Ar. Nub. 538 als vulgär kritisiert wird. Über die olisboi
unterhalten sich Frauen auch in Herond. 6, wo aber das Objekt - anders als
bei Aristophanes - sie nicht gleichgültig läßt (vgl. Headlam 1922, zu Herond.
6,19 und Hunter 1995, 161 mit A. 28 [= 2008, 219 mit A. 28]).
Die Frage der Zuweisung dieses Fragments zu einer bekannten aristo-
phanischen Komödie hat eine rege Diskussion ausgelöst, die wie so oft in
solchen Fällen, zu keinem endgültigen Ergebnis gelangen kann. Die ersten
Editoren (Grenfell-Hunt 1899, 20) dachten - als reine Hypothese - an die
Phesmophoriazousai II, und zwar - außer wegen der weiblichen Sprechenden -
auch anhand von Ar. fr. 341 [Phesmophoriazousai II] (και κατ’ Άγάθων’
αντίθετον έξυρημένον), wo Agathon, sogar mit der gleichen Formulierung (κατ’
Ά.) wie in v. 35, verspottet wird (so auch Fraccaroli 1999, Cavallo 1986 114 mit
A. 224 [= 2002, 94]; vgl. auch Carriere 2000, 218; dagegen Ronconi 2005, der für
dieses Fragment wie für com. adesp. fr. 1111 - vgl. hier oben, Zitatkontext - die
Herkunft aus einer und derselben unbekannten aristophanischen Komödie
nahelegt; zur noch offenen Debatte um die Aufführung der Phesmophoriazousai
Π vgl. Butrica 2000, Austin-Olson 2004, Ixxvii-lxxxix und Karachalios 2006);
dagegen bestreitet Handley 1983, 85 A. 1 jegliche Zuweisung, während Ciriello
1989, 83-8 die Lemniai suggerierte (vgl. auch Delneri 2006, 211; an die „vor-
argonautische Phase des sexuellen Notstands der Frauen“, die für die Zuweisung
zu dieser Komödie sprechen würde, denkt zuletzt auch Zimmermann 2011,
777, unter Verweis auf Mastromarco 1994, 72; zu den Ähnlichkeiten mit der
Lysistrate vgl. Wilamowitz 1927, 130 und Geizer 1971, 1419,15-7 A. 32).
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