Metadaten

Aristophanes; Verlag Antike [Editor]
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,9): Aristophanes fr. 590-674: Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2016

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.53731#0061
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
1
2 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Incertarum fabularum fragmenta (*595)

57

Metrum lambische Trimeter (vv. 2-5):


Zitatkontext Das Aristophanes-Zitat wird in einem Abschnitt aus der
Euripides-Biographie des Satyros zitiert, in dem es - im breiteren Kontext
von Euripides’ Anfeindungen in Athen (Satyr. Vit. Eur. F 6 fr. 39 X-XVIII
23) - speziell um das getrübte Verhältnis zu seinen Konkurrenten geht (XV
17-XVI 23; zur Rekonstruktion von Gesprächsverläuf und Sprecherverteilung
in XVI - das ganze Werk ist in Dialogform verfaßt - vgl. Schorn 2004, 317).
Die Identifikation des kömödodidaskalos mit Aristophanes ist aufgrund sei-
ner ständigen Heranziehung durch Satyros höchst wahrscheinlich, wobei die
einzige weitere Euripides-Verspottung durch einen Komiker ebenfalls auf
Aristophanes zurückgeht (fr. 39 XII la—16; zitiert werden Ar. Thesm. 373-4.
335-7).
Textgestalt Es ist nicht klar, wo die einleitenden Worte des Satyros enden
und das Aristophanes-Zitat beginnt; in der Rekonstruktion durch West 1966,
550 (διεβάλλετο bzw. διεβλήθη επειθ’ ύπ’ άλλων εναντίων) gehört Ζ. 1 zum
Zitatträger. Weitere Ergänzungsvorschläge wie Σοφοκλ[έους] (Kuiper 1913,
240) und ν[έκτα]ρ (von Arnim 1913) sind laut dem letzten Herausgeber zu
lang (vgl. Schorn 2004, 107).
Interpretation Das Fragment läßt sich als ein Rezept für die Komposition
einer Tragödie interpretieren, welches aus Sophokles (Soph. test. 138 R.), etwas
Aischylos (Aesch. test. 124 R.) und dem ganzen Euripides (Eur. test. 175 Kn.)
besteht und wahrscheinlich von einem der minderwertigen Tragiker-Kollegen
ausgesprochen wird (vgl. Schorn 2004, 313. 315); die Verspottung des witzlosen
und doch geschwätzigen Charakters der euripideischen Tragödie dreht sich
um das Wortspiel άλας / λάλας (über seine Geschwätzigkeit vgl. Ar. fr. 392
[Nephelai I] Ευριπίδη δ’ ό τάς τραγωδίας ποιων / τάς περιλαλούσας ούτός
έστι, τάς σοφάς).
Ähnlich verspottet wird der Tragiker Sthenelos (TrGF 32 T 1) in Ar. fr. 158
[Gerytades] [A.] καί πώς έγώ Σθενέλου φάγοιμ’ άν ρήματα; / [Β.] εις οξος
έμβαπτόμενος ή ξηρούς άλας): seine Ausdrucksweise sei nur dann genießbar,
wenn sie passend gewürzt werde; eine Zugehörigkeit zum Gerytades aufgrund
dieses Fragments sowie der allgemeinen fr. 162 [Gerytades] (θεράπευε και
χόρταζε των μονωδιών) und fr. 164 [Gerytades] (άκροκώλι’, άρτοι, κάραβοι,
βολβοί, φακή) erscheint schon allein deshalb als fragwürdig [pace Kuiper 1913,
241) , als die Eßmetaphorik für literaturkritische Äußerungen in der Komödie
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften