Incertarum fabularum fragmenta (fr. 637)
173
Metrum Jambischer Trimeter:
Zitatkontext Im Rahmen einer ausführlichen grammatischen Diskussion
über die Flexion der Wörter in -Tv- (vom Typ δελφίν, δελφίνος), die von Choiro-
boskos in seinen Prolegomena zu den Kanones des Theodosios von Alexandria
geführt wird, bezeugt das Fragment die besondere Akkusativform ϊκτινα; da-
bei wird zunächst bemerkt, daß diese Wörter - wenn sie nicht in Komposita
auftreten - auf der letzten Silbe betont werden (wie Σαλαμίν Έλευσίν άκτίν
δελφίν Τελχίν ρίν θίν ϊν; darauf folgt als Ausnahme der Akk. ϊκτινα, wofür
neben Aristophanes Plat. fr. 273 zitiert wird, Ersatzform für ’ίκτινον aus einem
Nom. ’ίκτινος (hierfür zeugt Soph. fr. 767 R. ’ίκτινος ως έκλαγξε παρασύρας
κρέας) - und nicht, wie man erwarten würde, ’ίκτιν (es folgen lit. Beispiele für
die weiteren Kasus: Sim. fr. 12 W.2 σπλάγχν’ άμπέχοντες αύτίκ’ Ικτίνου δίκην;
Men. fr. 443 άλλα προσεδόκας / τάλαντον είναι ψ παρ’ ήμϊν τον ’ίκτινον);
schließlich wird das aristophanische Fragment noch einmal (wegen des Meta-
plasmos im Akk.) zitiert. Hiervon hängt in leicht variierter und abgekürzter
Form Et. gen. s.v. ϊκτινα (Et. magn. p. 470,97) ab (vgl. auch Hdn. Π. όνομ.
[GrGr III.2] p. 626,26 Lentz). Der grammatische Terminus Metaplasmos (vgl.
z. B. Apoll. Dysc. Adv. [GrGr II. 1] p. 183,22 Schn.) bezeichnet die Bildung von
Kasus bei Substantiven (bzw. Verbaltempora) mit einem unbelegten Nominativ
(bzw. einer Präsensform).
Textgestalt Nicht ganz zufriedenstellend ist das z.T tradierte und bereits
von Bergk in Meineke II.2 1111 angenommene άρπαγα στρέφων (in jedem
Fall der schwer zu erklärenden alternativen Lesart άρπαγας τρέφων vorzu-
ziehen): vgl. auch αρπαγής τρέφων (Reisig 1816, 112, der zu -γα τρ- bemerkt:
„Productio istiusmodi ne tragicis quidem poetis concessa fuit in iambicis ver-
sibus aut trochaicis“) und άρπαγαϊς τρέφων (Nauck 1874, 118); eine durchaus
plausible Lösung ist άρπαγ’ έκτρέφων (Kidd 1817, 356, so auch Meineke 1869,
454, allerdings als weniger wahrscheinliche Alternative zu άρπαγα στρέφων;
zu seiner Deutung vgl. hier unten, Interpretation; zu Kidds Emendation vgl.
auch Kaibel in Kassel-Austin z. St.: „rectius“, d. h. als die Konjekturen von
Reisig und Nauck).
Interpretation Eine auch nur annähernd nachvollziehbare Deutung des
Verses hängt von der Textkonstitution der u. a. als άρπαγα στρέφων überlie-
ferten Sequenz ab (vgl. hier oben, Textgestalt). Sicher ist dabei nur, daß eine
unbekannte männliche Figur (Partizip-Endung -ων) als Subjekt etwas durch-
führt (στρέφειν, τρέφειν oder auch έκτρέφειν) und seine Aktion als Objekt ei-
nen Greifvögel (die Weihe) hat, der als allsehend charakterisiert wird, vielleicht
auch als räuberisch (wenn man άρπαγα liest). Als Alternative zu einer Form
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Metrum Jambischer Trimeter:
Zitatkontext Im Rahmen einer ausführlichen grammatischen Diskussion
über die Flexion der Wörter in -Tv- (vom Typ δελφίν, δελφίνος), die von Choiro-
boskos in seinen Prolegomena zu den Kanones des Theodosios von Alexandria
geführt wird, bezeugt das Fragment die besondere Akkusativform ϊκτινα; da-
bei wird zunächst bemerkt, daß diese Wörter - wenn sie nicht in Komposita
auftreten - auf der letzten Silbe betont werden (wie Σαλαμίν Έλευσίν άκτίν
δελφίν Τελχίν ρίν θίν ϊν; darauf folgt als Ausnahme der Akk. ϊκτινα, wofür
neben Aristophanes Plat. fr. 273 zitiert wird, Ersatzform für ’ίκτινον aus einem
Nom. ’ίκτινος (hierfür zeugt Soph. fr. 767 R. ’ίκτινος ως έκλαγξε παρασύρας
κρέας) - und nicht, wie man erwarten würde, ’ίκτιν (es folgen lit. Beispiele für
die weiteren Kasus: Sim. fr. 12 W.2 σπλάγχν’ άμπέχοντες αύτίκ’ Ικτίνου δίκην;
Men. fr. 443 άλλα προσεδόκας / τάλαντον είναι ψ παρ’ ήμϊν τον ’ίκτινον);
schließlich wird das aristophanische Fragment noch einmal (wegen des Meta-
plasmos im Akk.) zitiert. Hiervon hängt in leicht variierter und abgekürzter
Form Et. gen. s.v. ϊκτινα (Et. magn. p. 470,97) ab (vgl. auch Hdn. Π. όνομ.
[GrGr III.2] p. 626,26 Lentz). Der grammatische Terminus Metaplasmos (vgl.
z. B. Apoll. Dysc. Adv. [GrGr II. 1] p. 183,22 Schn.) bezeichnet die Bildung von
Kasus bei Substantiven (bzw. Verbaltempora) mit einem unbelegten Nominativ
(bzw. einer Präsensform).
Textgestalt Nicht ganz zufriedenstellend ist das z.T tradierte und bereits
von Bergk in Meineke II.2 1111 angenommene άρπαγα στρέφων (in jedem
Fall der schwer zu erklärenden alternativen Lesart άρπαγας τρέφων vorzu-
ziehen): vgl. auch αρπαγής τρέφων (Reisig 1816, 112, der zu -γα τρ- bemerkt:
„Productio istiusmodi ne tragicis quidem poetis concessa fuit in iambicis ver-
sibus aut trochaicis“) und άρπαγαϊς τρέφων (Nauck 1874, 118); eine durchaus
plausible Lösung ist άρπαγ’ έκτρέφων (Kidd 1817, 356, so auch Meineke 1869,
454, allerdings als weniger wahrscheinliche Alternative zu άρπαγα στρέφων;
zu seiner Deutung vgl. hier unten, Interpretation; zu Kidds Emendation vgl.
auch Kaibel in Kassel-Austin z. St.: „rectius“, d. h. als die Konjekturen von
Reisig und Nauck).
Interpretation Eine auch nur annähernd nachvollziehbare Deutung des
Verses hängt von der Textkonstitution der u. a. als άρπαγα στρέφων überlie-
ferten Sequenz ab (vgl. hier oben, Textgestalt). Sicher ist dabei nur, daß eine
unbekannte männliche Figur (Partizip-Endung -ων) als Subjekt etwas durch-
führt (στρέφειν, τρέφειν oder auch έκτρέφειν) und seine Aktion als Objekt ei-
nen Greifvögel (die Weihe) hat, der als allsehend charakterisiert wird, vielleicht
auch als räuberisch (wenn man άρπαγα liest). Als Alternative zu einer Form