184
Aristophanes
voc. diff. 514 (χιτώνιον καί χιτωνίσκος διαφέρει, χιτωνίσκος μέν γάρ ό τού
άνδρός καί χιτών χιτώνιον δέ τό τής γυναικός ένδυμα, έστι δέ τοϋτο λεπτόν).
Interpretation Es ist von einem Mann die Rede, der ein typisch weibliches
Kleid bereits anhat, oder - falls der Hauptzsatz einen Imperativ enthalten
sollte - gerade von jemandem aufgefordert wird etwas zu tun, wofür er zuvor
dieses Kleid anziehen muß. Das deiktische Pronomen deutet auf eine Präsenz
des Gewands auf der Bühne (vgl. Nicoch. fr. 8 [Herakles choregos] φέρε vüv
ταχέως χιτώνα τόνδ’ έπενδύτην, mit Orth 2015, ζ. St.).
Da das chitönion ohne weitere Epitheta in der Komödie stets den weibli-
chen Chiton bezeichnet (vgl. hier unten, zu χιτώνιον), dient das Adj. weiblich
wohl nur der Kontrastierung zur Männlichkeit der Figur. Die Idee, daß sich
dieser Mann als Frau verkleidet, um am Thesmophorienfest teilzunehmen, und
das Fragment somit aus den Thesmophoriazousai II stammen könnte (Fritzsche
1838, 615: „quum satis credibile sit, virum muliebri habitu in Thesmophorium
venisse“), ist zwar suggestiv, aber Travestie-Szenen sind bei (nicht unbedingt
effeminierten) Männern nicht weniger denkbar.
In der Stelle, die am nächsten steht (Ar. Eccl. 374 τό τής γυναικός δ’ άμπέ-
χει χιτώνιον;), wird etwa Blepyros in Frauenkleidern erwischt und recht-
fertigt sich damit, daß er zuhause im Dunkel das erste parate Ding angezo-
gen habe; eine weitere Parallele - und zugleich einen weiteren potentiellen
Deutungsansatz - bietet Arar. fr. 4 [Kaineus] (παρθένος δ’ είναι δοκεΐ, / φορών
κροκωτούς καί γυναικείαν στολήν ,er sieht aus wie ein Mädchen, / denn
er trägt safranfarbige Gewänder und ein weibliches Kleid'), wo der verklei-
dete Mann wohl mit dem titelgebenden Kaineus zu identifizieren ist. Wie
schon allein diese Beispiele zeigen, kann die Palette der Möglichkeiten von
einer okkasionellen Verkleidung, die nicht einmal unbedingt Effeminiertheit
impliziert, bis zu einer mythologisch motivierten Travestie reichen (zu den
weiblichen Zügen des Dionysos, der u. a. in Cratin. fr. 40,2 [Dionysalexandros]
einen κροκωτός trägt, vgl. Casolari 2003, 117-20).
Nach den Komödienbelegen für χιτώνιον (vgl. hier unten, zum Wort) ist
davon auszugehen, daß dieses Gewand - zumal durchsichtig, zerrissen oder
aufgeschürzt - besonders verführerisch auf Männer wirkte.
γυναικεΐον Bezogen auf Kleider auch in Ar. Thesm. 851 (γυναικεία στο-
λή), Arar. fr. 4,2 [Kaineus] (vgl. hier oben, Interpretation), Men. Sicyon. 280
(πτέρυξ χιτωνίσκου γυναικείου διπλή).
χιτώνιον Dieses Diminutiv von χιτών bezeichnet ein ärmelloses Gewand,
das vornehmlich von Frauen getragen wurde (außer den zitierten Stellen vgl.
Ar. Lys. 48 τά διαφανή χιτώνια, 150 κάν τοΐς χιτωνίοισι τοΐς Άμοργίνοις, Ran.
410-2b νΰν δή κατεϊδον καί μάλ’ ευπροσώπου / συμπαιστρίας / χιτωνίου
παραρραγέν-/τος τιτθίον προκύψαν, vom zerrissenen Gewand eines lasziv
Aristophanes
voc. diff. 514 (χιτώνιον καί χιτωνίσκος διαφέρει, χιτωνίσκος μέν γάρ ό τού
άνδρός καί χιτών χιτώνιον δέ τό τής γυναικός ένδυμα, έστι δέ τοϋτο λεπτόν).
Interpretation Es ist von einem Mann die Rede, der ein typisch weibliches
Kleid bereits anhat, oder - falls der Hauptzsatz einen Imperativ enthalten
sollte - gerade von jemandem aufgefordert wird etwas zu tun, wofür er zuvor
dieses Kleid anziehen muß. Das deiktische Pronomen deutet auf eine Präsenz
des Gewands auf der Bühne (vgl. Nicoch. fr. 8 [Herakles choregos] φέρε vüv
ταχέως χιτώνα τόνδ’ έπενδύτην, mit Orth 2015, ζ. St.).
Da das chitönion ohne weitere Epitheta in der Komödie stets den weibli-
chen Chiton bezeichnet (vgl. hier unten, zu χιτώνιον), dient das Adj. weiblich
wohl nur der Kontrastierung zur Männlichkeit der Figur. Die Idee, daß sich
dieser Mann als Frau verkleidet, um am Thesmophorienfest teilzunehmen, und
das Fragment somit aus den Thesmophoriazousai II stammen könnte (Fritzsche
1838, 615: „quum satis credibile sit, virum muliebri habitu in Thesmophorium
venisse“), ist zwar suggestiv, aber Travestie-Szenen sind bei (nicht unbedingt
effeminierten) Männern nicht weniger denkbar.
In der Stelle, die am nächsten steht (Ar. Eccl. 374 τό τής γυναικός δ’ άμπέ-
χει χιτώνιον;), wird etwa Blepyros in Frauenkleidern erwischt und recht-
fertigt sich damit, daß er zuhause im Dunkel das erste parate Ding angezo-
gen habe; eine weitere Parallele - und zugleich einen weiteren potentiellen
Deutungsansatz - bietet Arar. fr. 4 [Kaineus] (παρθένος δ’ είναι δοκεΐ, / φορών
κροκωτούς καί γυναικείαν στολήν ,er sieht aus wie ein Mädchen, / denn
er trägt safranfarbige Gewänder und ein weibliches Kleid'), wo der verklei-
dete Mann wohl mit dem titelgebenden Kaineus zu identifizieren ist. Wie
schon allein diese Beispiele zeigen, kann die Palette der Möglichkeiten von
einer okkasionellen Verkleidung, die nicht einmal unbedingt Effeminiertheit
impliziert, bis zu einer mythologisch motivierten Travestie reichen (zu den
weiblichen Zügen des Dionysos, der u. a. in Cratin. fr. 40,2 [Dionysalexandros]
einen κροκωτός trägt, vgl. Casolari 2003, 117-20).
Nach den Komödienbelegen für χιτώνιον (vgl. hier unten, zum Wort) ist
davon auszugehen, daß dieses Gewand - zumal durchsichtig, zerrissen oder
aufgeschürzt - besonders verführerisch auf Männer wirkte.
γυναικεΐον Bezogen auf Kleider auch in Ar. Thesm. 851 (γυναικεία στο-
λή), Arar. fr. 4,2 [Kaineus] (vgl. hier oben, Interpretation), Men. Sicyon. 280
(πτέρυξ χιτωνίσκου γυναικείου διπλή).
χιτώνιον Dieses Diminutiv von χιτών bezeichnet ein ärmelloses Gewand,
das vornehmlich von Frauen getragen wurde (außer den zitierten Stellen vgl.
Ar. Lys. 48 τά διαφανή χιτώνια, 150 κάν τοΐς χιτωνίοισι τοΐς Άμοργίνοις, Ran.
410-2b νΰν δή κατεϊδον καί μάλ’ ευπροσώπου / συμπαιστρίας / χιτωνίου
παραρραγέν-/τος τιτθίον προκύψαν, vom zerrissenen Gewand eines lasziv