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Aristophanes; Verlag Antike [Editor]
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,9): Aristophanes fr. 590-674: Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.53731#0205
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Incertarum fabularum fragmenta (fr. 649)

201

Komikerzitat, das auf Cratin. fr. 305 (θύραζ’ ούκ έστι μύθος έκφορος / εντεύθεν
ώς <τούς> άφρονας) folgt und zusammen mit Eur. Ale. 422 ([...] εκφοράν γάρ
τούδε θήσομαι νεκρού) genannt wird, hatte die Bezugnahme des Oreibasios -
Leibarzt des Kaisers Julian, der hier Galens medizinische Schriften epitomier-
te - auf die Frauen geboten, die im Ägypten als έκφόροι dienten.
Textgestalt Der Vers ist aus syntaktischen Gründen korrupt (όταν mit Indik.),
so daß die Emendationsvorschläge sich auf diese Konjunktion konzentrieren:
das Relativpronomen οτων von Nauck 1888, 227-8 (so auch in Henderson
2007, 428-9, mit der Übers.: „those whose loved ones were present for the
funeral“) ist im 5 Jh. v. Chr. nur einmal belegt (Soph. OT 414 ούδ’ δτων οίκεΐς
μέτα); das ώ τάν (... εκφοράν;) von Renehan 1976, 103-4 ist aufgrund der
hohen Häufigkeit dieser Anrede in der Komödie (zumal oft verschiedentlich
korrupt) eine ernst zu nehmende Möglichkeit; ebenfalls denkbar sind das οθ’
oi von Blaydes 1885, 393 und das όσοι von Kaibel in Kassel-Austin z. St., die ih-
rerseits mit Hinblick auf Soph. Ant. 170-1 (οτ’ ούν εκείνοι προς διπλής μοίρας
μίαν / καθ’ ήμέραν ώλοντο) οτ’ ούν vorschlagen. Auch mit dem παρώσιν von
Daremberg in Bussemaker-Daremberg 1862, z.St. ergäbe sich ein korrekter
3ia (gedruckt in Kock III 725: δταν φίλοι παρώσιν επί τήν εκφοράν), aber
eine solche Änderung der Verbalform erscheint auch paläographisch weniger
ökonomisch.
Interpretation Abgesehen davon, was syntaktisch restituiert wird, ist die
angedeutete Szene klar: jemand erzählt von der Präsenz von Freunden bei
einem Leichenzug. Die Teilnahme von Familienangehörigen an der ekphora
ist spätestens in Lys, 1,8 und [Dem.] 43,62 bezeugt (vgl. Harne 2004, 562 mit
A. 42, mit Verweis auf LSCG 97A, 24-9).
Für eine ausdrückliche literarische Präsenz von Freunden bei der Trauer-
feier wird man erst auf Ael. Var. hist. VIII 4 (καί επί τήν εκφοράν αύτών
παρεκάλει τούς φίλους) warten müssen, aber die Miteinbeziehung des
Familien- und Freundeskreises (d.h. οικείοι bzw. φίλοι) in die Begräbnisfeier,
die viel häufiger als die von demos und polis ist (für Athen etwa CEG 111. 12),
ist bereits in archaischer und klassischer Zeit epigraphisch bezeugt (für Attika
etwa CEG I 25. 35. 50. 57. 96. 97. 530. 534) und läßt die ganze Angelegenheit
in eine eher private Sphäre projizieren.
t όταν Vgl. hier oben, Textgestalt.
φίλοι Zur Teilnahme von Freunden an der ekphora vgl. hier oben, Inter-
pretation.
παρήσαν Vgl. das bereits zitierte Eur. Ale. 422-3 (άλλ’, εκφοράν γάρ
τούδε θήσομαι νεκρού, / πάρεστε) und Thuc. II 34,3 (ξυνεκφέρει δε ό βουλό-
μενος καί άστών καί ξένων, καί γυναίκες πάρεισιν αί προσήκουσαι επί τον
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