Testimonien (test. 4)
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fremdartigen Ton in fr. 402 aufzuspüren vermeint);18 in diesem Fall wäre es
aber nicht klar, warum die Komödie stattdessen Archippos zugewiesen wor-
den ist, da er bei den Zitatträgern als attischer Schriftsteller erwähnt wird
(vgl. z.B. Athen. 7,315b-c und die Zitate aus dem Antiattizisten, s. supra zum
Abschnitt „Überlieferung und Rezeption“ und s. Tosi 1998a, 333-4).19 Die
Zuweisung der Νήσοι an Aristophanes wurde häufig verworfen (vgl. neben
Kaibel 1889, 47-9 und 55-6 z.B. Geißler 1925, 80); für eine aristophanische
Autorschaft spricht sich zuletzt Labiano 2012 aus,20 wobei er sprachliche und
inhaltliche Ähnlichkeiten zu erkennen vermeint, die fr. 402 mit der aristopha-
nischen Komödie aufweise. Aus den Νήσοι sind 13 Fragmente überliefert (frr.
402-14). Der Titel weist wahrscheinlich auf die Mitglieder des Chores hin (vgl.
ihr vermutliches Auftreten in fr. 403), der höchstwahrscheinlich aus Inseln
bestand, die von Athen misshandelt wurden, s. dazu Pellegrino 2015, 240 mit
Verweis auf weitere Literatur. Einen Hinweis auf die Datierung der Komödie
könnte die Verspottung des Panaitios (fr. 409) geben, wenn dieser mit einer
der beiden „Painatios“ genannten Personen in And. 1,13 und 1,52, 1,67-8 zu
identifizieren ist, die für die Schändung der Hermen und den Mysterienfrevel
(415 v. Chr.) angezeigt wurden und ins Exil (bis ins Jahr 403 v. Chr.) gingen; s.
dazu MacDowell 1962, 72 und Dunbar 1995, 304-5 (ad Ar. Av. 440-3). Νήσοι
ist außerdem als möglicher Alternativtitel für Platons'Ελλάς ή Νήσοι belegt (s.
Pirrotta 2009, 86), während die dorische Form Νάσοι der Titel einer Komödie
von Epicharm ist.
Νίοβος Der Titel weist aller Wahrscheinlichkeit nach auf die Komödie
Δράματα ή Νίοβος hin, vgl. auch supra die verkürzte Erwähnung des
Διόνυσος ναυαγός. Im Falle von Νίοβος liegt jedoch ein komplizierter Fall vor:
Νίοβος (oder Νιόβη) kommt als Alternativtitel der aristophanischen Komödie
Δράματα vor und für diesen Titel ist außerdem ein weiterer Alternativtitel
(Κένταυρος) belegt. Dass es sich dabei aber um zwei eigenständige Stücke
18 Außerdem würden diese Elemente nach Kaibel «für die mittlere Komödie weit bes-
ser als für die alte» passen, was der belegten Zuweisung der Νήσοι an Archippos
in der Tat widerspricht (s. dazu bereits Kock 1890, 53-4). Zu einem weiteren mög-
lichen Grund für die angezweifelte Autorschaft aller vier Komödien s. supra zum
Abschnitt „Archippos und andere Komödiendichter“.
19 Ohne selbst die These zu vertreten, verweist Tosi auf Archippos’ Fragmente (frr. 16
und 44), die wegen der auffälligen Verwendung eines ungewöhnlichen Genus eines
Substantivs überliefert werden, und sieht darin ein (schwaches) Argument dafür,
dass Eratosthenes Archippos für einen Komiker mit einer weniger reinen Sprache
als Aristophanes gehalten habe. Zur Betrachtung des Archippos als „attischer“
Dichter s. supra zum Abschnitt „Sprache“.
20 Zu dieser Auffassung s. den Überblick in Labiano 2012, 321-5.
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fremdartigen Ton in fr. 402 aufzuspüren vermeint);18 in diesem Fall wäre es
aber nicht klar, warum die Komödie stattdessen Archippos zugewiesen wor-
den ist, da er bei den Zitatträgern als attischer Schriftsteller erwähnt wird
(vgl. z.B. Athen. 7,315b-c und die Zitate aus dem Antiattizisten, s. supra zum
Abschnitt „Überlieferung und Rezeption“ und s. Tosi 1998a, 333-4).19 Die
Zuweisung der Νήσοι an Aristophanes wurde häufig verworfen (vgl. neben
Kaibel 1889, 47-9 und 55-6 z.B. Geißler 1925, 80); für eine aristophanische
Autorschaft spricht sich zuletzt Labiano 2012 aus,20 wobei er sprachliche und
inhaltliche Ähnlichkeiten zu erkennen vermeint, die fr. 402 mit der aristopha-
nischen Komödie aufweise. Aus den Νήσοι sind 13 Fragmente überliefert (frr.
402-14). Der Titel weist wahrscheinlich auf die Mitglieder des Chores hin (vgl.
ihr vermutliches Auftreten in fr. 403), der höchstwahrscheinlich aus Inseln
bestand, die von Athen misshandelt wurden, s. dazu Pellegrino 2015, 240 mit
Verweis auf weitere Literatur. Einen Hinweis auf die Datierung der Komödie
könnte die Verspottung des Panaitios (fr. 409) geben, wenn dieser mit einer
der beiden „Painatios“ genannten Personen in And. 1,13 und 1,52, 1,67-8 zu
identifizieren ist, die für die Schändung der Hermen und den Mysterienfrevel
(415 v. Chr.) angezeigt wurden und ins Exil (bis ins Jahr 403 v. Chr.) gingen; s.
dazu MacDowell 1962, 72 und Dunbar 1995, 304-5 (ad Ar. Av. 440-3). Νήσοι
ist außerdem als möglicher Alternativtitel für Platons'Ελλάς ή Νήσοι belegt (s.
Pirrotta 2009, 86), während die dorische Form Νάσοι der Titel einer Komödie
von Epicharm ist.
Νίοβος Der Titel weist aller Wahrscheinlichkeit nach auf die Komödie
Δράματα ή Νίοβος hin, vgl. auch supra die verkürzte Erwähnung des
Διόνυσος ναυαγός. Im Falle von Νίοβος liegt jedoch ein komplizierter Fall vor:
Νίοβος (oder Νιόβη) kommt als Alternativtitel der aristophanischen Komödie
Δράματα vor und für diesen Titel ist außerdem ein weiterer Alternativtitel
(Κένταυρος) belegt. Dass es sich dabei aber um zwei eigenständige Stücke
18 Außerdem würden diese Elemente nach Kaibel «für die mittlere Komödie weit bes-
ser als für die alte» passen, was der belegten Zuweisung der Νήσοι an Archippos
in der Tat widerspricht (s. dazu bereits Kock 1890, 53-4). Zu einem weiteren mög-
lichen Grund für die angezweifelte Autorschaft aller vier Komödien s. supra zum
Abschnitt „Archippos und andere Komödiendichter“.
19 Ohne selbst die These zu vertreten, verweist Tosi auf Archippos’ Fragmente (frr. 16
und 44), die wegen der auffälligen Verwendung eines ungewöhnlichen Genus eines
Substantivs überliefert werden, und sieht darin ein (schwaches) Argument dafür,
dass Eratosthenes Archippos für einen Komiker mit einer weniger reinen Sprache
als Aristophanes gehalten habe. Zur Betrachtung des Archippos als „attischer“
Dichter s. supra zum Abschnitt „Sprache“.
20 Zu dieser Auffassung s. den Überblick in Labiano 2012, 321-5.