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Miccolis, Elisabetta R.; Archippus
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 12): Archippos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53728#0070
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Archippos

pretiert es als eine geringwertige Münze (vgl. den Ausdruck ουδέ σύμβολον)
und s. ferner auch Casaubon 1621, 226 und Gauthier 1972, 70 Anm. 24, nach
denen „nicht einmal ein symbolon haben“ ein Sprichwort in Bezug auf einen
armen Menschen sei. Die Hinweise auf eine Beziehung der Gastfreundschaft
zwischen ihnen könnten aber nahelegen, dass im Fragment von den Er-
kennungszeichen die Rede ist, die die Gastfreunde ausgetauscht haben, um
ihr Gastfreundschaftsverhältnis und ihre Identität nachzuweisen (s. bereits
Mastromarco-Totaro 2006, 282-3 Anm. 327 und vgl. infra zu σύμβολον). In
diesem Fall würde v. 2 auf die Missachtung eines elementaren Brauchs der
Gastfreundschaft hinweisen, s. Schmid 1946, 157 mit Anm. 7, der das vorlie-
gende Fragment auf Herakles’ «bäuerischfe] Unverfrorenheit» bezieht. Mit
der bereits von Kock (CAFI, 680) vorgeschlagenen Identifikation des άνδρών
αριστος mit Herakles passen nämlich neben dem Komödientitel und der ko-
mischen Charakterisierung des Helden (vgl. supra zum Titel) vor allem die
Stellen zusammen, in denen er durch diese Wendung gekennzeichnet wird
(vgl. infra zum Lemma). Das Bild des Gastes ohne σύμβολον könnte zudem
gut zur Figur des Herakles passen, da er auch in der ernsten Literatur nicht
nur als tapferer Wohltäter für die Menschheit, sondern auch als grober und
etwas bäurischer Held dargestellt wird, s. Murray 1946,109 «he [sc. Herakles]
seems to have been the hero of a subject peasant population in a low state
of culture».88 Kock schlägt außerdem die Identifikation des Sprechers mit
Herakles’ Schwiegervater vor. Wenn damit Zeus, der Vater der Hebe, gemeint
ist,89 war er zugleich auch der Vater des Helden (s. supra zum Titel Άμφιτρύων).
In diesem Fall wäre das Fragment ein witziges (weil nicht völlig zufriedenes)
Urteil eines Schwiegervaters/Vaters über seinen Schwiegersohn/Sohn.
Zu Herakles als Gastfreund vgl. Hom. Od. 21,25-30 (Herakles’ Mord des
Iphitos, als er ihn als Gast beherbergte); Eur. Ale. 559 (Admet nahm Herakles
trotz seiner Trauer um Alkestis in seinem Haus auf, weil der Held „der beste
Gastgeber“ war, jedesmal wenn er nach Argos kam, und tatsächlich erweist
sich Herakles als guter Gastfreund, indem er Alkestis aus dem Hades zurück-
bringt); Diod. 4,32,4 und 42,6 und Apollod. 2,5,9 (Herakles’ Tötung seines
Gastfreundes Laomedon, des Königs von Troja, weil er dem Helden die ihm
versprochenen unbesiegbaren Stuten nicht geben wollte).
1 άνδρών άριστος Die Wendung kann auf Helden und Menschen
Bezug nehmen, die sich durch ihre Gaben und Taten auszeichneten, vgl.

88 Zu Herakles in der Komödie s. außerdem supra zum Titel.
89 S. supra die Diskussion zum Inhalt der Komödie. Spekulativ ist die Annahme von
Storey (2012, 2 Anm. 5), dass der Sprecher Admet, der Gastgeber des Herakles in
Euripides’ Alkestis, sei.
 
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