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Miccolis, Elisabetta R.; Archippus
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 12): Archippos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53728#0112
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108

Ar chippos

Dazu könnte die Ergänzung von Porson (1815, 281; einstimmig gefolgt ab
FCG II.2, 720) άποδοκιμάζειν <είτα δοκιμάζειν> πάλιν gut passen, da sie auch
eine Parallele in Harpokrations Wortlaut άποχειροτονεΐν/πάλιν χειροτονεΐν
zu haben scheint. Der Grund für das Weglassen der Worte könnte außer-
dem die Ähnlichkeit zwischen άποδοκιμάζειν und δοκιμάζειν gewesen sein.
Zur Wendung είτα ... πάλιν vgl. Arist. Hist. an. 552a27 είτα σκωλήκιον
άποβαίνει άκίνητον· είτα κινηθέν ύστερον γίνεται άκίνητον πάλιν; Men.
Sic. 244-5 άνέκραγον / ,,όρθώς γε“ πάντες, είτα „λέγε“ πάντες πάλιν.
Weitere Ergänzungen sind allerdings möglich, z.B. eine Form von αίρέω (die
παλιναίρετοι direkt aufgreifen könnte).
Gegen Runkels (1829, 105) Vorschlag αίρουμένους τε πραγμάτων /
έπιστάτας άποδοκιμάζειν <αϋ) πάλιν, der sich auf die Parallele zu Soph. Phil.
952, Oed. Col. 1418 und Ar. Nub. 975 stützt, spricht, (a) dass sich daraus ein
unvollständiger iambischer Trimeter in v. 1 ergibt und (b) dass in vv. 1-2
weder die Penthemimeres noch die Hephthemimeres möglich sind.
Zum hier zu Beginn von v. 3 abgedruckten Sprecherwechsel s. infra zur
Interpretation.
Interpretation Die Interpretation des Fragments hängt mit den folgenden
Fragen zusammen: (a) ob αίρουμένους als Subjekts- oder Objektsakkusativ der
Infinitivkonstruktion zu betrachten ist; (b) an was sich der durch τε eingeleite-
te Satz anschließt; (c) ob bei παλιναίρετοι ein Wortspiel vorliegt und - wenn
ja - welches; (d) von welchem Verb die Infinitivkonstruktion abhängt.
(a) Wenn sich der Akkusativ αίρουμένους auf den (fehlenden) Subjekts-
akkusativ der Infinitivkonstruktion bezieht, ist ihr Objekt πραγμάτων
έπιστάτας und das Subjekt von αίρέω lässt sich aus v. 3 (ποιώμεν) erschließen
(„nachdem wir die Vorsteher der politischen Angelegenheiten gewählt ha-
ben“); zu αίρέομαι (Medium) mit der Bedeutung „für sich nehmen“ und daher
„wählen“ vgl. z. B. Xen. Hell. 1,1,27; zu weiteren Belegen s. Olson 2016, 237 ad
Eup. fr. 219,1. Es ist allerdings auch möglich - aber nicht so wahrscheinlich
-, dass sich αίρουμένους auf den Objektsakkusativ der Infinitivkonstruktion
bezieht: Dabei ist das Verb (Passiv) ein attributives Partizip zu πραγμάτων
έπιστάτας („die gewählten Vorsteher der politischen Angelegenheiten (ab-
lehnen)“). Gegen diese Möglichkeit spricht die Tatsache, dass αίρέω in der
passiven Bedeutung „gewählt sein“ in der Regel im Perfekt und Aorist Passiv
verwendet wird. Für diese Bedeutung im Präsens erwähnt LSJ s. v. αίρέω C.II
nur Arist. Pol. 1299al9.
(b) Die Frage muss offenbleiben. Es ist allerdings plausibel, dass es sich
dabei um einen Satz handelte, der mit dem überlieferten Infinitivsatz den
Grund für die Gefahr, παλιναίρετοι zu werden, lieferte (z.B. einen Satz mit
 
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