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Miccolis, Elisabetta R.; Archippus
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 12): Archippos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53728#0166
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162

Archippos

Das überlieferte έσχάραις lässt sich auf keinen Meerestiernamen zurück-
führen, weshalb die Dativform des Fischnamens εσχαρος (wahrscheinlich
„Plattfisch“) vorgeschlagen wurde, vgl. Schweighaeuser Animadv. II, 80 und
Kock 1875, 402. Die Korrektur scheint aber unnötig, έσχάραι könnten nämlich
in der Aufzählung gut passen, (auch) weil dabei mit der Ähnlichkeit zwischen
der griechischen Bezeichnung für Plattfische (εσχαρος) und Kohlenbecken
(έσχάρα) gespielt worden sein könnte (s. infra zur Interpretation), vgl. zudem
die Benennung σάλπης (Mask.) für den als σάλπη (Fern.) bekannten Fisch in
fr. 16.
Zur Verwendung des Artikels bei einem Glied (τοϊς κτεσίν τε) in einer
Aufzählung, deren andere Glieder ohne Artikel erwähnt werden, vgl. z. B.
Epilyc. fr. 3,2 mit Orth 2014, 262 mit weiteren Stellen. Der überlieferte Text
kann also den Korrekturen von Wilamowitz ap. Kaibel Athen. I, 200 (βελόναισί
τε κτεσίν τε) und Kock 1875, 402 (βελόνοας, βάτοις κτεσίν τε) vorgezogen
werden.
Interpretation lambische katalektische Tetrameter werden in der Komödie
für die Parodos und den Agon verwendet. In den Ichthyes kommen sie auch
in fr. 23 vor: Ob die Fragmente zur selben Szene gehörten, muss aber offen-
bleiben.
Das Fragment besteht aus einer Liste von vier essbaren Meerestieren (vgl.
supra zu fr. 12) im Dativ (PL); eines davon ist ein Fisch (βελόνη) und drei
sind Schalentiere (λεπάς, έχϊνος, κτείς). Ihre Namen stimmen mit Namen
von Gegenstände aus dem Alltagsleben überein oder erinnern an sie, vgl.
infra zu den jeweiligen Lemmata. Neben den Meerestieren werden aber auch
έσχάραι genannt. Damit wurden Kohlenbecken bezeichnet, die zum Kochen
und Grillen dienten, während εσχαρος eine Fischsorte bezeichnet.212 Man
könnte deshalb zwei mögliche Interpretationen annehmen: (a) Im Fragment
werden Fische und Gegenstände aus dem Alltagsleben erwähnt; oder - und
das scheint wahrscheinlicher - (b) die Aufzählung könnte dazu gedient haben,
Missverständnisse zwischen den Gesprächspartnern aufkommen zu lassen,
die über Fische und Gegenstände reden, ohne sich verständigen zu können.
Die Mitteldihärese trennt die ersten drei Glieder, die jeweils dreisilbig und
asyndetisch miteinander verbunden sind, von den letzten beiden, die durch
τε aneinandergefügt sind.
Eine interessante Parallele findet sich im iambischen Septenar in Plaut.
Rud. 297 echinos, lopadas, ostreas, balanos, captamus, conchas, der zusammen

212 Vgl. die Übersetzung von Bothe (1855, 272) «lepadibus, echinis, focis, et sane be-
lonis [nach dem von ihm gesetzten Text βελόναις τέ τοι] pectinibusque».
 
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