Metadaten

Miccolis, Elisabetta R.; Archippus
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 12): Archippos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53728#0208
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
204

Ar chippos

eine Parallele zu dem vom Zitatträger (s. supra zum Zitatkontext) in Theop. fr.
58274 belegten Beinamen έμβαδάς (zur Akzentuierung s. Gavrilov 1996,100 mit
Anm. 3-6), der den Hersteller einer bestimmten Art von Schuhen (έμβάδες)275
bezeichnet (s. dazu Gavrilov 1996, der darin eine Anspielung auf Anytos’ de-
mokratische Sympathie liest). Beide komischen Beinamen erklären sich außer-
dem dadurch, dass Anytos’ Besitzer einer Gerberei war (vgl. Xen. Ap. 29; Dio
Chrys. 55,22; Schol. Plat. Ap. 18b3 (= p. 12 Cufalo) und s. Davies 1971, 41)276
und das Gerben mit der Herstellung von (Leder-)Schuhen verbunden war, vgl.
die Berufsbezeichnung für den Schuhmacher σκυτεύς/σκυτότομος277 (aus
σκύτος „Leder“) und ferner Ar. Eq. 315-21 (der Le der Verkäufer (βυρσοπώλης)
Kleon wird angeklagt, schlechtes Leder für Sohlen verkauft zu haben) und Plat.
Charm. 161e ύποδήματα („Sandalen“) σκυτοτομεϊν.
Der Beruf des Schuhmachers (s. Headlam 1922, xlviii-xlix; Cloche 1931,
68-9 mit Vasendarstellungen in Taf. χχχί,Ι; Lau 1967 mit Vasendarstellungen
in Abb. 12-3) wurde außerdem für eines der niedrigsten Gewerbe gehalten,
vgl. die oben erwähnte Stelle in Ar. Eq. 738-40; Xen. Mem. 4,2,22 (σκυτεϊς,
χαλκεϊς und τέκτονες als άνδραποδώδεις); Plat. Tht. 180d (σκυτεϊς als die ein-
fachsten und ungebildetsten Menschen schlechthin), Prot. 324c (Gleichstellung
mit den χαλκεΐς); vgl. ferner den Schuster, der sich in Luc. Cat. 15 im Hades
besser fühlt als auf Erden. In Xen. Oec. 4,2 wird außerdem das Handwerk
als eine schädliche τέχνη verachtet, weil die sitzende Lebensweise, die sie
voraussetzt, schädlich für den Körper (und die Seele) sei. Die Schuster, die wie
andere Handwerker ihren Beruf normalerweise im Haus ausübten (vgl. Ar.
Plut. 162), haben in der griechischen Vorstellung eine weiße Hautfarbe (wie
die Frauen), vgl. den Witz in Bezug auf die als Männer verkleideten Frauen
in Ar. Eccl. 385 πάντας σκυτοτόμοις ήκάζομεν, 387 ώς λευκοπληθής ήν ίδεϊν
ήκκλησία (mit Ussher 1973,129-30), 432 und das Sprichwort in Schol. Ar. Pac.
1310a ούδέν λευκών άνδρών έργον εί μή σκυτοτομεϊν. Nach Xen. Cyr. 8,2,5,
war die Schuhherstellung in großen Städten hoch spezialisiert, so dass der eine

274 Zur Datierung der Komödie s. Geißler 1925, 67 Anm. 3 und 1969, xvii-xviii und
Gavrilov 1996, 100 mit Anm. 1.
275 Zu diesem sehr verbreiteten «hard-wearing outdoor shoe» s. Arnott 1996, 134 mit
Literaturhinweisen.
276 Dadurch verdient die Frage des Sokrates an Anytos in Men. 90c („und wenn wir
möchten, dass er (sc. Menon) zu einem guten Schuster (σκυτότομος) wird, würden
wir ihn nicht zu einem Schuster (in die Ausbildung) schicken?“) wahrscheinlich
eine besondere Pointe.
277 Zu σκυτεύς = σκυτότομος vgl. Plat. Gorg. 490e-91a (auf den Dunbar 1995, 335
verweist).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften