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Miccolis, Elisabetta R.; Archippus
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 12): Archippos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53728#0219
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Όνου σκιά (test, ii)

215

Quellen295 in einer Anekdote zu finden, deren Protagonist Demosthenes (4. Jh.
v. Chr.) ist. Während eines Prozesses habe der Redner den unaufmerksamen
Richtern das Folgende erzählt. Ein Junge mietet einen Esel für eine Reise. Um
sich vor der Hitze zu schützen, stellt er sich am Mittag in den Schatten des
Tieres. Deshalb lädt der Besitzer des Esels den Jungen vor Gericht. Er hatte
nämlich nur den Esel und nicht seinen Schatten gemietet. Hier unterbricht
Demosthenes seine Erzählung und die Richter fragen ihn nach dem Grund
dafür. Daraufhin fragt er seinerseits, weshalb sie sich zwar für den Schatten
eines Tieres, aber nicht für die Ereignisse des Prozesses interessierten.
Der Titel Όνος bezieht sich auf den „Esel“, der als Last-, Zug- und Reittier
genutzt wurde. Einen Esel konnte man sich günstig kaufen und halten. Im
Allgemeinen wurde der Esel aber verachtet und für dumm und lüstern ge-
halten, s. Olck 1907, 644-50; Gregory 2007; Kitchell 2014, 57-9. Zu mehreren
negativ konnotierten Sprichwörtern und Redewendungen in Bezug auf den
Esel s. Tosi 1991, 224-9; Griffith 2006, 227-8 und Olson 2016, 422 ad Eup. fr.
279 mit weiterer Literatur; vgl. ferner auch die ominöse Konnotation dieses
Tieres in Ar. Av. 721 mit Dunbar 1995, 458. In der Komödie wird der Esel durch
seine Langsamkeit (Ar. Av. 1328) gekennzeichnet und als ein Tier erwähnt,
das sich für andere abmüht, aber dadurch nichts für sich selbst gewinnt (Ar.
Ran. 159 mit Dover 1993, 210); „Esel“ ist außerdem in Ar. Vesp. 616 der Name
eines Gefäßes und nach Phryn. Praep. soph. p. 99,9-10 de Borries der Name
einer Art Hebemaschine (die man im Zuge einer spekulativen Annahme mit
dem Inhalt von fr. 35 (s. dazu infrd) in Verbindung setzen könnte).
Zu Komödien, in deren Titel ein Esel vorkommt, vgl. das Stück 'Ονος
άσκοφόρος, das dem Komödiendichter Leukon von der Suda (λ 340 biogra-
phischer Eintrag über Leukon (test. 1)) zugeschrieben wird. Zur Frage der
Existenz dieser Komödie (s. Kaibel ap. PCG V, 611) s. Bagordo 2014b, 16-7.
In PCG II, 549 werden außerdem weitere Titel erwähnt, die mit Eseln
verbunden sind. In der Asinaria des Plautus (zum Problem der umstrittenen
Autorschaft s. Hurka 2010, 26-7 und 69) erwähnt der Dichter als Modell seines
Dramas eine Komödie des sonst unbekannten Demophilos (v. 10). Für den Titel
des Stücks des Demophilos überliefern die Handschriften der Asinaria zwei
Lesarten: Onagos (E) und Onagros (B und D): (1) όναγός („Eselführer“) scheint
eine dorische Form zu sein, da die attische Form *όνηγός lauten würde; das
Substantiv όναγός wird sonst aber vor der christlichen Literatur nicht bezeugt;
(2) Auch das Wort όναγρος („Wildesel“ der auch als Figur in einigen Fabeln

295 Vgl. neben Phot, o 364 = Sud. o 400 (= Paus. att. o 24); Prov. Bodl. 926 (Paroem. Gr.
p. 115 Gaisford); Zenob. vulg. 6,28 (CPGI, 169-70 = test, i); Sud. υ 327; Apost. 17,69
(CPG II, 703) ferner [Plut.] Vit. Dec. Or. 848a-b und Phot. Bibi. 495a, 15-30.
 
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