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Miccolis, Elisabetta R.; Archippus
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 12): Archippos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53728#0266
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262

Archippos

Und obwohl viele das xyron („Rasiermesser“, Neutr.) sagen, muss man beachten,
dass Archippos im Rhinön das Wort im Maskulinum verwendet hat.
Diskussionen Kaibel ap. PCG Π, 553.
Zitatkontext Bei Pollux in einem thematisch weit gefächerten Abschnitt
(10,175-7), der verschiedene Sorten von Gegenständen enthält. Archippos’
Stelle gilt als Nachweisstelle für die Verwendung des Substantivs „Rasiermes-
ser“ im Maskulinum (ξυρός). Als Werkzeug der Frisöre wird das ξυρόν (ohne
Verweis auf seine mögliche Verwendung im Maskulinum) auch mit seinem
Etui (ξυροδόκη (so in den Hss.), mit Ar. Thesm. 220 als Nachweisstelle) von
Pollux in 2,32 und 10,140 erwähnt.
Interpretation Dass das Rasiermesser bereits im Altertum als ein üblicher und
verbreiteter Gegenstand galt, zeigt die Verwendung des Substantivs bei Homer
(II. 10,173) in der schon anscheinend sprichwörtlich gewordenen Wendung
έπ'ι ξυροΰ άκρης (mit der Bedeutung „im entscheidenden Augenblick“). Zu
ähnlichen Ausdrücken vgl. auch Thgn. 557; Aesch. Choeph. 883 (korrupt),
fr. **99,22 R.; Soph. Ant. 996; Eur. Here. Für. 630 und in der Prosa Hdt. 6,11,2.
Rasiermesser (s. dazu Hug 1914; Hurschmann 2001) wurden aus Eisen oder
Bronze (die Klinge) und Elfenbein, Bronze oder Holz (der Griff) hergestellt. Die
Formen waren mannigfaltig. Sie konnten spatel- oder halbmondförmig, lang
und schmal, breit und abgerundet oder breit und dreieckig sein. Die Klinge
ist in manchen Fällen zweischneidig und der Griff mit Tierprotomen oder
Ornamenten dekoriert. In der Regel wurden sie verwendet, um sowohl das
Bart- als auch das Kopfhaar (vgl. Eur. El. 241) zu schneiden. In der Komödie
werden sie allerdings hauptsächlich in Verbindung mit der weiblichen Ent-
haarung gebracht (vgl. Ar. Eccl. 65-6 und fr. 332,1 in einer Aufzählung von
für Frauen typischen Gegenständen) und als Attribut der als effeminiert ver-
spotteten männlichen Figuren, vgl. z. B. Ar. Thesm. 191-220, wo der rasierte
(έξυρημένος, v. 191) und effeminierte Agathon Euripides und dem Verwandten
ein Rasiermesser leihen soll, um den Bart des Verwandten zu rasieren (wäh-
rend Männer in Athen in der Regel einen langen Bart trugen, s. dazu Austin-
Olson 2004 ad loc. und insb. 119, 125 und 127).361
Die für Archippos bezeugte männliche Form ξυρός ist abgesehen vom
vorliegenden Fragment nur bei späteren Autoren zu finden (z. B. Alciphr. 3,30,2
τον ξυρόν) sowie bei den Lexikographen (ohne Verweis auf Archippos), vgl.
neben dem Zitatträger auch Sud. ξ 161 ξυρός· τό έργαλεΐον („xyros: das Gerät“);

361 Dover (1978,144) setzt das hier erwähnte Rasiermesser hingegen mit der Entfernung
von Körperhaar in Verbindung.
 
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