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Miccolis, Elisabetta R.; Archippus
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 12): Archippos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53728#0279
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Incertarum fabularum fragmenta (fr. 47)

275

Allgemeinen erwähnt: Peitho erscheint in Sapph. fr. 200 V. und Aesch. Supp.
1040 als Tochter der Aphrodite. Zusammen mit der Liebesgöttin erscheint sie
ferner in Ibyc. PMGF 288. In Pin. fr. 122,1—2 werden Prostituierte in Korinth als
άμφίπολοι / Πειθοϋς erwähnt (s. dazu Burnett 2011); vgl. auch Pin. Pyth. 4,219,
9,39-39a, fr. 123,14; Soph. Trach. 660-2 (korrupt) und ferner das lückenhafte
Fragment Sapph. fr. 96,29 V. und Plut. Mor. 138c-d. In Ar. Lys. 203-4 (mit
Buxton 1982, 44) rufen die Frauen, die den Sexboykott beschließen, Peitho
an. Darüber hinaus wird Peitho bereits in der Lyrik auch mit der politischen
Sphäre in Verbindung gebracht, vgl. Alcm. PMGF 64 (= fr. 105 Cal.), in dem sie
als Tochter von Prometheia („Voraussicht“) und als Schwester von Eunomia
(„gute gesetzliche Ordnung“) dargestellt wird. Sie hilft, wenn es gilt, jemanden
zu überreden, z. B. in Aesch. Supp. 523, Choeph. 726, Eum. 885-6 und 970
(dank Peitho kann Athena die Erinnyen überzeugen, Orestes freizusprechen;
s. dazu Buxton 1982,65, 112-31; Kane 1986, insb. 100-9 und Pirenne-Delforge
1991, 402) und in der Komödie Eup. fr. 102,5. Zudem bewirkte die starke Kraft
der Überredung häufig, dass sie als etwas Gefährliches und Unbezähmbares
wahrgenommen wurde, vgl. Aesch. Ag. 385 ά τάλαινα Πειθώ; Soph. frr. 865
δεινόν τό τάς Πειθούς πρόσωπον, 870 R.2 ταχεία Πειθώ τών κακών οδοιπορεί
und Eur. Hec. 816 Πειθώ δέ τήν τύραννον άνθρώποις μόνην.377 Zur Rolle der
Überzeugung in der Rhetorik vgl. z.B. Plat. Gorg. 453a.
Der Kult der Peitho ist gut bezeugt, vgl. die archäologischen Beweise für
Athen, Megara, Argos und Sikyon in Pirenne-Delforge 1991, 403-7. Der älteste
epigraphische Nachweis für ein ιερόν der Peitho stammt aus Thasos (IG XII
8,360; 5. Jh. v. Chr.).378 Was Athen betrifft, wurde der Kult nach Paus. 1,22,3
von Theseus nach dem Synoikismos zusammen mit dem Kult der Aphrodite
Pandemos gegründet und für die Gottheiten wurden zwei Statuen errichtet,
deren Originale zu seiner Zeit nicht mehr zu sehen waren. Dass Peitho für eine
wichtige Göttin gehalten wurde, zeigt Hdt. 8,111,2, wo sie von Themistokles
zusammen mit Αναγκαίη als eine wichtige Gottheit der Athener erwähnt
wird. Zur Zeit des Isokrates wurden der Göttin Peitho zudem jährlich Opfer
dargebracht (vgl. Isoc. 15,249). Ein Opfer für die Göttin bezeugt auch [Dem.]
Prooem. 54. Bildliche Darstellungen der Peitho, in denen sie vor allem als
Gefährtin der Aphrodite erscheint, finden sich ab dem Ende des 6. Jh. v. Chr.
(auf einer oinochoe, s. Icard-Gianolio 1994, 243 Al) und vor allem auf den

377 In den erwähnten Stellen ist es nicht immer eindeutig, ob πειθώ in Bezug auf
den Begriff „Überredung“ oder als Personifikation verwendet wird; zu dieser
Ambivalenz s. Buxton 1982, 30-57.
378 Zu einer ausführlichen Liste s. Pirenne-Delforge 1991, 412-3.
 
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