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Bagordo, Andreas
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 1,1): Alkimenes - Kantharos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.47735#0075
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Ekphantides

Satyrn bestand). Allen vier Stücken dürfte ein metatheatralischer Hintergrund
zugrunde liegen.
Die Vermutung, daß den Alexandrinern lediglich das Stück Satyroi vorlag
(Kaibel 1905, 2214; Geißler 1925,16), ist aus zwei Gründen unhaltbar: sie wur-
de noch vor der Publikation (1929) der Choregeninschrift von Halai Aixonides
mit der Angabe eines weiteren Ekphantides-Stücks formuliert (vgl. test. 2;
erst in Geißler 196 92, ix werden die Peirai zwar zur Kenntnis genommen, das
Urteil über Ekphantides’ Überlieferung wird jedoch nicht tangiert); nur zwei
der sechs überlieferten Fragmente stammen aus den Satyroi.
Das einzige erwähnenswerte Zeugnis in der,Moderne“ verdankt Ekphanti-
des der Rezeption der aristotelischen Politik (vgl. test. 3): im Livre de Politiques
d’Aristote (1370-1377) von Maistre Nicole Oresme erscheint Ekphantides - in
der Form Olyfanchide - als jemand der ,gut getanzt“ haben soll, d. h. zur
Flötenmusik des Thrasippos („Et ce appert par le tiltre que Cussippus [d.h.
Chrysippos, eigentlich Thrasippos] establi a un appelle Olyfanchide, qui avoit
bien mene la karole“, 306d; vgl. Menut 1970, 353): hier wird offensichtlich
der Ausdruck χορηγήσας nicht nur fälschlicherweise auf Ekphantides-
Olyfanchide (statt auf Thrasippos-Cussippus) bezogen, sondern auch im Sinne
von ,tanzen“ (d.h. als χορεύειν) mißverstanden.
Die aus den spärlichen Versen extrahierbaren Motive gehen nicht hinaus
über den in der attischen Komödie allgegenwärtigen kulinarischen Kontext
(fr. 1), einen metatheatralischen Bezug zur megarischen Tradition (fr. 3) sowie
das Incipit eines Liedes mit einer ernsthaften Anrufung an Dionysos (fr. 4).
Die übrigen Fragmente (fr. 2. 6) sind Glossen (darunter dürfte κακηγορίστατος
eine polemische Note enthalten, von welcher Natur auch immer); einen politi-
schen Hintergrund könnte ferner die Verspottung des Androkles als Beutel-
schneider“ suggerieren (fr. 5): diese Nebenfigur des öffentlichen Lebens Athens
ist auch der einzige kömödoumenos bei Ekphantides.
Formal auffällig sind ein sonst unbezeugter Gebrauch des Verbs ώμίζειν
(fr. 2), die wohl aus dem juristisch-(kriminalistischen) Jargon stammenden
βαλλαντιοτόμος (fr. 5) und κακηγορίστατος (fr. 6), schließlich der gehobene
Ton des Incipit eines Dionysos-Anrufs (fr. 4). Von den spärlich überlieferten
Versen sind nur ein katalektischer trochäischer Tetrameter (fr. 1) sowie zwei,
oder vielleicht nur ein iambischer Trimeter (vgl. zu fr. 3) vertreten; iambische
Sequenzen sind wohl ebenfalls in fr. 5 (βαλλαντιοτόμον = I I kf I ) sowie
in fr. 6 (κακηγορίστατος = kl kl ku) erkennbar; lyrisch ist nur fr. 4, ein
choriambischer Dimeter in der Form cho+ia.
 
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