Metadaten

Bagordo, Andreas; Teleclides
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 4): Telekleides: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2013

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47793#0056
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Άμφικτύονες (fr. 1)

55

1 λέξω τοίνυν - παρεΐχον Für den ganzen Vers ist die engste Parallele
in Ar. Nub. 961-2 (λέξω τοίνυν τήν άρχαίαν παιδείαν ώς διέκειτο, / δτ’ έγώ
τα δίκαια λέγων ήνθουν καί σωφροσύνη ’νενόμιστο) zu suchen (so bereits
Meineke II. 1 362), wo der Dikaios logos das anapästische Streitgespräch mit
einem Lob der guten alten Zeit eröffnet: zu vergleichen ist nicht nur der wahr-
scheinlich agonale Kontext* * 47 und die Incipit-Formel λέξω τοίνυν, sondern
auch der Bezug zu einer als überlegen erachteten Vergangenheit (άρχαίαν ~
έξ αρχής).
λέξω Für λέξω als einleitende Form einer Meinungsäußerung vgl. auch
Ar. Ach. 369 (λέξω δ’ ύπέρ Λακεδαιμονίων άμοί δοκεϊ) und 501 (έγώ δέ λέξω
δεινά μέν, δίκαια δέ).
τοίνυν Diese Partikel suggeriert hier weder, daß der Sprechende auf die
Darstellung eines vorigen Sprechers mit seiner Gegendarstellung reagiert,
noch kann sie von έγώ gefolgt sein, das zum folgenden Relativsatz gehört (so
hingegen Olson 2007, 101 mit Verweis auf Denniston 19542, 572-3). Wie z.B.
in Ar. Nub. 429. 961, Vesp. 1181 oder Plat. Euthphr. 5d kündigt der Sprecher
seine Intention zu reden an (vgl. Denniston 19542, 571: „Responding to an
invitation to speak: the answerer either announces his intention of speaking,
or plunges at once in medias res“).
ßiov Dieser Gebrauch von βίος im Sinne von ,Lebenszustand“48 fin-
det sich ebenso in Cratin. fr. 256 [Cheirönes] (μακάριος ήν ό προ τού βίος
βροτοϊσιν / προς τά νΰν, ον είχον άνδρες / άγανόφρονες ήδυλόγω σοφία /
β ροτών περισσοκαλλεϊς), der auch auf formaler Ebene Ähnlichkeiten aufwei-
st: den temporalen Ausdruck (προ τού), den Dativ βροτοϊσιν (wenn auch
syntaktisch anders zu verstehen: θνητοϊσι hängt von παρεΐχον ab) und den

zuwendet (dabei beruft sie sich auf das telekleideische Incipit sowie auf Ar. Nub.
961-2).
47 Das scheinbar ähnlich gestaltete com. adesp. fr. 51 (ήδη δέ λέξω τον λόγον τού
δράματος) geriet hingegen unter Verdacht, aus einem metrischen Argumentum
zu einer Menander-Komödie zu stammen (vgl. Kassel-Austin z.St.).
48 Vgl. Leo 1901, 95-6: „Die Bedeutung des Wortes ist nun [d.h. zu Aristoteles’ Zeit]
durchgedrungen, nach welcher βίος die Lebensführung des Einzelnen wie einer
Gesammtheit bedeutet, den aus der Summe charakteristischer Lebensäusserungen
zusammengesetzten χαρακτήρ. Sie hat sich angeschlossen an die ältere Verwendung
des Wortes für das Ganze des menschlichen Lebenszustandes“ (es folgt das Zitat
von Cratin. fr. 256,1 [Cheirönes]·, Leo verweist auch auf Ar. Plut. 50, wo für έν τω
νΰν die Varianten βίω, χρόνω, γένει und έτει überliefert sind).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften