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Bagordo, Andreas; Teleclides
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 4): Telekleides: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.47793#0112
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Αψευδείς (fr. 12)

111

der Apseudeis'·, Meineke V 30) von der Echtheitsfrage ab, die diese Komödie
begleitete (vgl. zu fr. 58) - die Idee von ,Verfassern“ deutet in der Tat auf
die Unsicherheit der Zuschreibung; andererseits wurde aus των πολιτικών ψ
πεποίηκε πραγμάτων ψ ein plausibles πεποιήκασι <μετέχοντα> πραγμάτων
extrahiert (Dindorf, der als Subj. einen PL hat; möglich ist indes auch der Sg.),
nach dem der/die Verf. der Apseudeis Morychos ,an den politischen Geschäften
teilhaben ließ/-en‘ (zum Gebrauch der Präposition πρός + Akk. hier und in
ähnlichen Kontexten in der Sprache der Scholiasten vgl. Dobree 1833, II 268:
„hinc refellitur“: z.B. schol. Ar. Vesp. 91. 941, Pac. 380. 456. 778, Av. 1714, Ran.
35. 301. 360. 365; für die Bedeutung „<the simile refers> to X“ in den Scholien
vgl. Nünlist 2009, 294).
Interpretation Morychos (PA 10421; PAA 658855; LGPN II 320 [4]) wird
in der Komödie generell als Schlemmer verspottet und ist vielleicht mit ei-
nem Tragiker zu identifizieren (TrGF 30 T 1-6: Telekleides wird nur zu T 2
erwähnt):107 in Ar. Ach. 885-7 (ώ φιλτάτη σύ και πάλαι ποθουμένη, / ήλθες
ποθεινή μεν τρυγωδικοΐς χοροΐς, / φίλη δε Μορύχω) wendet sich Dikaiopolis
an einen köstlichen Aal und nennt ihn ,dem Morychos beliebt“ (vgl. Olson
2002, z.St.; hier liegt wohl dem Hinweis auf die τρυγωδικοί χοροί die sonst
unbezeugte Nachricht in schol. Ar. Ach. 887 zugrunde, er sei außer einem
opsophagos auch ein Tragiker gewesen). Auch in Ar. Vesp. 1141-2 (άτάρ
δοκεϊ γέ μοι / έοικέναι μάλιστα Μορύχου σάγματι) wird wieder auf seine
Gefräßigkeit rekurriert (das σάγμα ist ein ,großer Mantel“, im Falle des
Morychos anscheinend extralarge). In Ar. Pac. 1006-9 (καί περί ταύτας ήμάς
άθρόους / όψωνοϋντας τυρβάζεσθαι / Μορύχω, Τελέα, Γλαυκέτη, άλλοις /
τένθαις πολλοΐς) gehört er mit Teleas und Glauketes zu den ,Feinschmeckern“.
In Plat. fr. 114 [Perialges] (ώ θείε Μόρυχε· πώς γάρ ού δαίμων εφυς; / καί
Γλαυκέτης ή ψήττα, καί Λεωγόρας, / οϊ ζήτε τερπνώς ούδέν ενθυμούμενοι)
wird er zusammen mit Glauketes und Leogoras als bon vivant dargestellt (vgl.
Wilamowitz 1870, 55 A. 49 und Pirrotta 2009, z.St.). In Plat. Phdr. 227b wird
die karikierte Gestalt des Morychos zum Gastgeber erhoben (Herrn, ad Plat.
Phdr. 227b [p. 18,20 Couvr. = schol. Plat. p. 68 Greene] erinnert, daß dieser
,Fresser“ [γάστρις] auch von der Komödie als ,Schlemmer“ [γαστρίμαργος]
verspottet wurde, und daß folglich der Aufenthalt des maßlosen Lysias in des-
sen Haus völlig konsequent sei).108 Der in schol. Ar. Ach. 61 betonte Zustand

107 In der Klassifizierung der kömödoumenoi von Sommerstein 1996, 330. 351 zählt er
zu den idols ofthe dinner-table und speziell der conspicuous consumers.
108 Vgl. Steinhausen 1910, 32. 44 und Lefkowitz 1984, 146: „It appears to take only a
generation for comic jokes to be transmuted into historical data: the poet Morychus
(30 T 1-5), satirized as a glutton by Aristophanes (Ach. 885, Pax 1008, Vesp. 506.
 
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