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Nikochares
erst am Ende offenbarte Identität des eher banalen Gegenstands (vgl. Dörrie
1968, 18: „Es wurde in hochtrabendem Stil als ein Werk kunstfertiger Meister
angeboten, entpuppte sich dann aber als eine gewöhnliche Kümmelbüchse“).49
1 σοφαίσι παλάμαις τεκτόνων είργασμένον Vgl. Hom. II. 15,411-2
τέκτονος έν παλάμησι δαήμονος, ος ρά τε πάσης / εύ είδη σοφίης ύποθημο-
σύνησιν Άθήνης, Pind. Pyth. 3,113-4 τέκτονες οία σοφοί / άρμοσαν (in Bezug
auf Dichtungen, vgl. auch Cratin. fr. 70,2 τέκτονες εύπαλάμων ύμνων50), Eur.
Ale. 348-9 σοφή δέ χειρί τεκτόνων ... / είκασθέν, und s. oben zur Interpretation.
παλάμη ist ein hochpoetisches Wort (Homer, Lyriker), das selbst in der
Tragödie nur in lyrischen Versen (Aesch. Suppl. 865, [Aesch.] Prom. 166, Soph.
Phil. 177. 1206, Eur. Andr. 1028, Or. 820), nicht im iambischen Trimeter ver-
wendet wird (lyrisch ist auch Ar. Vesp. 645).
είργασμένον hat hier passivische Bedeutung (wie häufiger beim Perfekt
von έργάζομαι, in der Bedeutung „hergestellt“ „gefertigt“, vgl. LSJ s.v. III. 1;
vgl. in der Komödie Pherecr. fr. 113,2, Ar. Ran. 1282).
Die hier betonte Kunstfertigkeit hängt sicherlich auch mit der Kleinheit
eines Kümmelbehälters und der darin enthaltenen καδίσκια (die zudem als
λεπτά bezeichnet werden) zusammen.
2 {καί) πόλλ’ έν αύτω λέπτ’ έχον καδίσκια Ein ähnlicher Gegenstand
mit zahlreichen Unterabteilungen ist das von Polemon fr. 88 Preller ap. Athen.
ll,478c-d (und vgl. 476e-f) im Zusammenhang eines religiösen Rituals be-
schriebene kernos: τούτο δ’ έστίν άγγεΐον κεραμεοϋν έχον έν αύτω πολλούς
κοτυλίσκους κεκολλημένους (es folgt eine Beschreibung des Inhalts der ein-
zelnen Behälter, der aus Salbei, Mohn, verschiedenen Getreidesorten und
Hülsenfrüchten, Honig, Öl, Wein, Milch und sogar ungewaschener Schafs-
wolle besteht), vgl. Kock I 770-1 und Holland 1884, 211; Kock III 731 nennt
daneben auch [Luc.] Asin. 12 κιβώτιον άδρόν ... πάνυ πολλάς έχον πύξιδας
έν αύτω.
καδίσκιον ist eine nur hier bezeugte Deminutivform zu καδίσκος (vgl.
dazu Orth 2009,136), die hier wohl tatsächlich die geringe Größe der einzelnen
Gefäße ausdrückt.
49 Die Banalität des Gegenstands wird von Dörrie vielleicht ein wenig überbetont,
denn von einer „gewöhnlichen“ Kümmeldose hebt sich das hier genannte Objekt
zumindest durch die vielen feinen Unterteilungen ab. Die Pointe entsteht eher
durch die banale - und undifferenzierte - Verwendung, die für den exquisiten
Gegenstand vorgesehen ist. Denn wofür braucht man so viele Unterabteilungen,
wenn man in dem Gegenstand nur Kümmel aufbewahrt?
50 Zitiert von Blaydes 1896, 94.
Nikochares
erst am Ende offenbarte Identität des eher banalen Gegenstands (vgl. Dörrie
1968, 18: „Es wurde in hochtrabendem Stil als ein Werk kunstfertiger Meister
angeboten, entpuppte sich dann aber als eine gewöhnliche Kümmelbüchse“).49
1 σοφαίσι παλάμαις τεκτόνων είργασμένον Vgl. Hom. II. 15,411-2
τέκτονος έν παλάμησι δαήμονος, ος ρά τε πάσης / εύ είδη σοφίης ύποθημο-
σύνησιν Άθήνης, Pind. Pyth. 3,113-4 τέκτονες οία σοφοί / άρμοσαν (in Bezug
auf Dichtungen, vgl. auch Cratin. fr. 70,2 τέκτονες εύπαλάμων ύμνων50), Eur.
Ale. 348-9 σοφή δέ χειρί τεκτόνων ... / είκασθέν, und s. oben zur Interpretation.
παλάμη ist ein hochpoetisches Wort (Homer, Lyriker), das selbst in der
Tragödie nur in lyrischen Versen (Aesch. Suppl. 865, [Aesch.] Prom. 166, Soph.
Phil. 177. 1206, Eur. Andr. 1028, Or. 820), nicht im iambischen Trimeter ver-
wendet wird (lyrisch ist auch Ar. Vesp. 645).
είργασμένον hat hier passivische Bedeutung (wie häufiger beim Perfekt
von έργάζομαι, in der Bedeutung „hergestellt“ „gefertigt“, vgl. LSJ s.v. III. 1;
vgl. in der Komödie Pherecr. fr. 113,2, Ar. Ran. 1282).
Die hier betonte Kunstfertigkeit hängt sicherlich auch mit der Kleinheit
eines Kümmelbehälters und der darin enthaltenen καδίσκια (die zudem als
λεπτά bezeichnet werden) zusammen.
2 {καί) πόλλ’ έν αύτω λέπτ’ έχον καδίσκια Ein ähnlicher Gegenstand
mit zahlreichen Unterabteilungen ist das von Polemon fr. 88 Preller ap. Athen.
ll,478c-d (und vgl. 476e-f) im Zusammenhang eines religiösen Rituals be-
schriebene kernos: τούτο δ’ έστίν άγγεΐον κεραμεοϋν έχον έν αύτω πολλούς
κοτυλίσκους κεκολλημένους (es folgt eine Beschreibung des Inhalts der ein-
zelnen Behälter, der aus Salbei, Mohn, verschiedenen Getreidesorten und
Hülsenfrüchten, Honig, Öl, Wein, Milch und sogar ungewaschener Schafs-
wolle besteht), vgl. Kock I 770-1 und Holland 1884, 211; Kock III 731 nennt
daneben auch [Luc.] Asin. 12 κιβώτιον άδρόν ... πάνυ πολλάς έχον πύξιδας
έν αύτω.
καδίσκιον ist eine nur hier bezeugte Deminutivform zu καδίσκος (vgl.
dazu Orth 2009,136), die hier wohl tatsächlich die geringe Größe der einzelnen
Gefäße ausdrückt.
49 Die Banalität des Gegenstands wird von Dörrie vielleicht ein wenig überbetont,
denn von einer „gewöhnlichen“ Kümmeldose hebt sich das hier genannte Objekt
zumindest durch die vielen feinen Unterteilungen ab. Die Pointe entsteht eher
durch die banale - und undifferenzierte - Verwendung, die für den exquisiten
Gegenstand vorgesehen ist. Denn wofür braucht man so viele Unterabteilungen,
wenn man in dem Gegenstand nur Kümmel aufbewahrt?
50 Zitiert von Blaydes 1896, 94.