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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0084
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Λάκωνες

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In der Komödie treten Spartaner häufiger als (jeweils durch ihren Dialekt
gekennzeichnete) Charaktere auf, vgl. Aristophanes’ Lysistrate, Eup. fr. 147.
149 (aus den Heilötes), Epik fr. 4 (aus dem Köraliskos), Eup. fr. 147. 149, Com.
adesp. fr. 1035,10-23;93 vgl. Colvin 1999, 270-3.
Dass sich ein Titel Λάκωνες nicht zwangsläufig auf die athenische Außen-
politik und einen Konflikt mit den Spartanern beziehen muss, zeigen die
Alternativtitel der Komödien des Platon (Ποιηταί „Die Dichter“)94 und Eubulos
(Λήδα, es handelt sich also wohl um ein Stück mit mythischer Handlung,
vgl. Hunter 1983, 146). Das Verb λακωνίζειν konnte auch die Knabenliebe
bezeichnen (vgl. Goebel 1915, 50-1). Zu mit den Spartanern verbundenen
Assoziationen und Sprichwörtern vgl. insgesamt Goebel 1915, 45-52.
Inhalt Der Inhalt von Nikochares’ Lakönes ist unbekannt. Die natürlichste
Interpretation des Titels wäre ein Bezug auf einen Chor zeitgenössischer
Spartaner, vielleicht im Zusammenhang mit dem Kriegszustand, in dem sich
Athen und Sparta 388 v. Chr. befanden,95 oder den letzlich zum Antalkidas-
frieden von 386 v. Chr. führenden Verhandlungen;96 zur Thematisierung der
Außenpolitik des wiedererstarkten Athens in den späten 390er und frühen
380er Jahren vgl. Platons Hellas e Nesoi und Presbeis, und vielleicht auch
Demetrios’ Sikelia und Philyllios’ Poleis (vgl. unten S. 187). Andererseits tragen
die drei übrigen im selben Agon mit Nikochares’ Lakönes und Aristophanes’
Plutos aufgeführten Stücke (Aristomenes’ Admetos, Nikophons Adonis,
Alkaios’ Pasiphae) Figuren des Mythos im Titel, und Nikochares selbst scheint
sich hauptsächlich auf mythische Stoffe spezialisiert zu haben; ein Bezug auf
eine in Sparta spielende Episode des Mythos (wie in Eubulos’ Lakönes, s. o.)
bleibt also eine ernstzunehmende Alternative.97

93 Das Fragment wurde versuchsweise Platons Lakönes (Croenert 1922, 30 mit Anm.
1, der aber in diesem Zusammenhang auch die weiteren gleichnamigen Stücke,
darunter das des Nikochares, erwähnt; an eine der Komödien mit dem Titel Lakönes
denkt auch Schmid 1946, 167 Anm. 11 [zu Nikochares’ Lakönes]) und Philyllios’
Poleis (Wilamowitz ap. Geißler 1925, 69 Anm. 2) zugewiesen.
94 Der Titel Λάκωνες könnte sich bei Platon auf Athener bezogen haben, die sich in
Kleidung, Haartracht und Lebensweise an den Spartanern orientierten (vgl. Pirrotta
2009, 164, Zimmermann 2011, 754-5).
95 Zu einem Überblick über die Ereignisse zwischen 394 und 386 v. Chr. vgl. Seager
1994, 103-19.
96 Vgl. schon Schmid 1946, 167: „politischer Inhalt wäre bei der Nähe des An-
talkidasfriedens nicht ausgeschlossen“.
97 Damit sind die Möglichkeiten natürlich noch keineswegs erschöpft: Eine weitere
Alternative nennt Zimmermann 2011, 762: „Die Lakonen könnten sich ähnlich
wie Platons Stück mit der Lakonomanie der jeunesse doree befaßt haben“.
 
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