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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0142
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ΑΙγεύς (fr. 2)

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Stück des Philyllios das Wort αναλφάβητος. Wahrscheinlich handelt es
sich in beiden Fällen um Reste derselben Glosse, aber welches ist das tat-
sächlich von Philyllios verwendete Wort? Meineke II.2 857 und Kock I 782
vermuten, dass der Hinweis auf Philyllios bei Photios (wo ein Eintrag zu
αναλφάβητος vorausgeht) an die falsche Stelle geraten ist, also Philyllios
das Wort άναλφάβητος verwendete. Wahrscheinlicher ist aber άνάλφιτον
(so Reitzenstein 1907, xxiv, Demiahczuk 1912, 73-4, Theodoridis 1982, 454,
PCG VII 42. 375), da άναλφάβητος bei Nicoch. fr. 5 τον άναλφάβητον, τον
άπονον bezeugt ist und Phrynichos (fr. 19 Borries ap. Phot, α 1552) diesen
Beleg als ganz singulär darstellt.* * 171 Der Fehler in der überlieferten Form des
Antiattizisten könnte durch Zusammenziehung zweier aufeinanderfolgender
Glossen, άναλφάβητος· Νικοχάρης Φαλατεία und άνάλφιτος· Φιλύλλιος
Αίγεΐ entstanden sein.
Interpretation άλφιτα bezeichnet auf eine bestimmte Art bearbeitete Körner,
in klassischer Zeit besonders aus Gerste (vgl. Moritz 1949, und Moritz 1958,
149-50), aus denen u. a. die μάζα hergestellt wurde, und die insgesamt eines
der elementaren Grundnahrungsmittel im klassischen Athen waren (vgl. z. B.
Ar. Eq. 1359, Vesp. 301-2, Eccl. 819). Entsprechend wird άλφιτα auch übertra-
gen in ähnlicher Bedeutung wie dt. „tägliches Brot“ verwendet (vgl. Ar. Nub.
106 των πατρώων άλφίτων mit Dover 1968,108, Plut. 219 όσοις δικαίοις ούσιν
ούκ ήν άλφιτα). Vgl. Olson 1998, 147. 202 ad Ar. Pac. 368. 636.
Das Adjektiv άνάλφιτος (ein hapax) könnte sich entsprechend auf einen
Menschen beziehen, dem selbst die nötigsten Grundnahrungsmittel fehlen
(vgl. Ar. Pac. 636 τούς πένητας άσθενούντας κάπορούντας άλφίτων mit
Olson 1998, 202, der Plut. 219 vergleicht [s.o.], und daneben z.B. auch Ar.
Nub. 640. 648, Av. 491). Denkbar wäre aber z.B. auch eine Verbindung mit
einem Substantiv wie βίος, was sich sowohl auf ein Leben in Armut als auch
auf einen Urzustand vor Einführung der Landwirtschaft beziehen könnte
(άνάλφιτος <βίος) könnte eine Art Gegenstück sein zu dem von Amphis fr.
9,1-2 erwähnten βίος άληλεμένος, und vgl. zur Verbindung eines verneinten
Adjektivs mit βίος auch Antiph. fr. 224,6 τοιούτος ό βίος, άπύρετος).

opinio, einer gemeinsamen Herkunft der Glossen bei Photios und in der Suda aus
der erweiterten Synagoge, Σ”, festhält).
171 Daher kann der Hinweis auf Philyllios auch nicht in der von Phot, α 1552 referierten
Glosse des Phrynichos gestanden haben, was Meinekes und Kocks Vermutung von
einer Verstellung des Hinweises auf Philyllios aus diesem Eintrag die Grundlage
entzieht.
 
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