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Poliochos
der Fragmente und die Überlieferungssituation passen allerdings besser zu
einem Dichter der Mittleren Komödie:384
(1) Die einzige andere Komödie mit dem Titel Κορινθιαστής stammt von
Philetairos (nach Nesselrath 1990, 192-3 tätig von ca. 380-350 v. Chr.); das
Wort κορινθιάζειν/κορινθιάζομαι ist zuerst in Aristophanes’ Kökalos be-
zeugt (Ar. fr. 370), der nach Aristophanes’ Plutos (388 v. Chr.), wahrscheinlich
387 v. Chr. aufgeführt wurde.
(2) Beide Fragmente haben ihre nächsten Parallelen in Komödien des 4.
Jh. v. Chr.: Die Warnung vor einer gesuchten Zusammensetzung anstelle der
üblichen Bezeichnung eines Fischs in fr. 1 erinnert an ähnliche Proteste ge-
gen einen gekünstelten Stil besonders von Sklaven und Köchen in anderen
Fragmenten aus dem 4. und 3. Jh. v. Chr. (Antiph. fr. 55. 169, Alex. fr. 148,
Straton fr. 1, Euphr. fr. 3), und die Beschreibung einer einfachen Lebensweise
in fr. 2 hat bis ins Detail auffällige Gemeinsamkeiten mit Antiph. fr. 225,1-6.
(3) Beide Fragmente sind (wie die vieler anderer Dichter besonders der
Mittleren Komödie) bei Athenaios überliefert (und sind auch im Umfang - 2
bzw. 8 Verse - gut vergleichbar mit Zitaten von Mese-Dichtern bei Athenaios);
auch die Zahl von 1-2 Fragmenten, die auf das eine mit Titel zitierte Stück
fallen, entspricht dem Wert, dem man für einen Dichter der Mittleren Komödie
erwarten würde (bei Dichtern der Alten Komödie liegt der Schnitt meist hö-
her). Bei strenger attizistischen Lexikographen, die gezielt nach Belegen aus
der Alten Komödie suchen (z.B. Phrynichos; auch viele Glossen des Photios
gehören zu dieser Kategorie), fehlt jeder Hinweis auf Poliochos.
Die Ergänzung von Poliochos’ Namen in der Inschrift bleibt damit zwei-
felhaft, und selbst wenn der Name richtig ergänzt wäre, müsste man auch die
Möglichkeit in Betracht ziehen, dass es (wie im Pall von Demetrios, Krates,
Kratinos und Philonides) mehrere gleichnamige Komödiendichter (vielleicht
Angehörige derselben Familie) gegeben hat, die zu verschiedenen Zeiten tätig
waren.
384 Vgl. schon Körte 1952a, 1380,39-40 („Titel und Stoff scheinen für einen Dichter jün-
gerer Zeit zu sprechen“), der sich aber dann doch Geißlers Ergänzung der Inschrift
anschließt („danach muß er zu den Ausläufern der alten Komödie gezählt werden
und seinen einen Lenäensieg etwa um 411 errungen haben“).
Poliochos
der Fragmente und die Überlieferungssituation passen allerdings besser zu
einem Dichter der Mittleren Komödie:384
(1) Die einzige andere Komödie mit dem Titel Κορινθιαστής stammt von
Philetairos (nach Nesselrath 1990, 192-3 tätig von ca. 380-350 v. Chr.); das
Wort κορινθιάζειν/κορινθιάζομαι ist zuerst in Aristophanes’ Kökalos be-
zeugt (Ar. fr. 370), der nach Aristophanes’ Plutos (388 v. Chr.), wahrscheinlich
387 v. Chr. aufgeführt wurde.
(2) Beide Fragmente haben ihre nächsten Parallelen in Komödien des 4.
Jh. v. Chr.: Die Warnung vor einer gesuchten Zusammensetzung anstelle der
üblichen Bezeichnung eines Fischs in fr. 1 erinnert an ähnliche Proteste ge-
gen einen gekünstelten Stil besonders von Sklaven und Köchen in anderen
Fragmenten aus dem 4. und 3. Jh. v. Chr. (Antiph. fr. 55. 169, Alex. fr. 148,
Straton fr. 1, Euphr. fr. 3), und die Beschreibung einer einfachen Lebensweise
in fr. 2 hat bis ins Detail auffällige Gemeinsamkeiten mit Antiph. fr. 225,1-6.
(3) Beide Fragmente sind (wie die vieler anderer Dichter besonders der
Mittleren Komödie) bei Athenaios überliefert (und sind auch im Umfang - 2
bzw. 8 Verse - gut vergleichbar mit Zitaten von Mese-Dichtern bei Athenaios);
auch die Zahl von 1-2 Fragmenten, die auf das eine mit Titel zitierte Stück
fallen, entspricht dem Wert, dem man für einen Dichter der Mittleren Komödie
erwarten würde (bei Dichtern der Alten Komödie liegt der Schnitt meist hö-
her). Bei strenger attizistischen Lexikographen, die gezielt nach Belegen aus
der Alten Komödie suchen (z.B. Phrynichos; auch viele Glossen des Photios
gehören zu dieser Kategorie), fehlt jeder Hinweis auf Poliochos.
Die Ergänzung von Poliochos’ Namen in der Inschrift bleibt damit zwei-
felhaft, und selbst wenn der Name richtig ergänzt wäre, müsste man auch die
Möglichkeit in Betracht ziehen, dass es (wie im Pall von Demetrios, Krates,
Kratinos und Philonides) mehrere gleichnamige Komödiendichter (vielleicht
Angehörige derselben Familie) gegeben hat, die zu verschiedenen Zeiten tätig
waren.
384 Vgl. schon Körte 1952a, 1380,39-40 („Titel und Stoff scheinen für einen Dichter jün-
gerer Zeit zu sprechen“), der sich aber dann doch Geißlers Ergänzung der Inschrift
anschließt („danach muß er zu den Ausläufern der alten Komödie gezählt werden
und seinen einen Lenäensieg etwa um 411 errungen haben“).