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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2001 — 2002

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I. Das Geschäftsjahr 2001
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Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 9. Februar 2001
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Kühlmann, Wilhelm: Der Frühparacelsismus als wissenschaftliche Bewegung im Lichte seiner Gegner
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https://doi.org/10.11588/diglit.66350#0021
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Sitzungen

Bereits das umfangreiche Oeuvre der drei Gründerfiguren des Frühparacelsismus
(Adam von Bodenstein, Michael Toxites, Gerhard Dorn) entfaltete sich allerdings in
der scharfen Auseinandersetzung vor allem um Grundbegriffe einer mit orthodoxem
Biblizismus kaum noch zu vermittelnden Materietheorie und Schöpfungsdokrin
(Hauptstreitpunkt: das Dogma der „creatio ex nihilo“). Auf Seiten der Antiparacel-
sisten, zunächst vor allem in Gestalt des Heidelberger Professors Thomas Erastus,
wurden in radikalen Manifesten oder dickleibigen Anti-Schriften nicht nur einzelne
Theoreme, sondern die gesamte, platonisch inspirierte Gedankenwelt der Paracelsisten
erbittert bekämpft. Von Erastus, aber auch von Andreas Libavius aus (etwa in seinen
Angriffen gegen Oswald Groll) erschließt sich das bislang unwegsame Terrain einer
lateinischen und deutschen Publizistik, die über den Rosenkreuzer-Streit bis zum spä-
teren 17. Jahrhundert (etwa bei Colberg), ja bis in den Rationalismus des 18. Jahrhun-
derts (Adelung) markante Spuren hinterließ. Während der Paracelsismus sich auch
über Johann Arndt und seinen Kreis bis in die christliche Naturtheologie und das
Schrifttum eines christianisierten Hermetismus ausbreitete, steigerte sich die gegen-
läufige Polemik bis hin zu Anschuldigungen der schwarzen Magie, ja bis hin zu
Appellen, die mithilfe der Obrigkeit die totale Ausmerzung des Paracelismus, seiner
geistigen Derivate und seiner führenden Repräsentanten einforderten. So lassen sich in
einem riesigen, bislang kaum erschlossenen literarischen Feld Konflikte rekonstru-
ieren, die wissenschaftliche Positionen mit sozialen und religiösen Diskursen vernetz-
ten und welche die Plurahsierung des geistigen Lebens, auch die Vielfalt der intellek-
tuellen Milieus im Rücken des konfessionellen Fürstenstaates anzeigen.
Der Vortrag, später in erweiterter Form zur Publikation in den Schriften der Aka-
demie vorgesehen, sollte Einblicke gewähren in laufende ideen- und kulturgeschicht-
liche Forschungen bzw. in die dazu gehörende philologische Erschließungsarbeit nach
Maßgabe eines Heidelberger DFG-Projektes, dessen Ergebnisse nach und nach im
Rahmen eines vierbändigen „Corpus Paracelsisticum“ (bisher ein Band erschienen)
vorgelegt werden sollen.
2. Zuwahl-Kommission
Die Wahl eines o. Mitglied wird vorbesprochen.
3. Walter-Witzenmann-Preis 2001
Die Kommission für den Walter Witzenmann-Preis 2001 (bestehend aus Frau Wielandt
und den Herren Kühlmann, Laufs, Sekretär, stellv. Sekretär) schlägt der Klasse vor, den
Preis Herrn Lorenz Korn für seine Dissertation „Ayyubidische Architektur in Ägypten
und Syrien - Bautätigkeit im Kontext von Politik und Gesellschaft 564-658/1169-1258“
zu verleihen. Die Klasse ist einverstanden.
4. Reuchlin-Preis 2001 der Stadt Pforzheim
Die Kommission für den Reuchlin-Preis der Stadt Pforzheim (bestehend aus den Herren
Fuhrmann, Gadamer, Laufs, Zimmermann, Sekretär, stellv. Sekretär) schlägt der Klasse
vor, für die 2001 anstehende Preisverleihung Frau Annemarie Schimmel zu nominieren.
Herr van Ess trägt eine Laudatio für Frau Schimmel vor. Die Klasse stimmt dem Vor-
schlag zu.
 
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