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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2001 — 2002

DOI Kapitel:
I. Das Geschäftsjahr 2001
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Gesamtsitzung am 16. Juni 2001
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Franz, Wolfgang: Antrittsrede vom 16. Juni 2001
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https://doi.org/10.11588/diglit.66350#0068
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16. Juni 2001

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'Wissenschaftliche Sitzung
Herr Wolfgang Franz hält seine Antrittsrede
Der Tradition früherer Antrittsreden folgend möchte ich mich zunächst bei Ihnen sehr
nachdrücklich für die Ehre bedanken, in die Heidelberger Akademie der Wissenschaf-
ten aufgenommen worden zu sein. Diese Ehre stellt für mich gleichzeitig die Ver-
pflichtung dar, soweit es in meinen Kräften steht, mich aktiv in die Arbeit der Akade-
mie einzubringen und an ihrer Weiterentwicklung mitzuarbeiten.
Ebenfalls den Gebräuchen bisheriger Antrittsreden gehorchend obliegt es mir, eini-
ge Stationen meines Werdegangs aufzuzeigen. Nach meinem Abitur im Jahre 1964 und
der darauffolgenden Zeit bei der Bundeswehr begann ich im Jahre 1966 mit dem Stu-
dium der Volkswirtschaftslehre an der Universität Mannheim, welches ich 1970 mit
dem Diplom abschloss. Warum gerade Volkswirtschaftslehre? Anders als bei zahlrei-
chen Antrittsrednern, die schon während ihrer Schulzeit ihre Zuneigung, wenn nicht
sogar Berufung zur Physik oder Philosophie fühlten, war es bei mir keine Liebe auf
den ersten Blick, die mich zu den Wirtschaftswissenschaften zog, eher schon eine Ver-
legenheitslösung, denn ich war mir ziemlich im Unklaren, was ich studieren wollte.
Den Ausschlag für die Wirtschaftswissenschaften gab wohl die Vorstellung, es dort mit
sehr realen, jedermann berührenden Fragestellungen zu tun zu haben, verbunden mit
einem weniger festgelegten, sondern sehr breiten Feld beruflicher Möglichkeiten nach
dem Studium. So gesehen habe ich mich in der Tat nicht geirrt, wenn meine spätere
akademische Laufbahn auch alles andere als vorgezeichnet war. Dagegen sprachen
schon meine ersten Klausurleistungen im Grundstudium, deren Ergebnisse - um es
einmal freundlich auszudrücken - noch ziemlich steigerungsfähig waren. Die erste
Klausurnote „nicht ausreichend“ erteilte mir übrigens mein damaliger akademischer
Lehrer Heinz König, den Sie als Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissen-
schaften alle kennen. Keiner von uns beiden hätte es wohl damals für möglich oder gar
wünschenswert gehalten, dass ich später einmal bei ihm promovieren und habilitieren
und er mich in so vielfältiger Hinsicht wissenschaftlich fördern würde, von der per-
sönlichen Freundschaft ganz abgesehen.
Nun, ich stünde nicht hier, hätten sich meine Leistungen nicht signifikant verbes-
sert, nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil mein Interesse an dem Fach mit zuneh-
mender Semesterzahl überproportional stieg, ohne gleich von einer Leidenschaft spre-
chen zu wollen. In der Tat ist es mehr der Stochastik geschuldet - nämlich in Form
einer freien Assistentenstelle bei Heinz König -, dass ich anschließend eine Promoti-
on begann, die ich im Jahre 1974 mit einer Dissertation über ein makroökonometri-
sches Modell des westdeutschen Arbeitsmarktes abschloss. Danach nahm ich erst nach
sorgfältiger Prüfung mehrerer Optionen im Hinblick auf eine berufliche Tätigkeit
außerhalb des Wissenschaftsbereiches das Angebot von Heinz König an, mich zu
habilitieren. Ich habe diese Entscheidung nie wirklich bereut, unbeschadet der
Unkenntnis des kontrafaktischen Lebensweges, nämlich was geworden wäre, hätte ich
mich anders entschieden.
Es folgen wissenschaftlich ergiebige Jahre an der Universität Mannheim sowie, im
Rahmen eines Habilitandenstipendiums der Deutschen Forschungsgemeinschaft, an
der Harvard University und insbesondere am dortigen National Bureau of Economic
Research (NBER). Diese Jahre kann ich nicht anders als prägend bezeichnen. Im Jahre
 
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