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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2001 — 2002

DOI Kapitel:
I. Das Geschäftsjahr 2001
DOI Kapitel:
Gesamtsitzung am 16. Juni 2001
DOI Artikel:
Huisken, Gerhard: Antrittsrede vom 16. Juni 2001
DOI Artikel:
Cremer, Thomas: Vom DNA-Faden zur Zellkernarchitektur: Wie funktioniert unser Genom?
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https://doi.org/10.11588/diglit.66350#0074
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16. Juni 2001

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sehen Mathematik, Physik und Informatik ein idealer Katalysator. In der Lehre hat
mich vor allem die gute Fachausbildung für zukünftige Lehrer beeindruckt, die hier
noch Tradition hat und der entsprechenden Ausbildung in den USA und Australien
weit voraus ist. Als Dekan habe ich auch die administrativen Mühen einer deutschen
Universität kennengelernt, im Lichte meiner Erfahrungen in anderen Ländern habe
ich davon jedoch vieles nicht nur als Ballast gesehen, sondern auch als Schutz vor Will-
kür schätzen gelernt. Die Gesamtheit des kulturellen Umfeldes in Europa ist wohl
auch der tiefere Grund, dass ich nach einem anderthalbjährigen Aufenthalt in Prince-
ton und mehreren verlockenden Besuchen in Harvard wieder nach Deutschland
zurückgekehrt bin.
In naher Zukunft werde ich an das Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in
Potsdam gehen und freue mich auf einen wieder neuen Kreis von Kollegen und span-
nende wissenschaftliche Fragen im Umfeld von Analysis, Geometrie und Physik.
Durch die familiären Bindungen an Tübingen und eine Honorarprofessur in Tübingen
werden ich jedoch Baden-Württemberg weiter eng verbunden bleiben und freue mich
auf die Mitarbeit in der Akademie.

Herr Thomas Cremer hält einen Vortrag: „Vom DNA-Faden zur Zellkernarchitektur:
Wie funktioniert unser Genom?“
Thomas Cremer1"', Alessandro Brero1, Marion Cremer1, Felix Habermann1"", Stefan
Müller1, Michaela Neusser1, Lothar Schermelleh1, Irina Solovei1, Hide Tanabe1+,
Joachim Walter1, Johann von Hase2, Gregor Kreth2 und Christoph Cremer2
* Überarbeitete und aktualisierte Fassung eines Vortrags des Erstautors vom 16. Juni
2001
1 Department Biologie II, Lehrstuhl für Anthropologie and Humangenetik, Ludwig
Maximilians Universität, Richard Wagner Str. 10/1, 80333 München
3 Kirchhoff Institut für Physik, Arbeitsgruppe Angewandte Optik und Informati-
onsverarbeitung, Albert Überle Str. 3-5, 69120 Heidelberg
Lehrstuhl für Tierzucht der Technischen Universität München, Alte Akademie 12,
D-85350 Freising-Weihenstephan
+ Gell Bank Laboratory, Division of Genetics and Mutagenesis, National Institute of
Health Sciences, 1-18-1, Kamiyoga, Setagaya-ku, Tokyo 158-8501, Japan
Der Körper eines erwachsenen Menschen enthält mehrere Billionen Zellen und meh-
rere hundert verschiedene Zelltypen. Ihre Zellkerne haben Durchmesser von etwa 10
Mikrometern und enthalten einen diploiden Chromosomensatz mit 46 Chromosomen
und etwa 60.000 von den beiden Eltern ererbten Genen. Gene sind Teil der DNA-
Fäden. Diese bilden mit Proteinen, darunter die Histone, eine komplexe, funktionell
bedeutsame Struktur, das Chromatin. Die DNA-Fäden insgesamt haben vor der
DNA-Replikation während der S-Phase des Zellzyklus eine Länge von ~2 Metern (2
Millionen Mikrometern) und danach von ~4 Metern. Diese DNA Fäden enthalten für
die Entwicklung und Differenzierung von der Zygote bis zum Tod unverzichtbare
Informationen. Aufgabe der Genetik im 21. Jahrhunderts wird es sein, herauszufin-
 
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