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TÄTIGKEITSBERICHTE
nachgegangen, inwieweit die menschliche Besiedlung und der damit verbundene
Eingriff in den Naturhaushalt die Sedimentumlagerung durch Bodenerosion beein-
flussten. Das Projekt wird zusammen mit dem Institut für Ur- und Frühgeschichte
der Universität Heidelberg durchgeführt und konzentriert sich auf den zeitlichen
Verlauf des Bodenabtrags im Zusammenhang erhöhter Siedlungstätigkeit. Der Boden-
abtrag als Indikator für die erhöhte Siedlungsaktivität wird dabei dokumentiert
durch Sedimente der Bodenerosion, die sog. Kolluvien. Die zeitliche Einordnung der
Kolluvien erlaubt Rückschlüsse auf die jeweilige Landnutzung. Dabei erfolgt die
Datierung über die OSL-Methode, welche die letztmalige Belichtung während der
Um- und Ablagerung des Sediments bestimmt. Für das Becken von Phlious konn-
ten die mittlere und späte Bronzezeit, die Römerzeit und die Zeit seit dem ausge-
henden Mittelalter als Perioden erhöhter Sedimentation nachgewiesen werden. Peri-
oden geringerer Sedimentation waren das Chalkolithikum, die frühe Bronzezeit und
die Eisenzeit. Das Neolithikum, die Phase des Beginns von Ackerbau undViehzucht,
zeichnet sich durch einen sprunghaften Anstieg der Sedimentation im Verhältnis zum
präneolithischen Zeitraum aus. Daraus kann gefolgert werden, dass die Sedimentati-
onsgeschichte auf das engste mit der Besiedlungsgeschichte verkoppelt ist. Die im
Neolithikum auftretenden Kolluvien belegen, dass bereits zu Beginn der produzie-
renden Wirtschaftsweise das Problem der Bodenerosion vorhanden war und mit ent-
sprechenden Rückwirkungen auf den landwirtschaftlichen Ertrag zu rechnen ist.
Am nord-tunesischen Fluss Medjerda werden Möglichkeiten und Grenzen der
Datierbarkeit der fluvialen Sedimente mittels OSL zusammen mit dem Geographi-
schen Institut der Universität Dresden untersucht. Die Ergebnisse werden anhand
von 14C-Altern aus Feuerstellen überprüft. Dabei zeigt sich, dass die im hochener-
getisch-mediterranen Milieu abgelagerten fluvialen Sedimente im Holozän nicht
ausreichend gebleicht wurden und von daher hinsichtlich ihres OSL-Alters signifi-
kant überschätzt werden. Im ausgehenden Pleistozän waren im und nahe am Fließ-
gerinne die Transport- und Ablagerungsbedingungen für die Bleichung der Sedi-
mentkörner offensichtlich günstiger, wenngleich die Messergebnisse auch hierbei auf
Altersüberschätzungen hindeuten. Aber auch als Maximalalter liefern sie bedeutende
Erkenntnisse hinsichtlich der intensiven spätpleistozänen und frühholozänen Boden-
bildung, welche die Sedimente überprägt hat.
Gemeinsam mit dem DAI/Bonn wurde ein Schwemmkegel bei La Muna in
Peru untersucht. Durch die Schwemmkegelaufschüttungen wurden Siedlungen der
Nasca-Kultur zerstört. Die OSL-Alter der aquatisch geschütteten Sedimente deuten
daraufhin, dass das gesamte Sedimentpaket in drei Phasen vor ca. 1700, 1000 und
700 Jahren abgelagert wurde. Diese Ergebnisse lassen sich nut großräumigen Klima-
schwankungen korrelieren. Seit August 2002 sind diese Arbeiten in den BMBF/
NTG-geförderten Projektverbund „Nasca: Entwicklung und Adaption archäo-
metrischer Techniken zur Erforschung der Kulturgeschichten“ eingebettet. Das Ziel
unseres Teilprojekts ist, die klimagesteuerten morphodynamischen und kulturellen
Prozesse in diesem Wüstenrandgebiet zeitlich zu fassen. Die Voraussetzungen dazu
wurden während einer Geländebegehung in der Region um Palpa geschaffen. Diese
Untersuchungen werden gemeinsam mit dem Geographischen Institut der Univer-
TÄTIGKEITSBERICHTE
nachgegangen, inwieweit die menschliche Besiedlung und der damit verbundene
Eingriff in den Naturhaushalt die Sedimentumlagerung durch Bodenerosion beein-
flussten. Das Projekt wird zusammen mit dem Institut für Ur- und Frühgeschichte
der Universität Heidelberg durchgeführt und konzentriert sich auf den zeitlichen
Verlauf des Bodenabtrags im Zusammenhang erhöhter Siedlungstätigkeit. Der Boden-
abtrag als Indikator für die erhöhte Siedlungsaktivität wird dabei dokumentiert
durch Sedimente der Bodenerosion, die sog. Kolluvien. Die zeitliche Einordnung der
Kolluvien erlaubt Rückschlüsse auf die jeweilige Landnutzung. Dabei erfolgt die
Datierung über die OSL-Methode, welche die letztmalige Belichtung während der
Um- und Ablagerung des Sediments bestimmt. Für das Becken von Phlious konn-
ten die mittlere und späte Bronzezeit, die Römerzeit und die Zeit seit dem ausge-
henden Mittelalter als Perioden erhöhter Sedimentation nachgewiesen werden. Peri-
oden geringerer Sedimentation waren das Chalkolithikum, die frühe Bronzezeit und
die Eisenzeit. Das Neolithikum, die Phase des Beginns von Ackerbau undViehzucht,
zeichnet sich durch einen sprunghaften Anstieg der Sedimentation im Verhältnis zum
präneolithischen Zeitraum aus. Daraus kann gefolgert werden, dass die Sedimentati-
onsgeschichte auf das engste mit der Besiedlungsgeschichte verkoppelt ist. Die im
Neolithikum auftretenden Kolluvien belegen, dass bereits zu Beginn der produzie-
renden Wirtschaftsweise das Problem der Bodenerosion vorhanden war und mit ent-
sprechenden Rückwirkungen auf den landwirtschaftlichen Ertrag zu rechnen ist.
Am nord-tunesischen Fluss Medjerda werden Möglichkeiten und Grenzen der
Datierbarkeit der fluvialen Sedimente mittels OSL zusammen mit dem Geographi-
schen Institut der Universität Dresden untersucht. Die Ergebnisse werden anhand
von 14C-Altern aus Feuerstellen überprüft. Dabei zeigt sich, dass die im hochener-
getisch-mediterranen Milieu abgelagerten fluvialen Sedimente im Holozän nicht
ausreichend gebleicht wurden und von daher hinsichtlich ihres OSL-Alters signifi-
kant überschätzt werden. Im ausgehenden Pleistozän waren im und nahe am Fließ-
gerinne die Transport- und Ablagerungsbedingungen für die Bleichung der Sedi-
mentkörner offensichtlich günstiger, wenngleich die Messergebnisse auch hierbei auf
Altersüberschätzungen hindeuten. Aber auch als Maximalalter liefern sie bedeutende
Erkenntnisse hinsichtlich der intensiven spätpleistozänen und frühholozänen Boden-
bildung, welche die Sedimente überprägt hat.
Gemeinsam mit dem DAI/Bonn wurde ein Schwemmkegel bei La Muna in
Peru untersucht. Durch die Schwemmkegelaufschüttungen wurden Siedlungen der
Nasca-Kultur zerstört. Die OSL-Alter der aquatisch geschütteten Sedimente deuten
daraufhin, dass das gesamte Sedimentpaket in drei Phasen vor ca. 1700, 1000 und
700 Jahren abgelagert wurde. Diese Ergebnisse lassen sich nut großräumigen Klima-
schwankungen korrelieren. Seit August 2002 sind diese Arbeiten in den BMBF/
NTG-geförderten Projektverbund „Nasca: Entwicklung und Adaption archäo-
metrischer Techniken zur Erforschung der Kulturgeschichten“ eingebettet. Das Ziel
unseres Teilprojekts ist, die klimagesteuerten morphodynamischen und kulturellen
Prozesse in diesem Wüstenrandgebiet zeitlich zu fassen. Die Voraussetzungen dazu
wurden während einer Geländebegehung in der Region um Palpa geschaffen. Diese
Untersuchungen werden gemeinsam mit dem Geographischen Institut der Univer-