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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2003 — 2004

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I. Das Geschäftsjahr 2003
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Jahresfeier am 24. Mai 2003
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Begrüssung durch den Präsidenten Peter Graf Kielmansegg
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Bericht des scheidenden Akademiepräsidenten Gisbert Freiherr zu Putlitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.67592#0020
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JAHRESFEIER

den. Mit der Vertretung der deutschen Wissenschaft gegenüber dem Ausland hege es
im Argen. Und: Mit der wissenschaftlichen Politikberatung liege es erst recht im
Argen. Zum ersten Argument nur dies: Keine Institution wird in den deutschen Ver-
hältnissen em Monopol für die Repräsentation der deutschen Wissenschaft gegen-
über dem Ausland haben können. Die DFG ist in diesem Bereich aus guten Grün-
den ebenso aktiv wie die Rektorenkonferenz und andere Großorganisationen der
Wissenschaft. Was für die Akademien zu tun bleibt, können sie durch die Union tun,
die sich der Aufgabe freilich stellen muß.
Uber wissenschaftliche Politikberatung haben die Akademien vor zwei Mona-
ten hier, in dieser Aula, intensiv nachgedacht. Es ist ja nicht so, daß die Politik ratlos
nach einer unabhängigen wissenschaftlichen Instanz sucht, bei der sie sich kundig
machen könnte. Es ist vielmehr so, daß die Politik sich aus einem großen Angebot
von Beratungsbereitschaft ohne Verbindlichkeit der Form und des Verfahrens immer
so bedient, wie es ihr zweckmäßig zu sein scheint. Eine neue Institution, von der
niemand genau weiß, wie sie in den bestehenden Beratungswildwuchs eingepflanzt
werden soll, ist nicht das, was wir als erstes brauchen, sondern eine Selbstbesinnung
der Wissenschaft, wie sie ihrer Gemeinwohlverpflichtung, Rat zu geben, eigentlich
genügen will. Kurt Biedenkopf hat hier, an dieser Stelle, einen Kodex der Selbstver-
pflichtung der Wissenschaft im Geschäft der Politikberatung als dringlichstes ange-
mahnt. Eine nationale deutsche Akademie der Wissenschaften würde vermutlich
nicht mehr, sondern weniger Unabhängigkeit in diesem Geschäft bedeuten.
Die deutschen Akademien repräsentieren die deutsche Wissenschaft in ihrer
gegenwärtigen Struktur wie keine andere Institution, nicht nur in angemessener
Vielfalt, sondern auch mit einem Grade von Autonomie, den andere wissenschaftli-
che Institutionen in diesem Land nicht mehr besitzen — die Universitäten mit ihren
Universitätsräten nicht und die wissenschaftlichen Großorganisationen mit ihren
Kuratorien auch nicht. Mit dieser Konstitution, ich nutze den Begriff hier mehr im
juristischen als im medizinischen Sinn, dürfen die Akademien sich mehr zutrauen, als
sie es bisher getan haben. Und Staat und Gesellschaft sollten mehr von ihnen erwar-
ten.
BERICHT DES SCHEIDENDEN AKADEMIEPRÄSIDENTEN
GISBERT FREIHERRN ZU PUTLITZ
Meine sehr verehrten Damen, meine Herren,
meinen Bericht über das abgelaufene Akademiejahr beginne ich traditionsgemäß mit
dem ehrenden Gedenken an die verstorbenen Mitglieder.
Es starben
unser Ehrenmitglied
Herbert Grünewald, Vorsitzender des Vorstands und des Aufsichtsrats der Bayer AG,
am 14. Juli 2002 im zweiundachtzigsten Lebensjahr,
 
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