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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2003 — 2004

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II. Die Forschungsvorhaben
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Die Forschungsvorhaben der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
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3. Radiometrische Altersbestimmung von Wasser und Sedimenten
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https://doi.org/10.11588/diglit.67592#0200
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212 | TÄTIGKEITSBERICHTE

ähnliches Ergebnis resultiert aus der Datierung und Isotopenanalyse des Flowstones
„SPA 59“, der ebenfalls aus der Spannagel-Höhle stammt. Dieser entstand während
der Warmphasen MIS 7, MIS 5e (Eem), MIS 5a und MIS 3. Die an dem während des
MIS 3 entstandenen Abschnitts des Sinters durchgeführte Frequenzanalyse ergab eine
Periodizität von 1460 Jahren, welche den Perioden der Dansgaard/Oeschger—Ereig-
nisse des Nord—Atlantik auffallend ähneln. Diese Übereinstimmung bestätigt die enge
Koppelung des Klimas und der Meeresströmungen des Nord—Atlantik und Mittel-
europas. Darüber hinaus deutet sich an, dass die strenge Periodizität der Dansgaard/
Oeschger—Ereignisse bis auf 60.000 Jahre zurück vorhanden war.
Th/U-Datierung diagenetisch veränderter fossiler Riffkorallen
(D. Scholz, DEKLIM)
Die Rekonstruktion von globalen Meeresspiegelschwankungen in der Vergangenheit
stellt ein wichtiges Instrument bei der Untersuchung der natürlichen Klimavariabi-
lität dar. Mit Hilfe der Th/U-Datierungsmethode ist es möglich, fossile Riffkorallen
sehr genau absolut zu datieren. Aus der Lage des fossilen Riffs relativ zum heutigen
Meeresspiegel kann der Paläo-Meeresspiegel ermittelt werden. Em bekanntes Pro-
blem bei der Th/U-Datierung fossiler Korallen ist, dass das initiale (234U/238U) Akti-
vitätsverhältnis signifikant von dem Aktivitätsverhältnis, das man im Meerwasser
mißt, abweicht. Da Korallen im Meerwasser gelöstes Uran direkt in ihr Karbonats-
kelett einlagern, und daher das Aktivitätsverhältnis des Meerwassers reproduzieren
sollten, ist dies ein deutliches Zeichen für nachträgliche Störungen des Th/U-
Systems (Diagenese). Aus diesem Grund wurden die Datierungen solcher Korallen
bisher als nicht zuverlässig angesehen und verworfen.
Im Rahmen des DEKLIM Projektes wurde in den letzten beiden Jahren em
Korrekturverfahren entwickelt, das es ermöglicht, selbst sehr stark diagenetisch ver-
änderte Korallen zu datieren. Die Untersuchungen des Jahres 2003 zeigten, dass die
Korallen zunächst gelöstes Uran aus Grund- oder Porenwässern aufnehmen, und
dieses Uran später wieder ganz oder teilweise remobilisiert wird. Thorium, das durch
den radioaktiven Zerfall des aufgenommenen Urans produziert wurde, wird auf
Grund seiner hohen Partikelreaktivität nicht wieder mobilisiert. Die Kombination
beider Prozesse fuhrt zu einer Netto-Aufnahme von Thorium und Uran. Das Kor-
rekturverfahren ist inzwischen in einem Manuskript (Earth and Planetary Science
Letters) im Detail beschrieben.
Die Isochronen-Datierungs-Methode wurde an mehreren Proben, die im
Rahmen der Exkursion nach Barbados im Jahr 2002 genommen wurden, erfolgreich
angewandt. Erste Ergebnisse zeigen, dass der Meeresspiegel vor 168.000 Jahren im
Vergleich zu heute bei ca. -40 m lag. Da zu dieser Zeit ein Minimum der solaren
Einstrahlung bei 65° Nord vorlag, kann dieser Meeresspiegel Hochstand nicht durch
die allgemein akzeptierte Milankovitch Theorie erklärt werden. Es ist geplant, die
entsprechende Terrasse präzise zu datieren, und die Ursachen des Meeresspiegelan-
stiegs zu untersuchen. Außerdem sollen Laborexperimente in Zusammenarbeit mit
Margarita Koroleva (Stipendiatin im Graduierten Kolleg) durchgeführt werden, um
die Wechselwirkung von gelöstem Uran mit Aragonit zu untersuchen.
 
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