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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2003 — 2004

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Das WIN-Kolleg
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2. Forschungsschwerpunt "Kulturelle Grundlagen der Europäischen Einigung"
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https://doi.org/10.11588/diglit.67592#0294
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FÖRDERUNG DES WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHSES

(3.) Reichweiten der Verständigung. Nationalisierung und Europäisierung politischer Medien
im 20. Jahrhundert
Diese Tagung, die im Februar 2005 in Konstanz stattfinden soll, wurde von M. Schö-
ning und S. Seidendorf konzipiert. Sie widmet sich der Frage, welche Rolle Mythen,
Gründungserzählungen, diskursivierte Vergangenheiten im Rahmen politischer
Medien des 20. Jhs., genauer: im Rahmen von Diskursen über Nation einerseits
und Europa anderseits, spielten. Aufeinander bezogen werden in den jeweiligen Ana-
lysen dabei kommunikative Inhalte und Logiken (etwa Stereotypen, rhetorische
Strategien), die Träger der Kommunikation (etwa Intellektuelle) sowie deren Adres-
saten.
Europa und das Imaginäre der ‘Vergangenheit’
Abschließend noch zwei Punkte, die die methodischen Grundlagen des Anfangs
ergänzen - und zwei bislang unterbliebene Aspekte unseres Projekts und seiner Ziele
erläutern:
(1.) Das Imaginäre der Vergangenheit. So grundlegend es für das Projekt ist, vergange-
ne (und gegenwärtige) Vergangenheiten als Konstruktionen zu fassen, die in ihre
,reale Komplexität’ aufzulösen sind, es wäre irreführend zu negieren, woher derarti-
ge Konstruktionen auch ihre Existenz, Faszination, Macht beziehen: aus dem — wie
auch immer gefaßten — Anspruch, zu repräsentieren, „was war“. Fast könnte man die
Signatur der Vergangenheit im Raum Europas in eben diesem Ineinander (und der
spezifischen Vermittlung) von Konstruktion und der Repräsentation eines ‘wirklich
Vergangenen’ sehen. Doch wie faßt man diese ‘Macht’ des ‘es war’, die es im Rah-
men des Projekts allein in ihrer Immanenz zu untersuchen gilt, — ohne spezifische
Logiken oder Institutionen wie die Geschichte, das Gedächtnis, die Geschichtswis-
senschaft zu privilegieren und damit die pervasive Präsenz und Vielfalt einer kultu-
rellen Grundlage einzuschränken? Da wir uns theoretisch dazu verhalten müssen,
haben wir uns dazu entschlossen die Größe ‘Vergangenheit’ grundsätzlich als Ima-
ginäres, besser: als eine jener imaginären Dimensionen zu fassen, um die sich — wie
etwa Cornelius Castoriadis herausgearbeitet hat — Ideen, Symbolwelten, Techniken,
Institutionen, aber auch Normen und Handlungen lagern. Dabei geht es weder um
literaturwissenschaftliche Theoriebildung noch um ein neues Schlagwort im For-
schungsfeld ,Vergangenheit.’
(2.) Europa. Nach den jüngsten Diskussionen um französische bzw. dann auch deut-
sche ‘Erinnerungsorte’ stellt und stellte sich bereits die Frage nach europäischen
Erinnerungsorten. Wir sind der Meinung, daß die ernst genommene ‘Realität’ des
spannungsreichen, pluralen, im Übergang befindlichen Europa vor allem eine Kon-
sequenz hat: die Unmöglichkeit, das vom Konzept der Nationalstaatlichkeit gedach-
te Konzept der ‘Erinnerungsorte’ oder auch ‘Erinnerungsgemeinschaft’ ungebrochen
auf Europa zu übertragen. Absicht unseres Projektes ist es von daher, das Konzept der
Erinnerungsorte durch das der pluralen Vergangenheitslogiken zu ergänzen.
 
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