Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2004 — 2004

DOI Kapitel:
I. Das Geschäftsjahr 2004
DOI Kapitel:
Jahresfeier am 15. Mai 2004
DOI Kapitel:
Ansprache des Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg Erwin Teufel
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.66960#0019
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
15. Mai 2004 | 31

genden Wissenschaftler und ihren Institute.Von ihren Leistungen, von ihrer Reputa-
tion profitierte die ganze Universität und auch das ganze Land! Die Universitäten in
Deutschland kannten damals kein Ranking und auch keine Evaluation. Es gab auch
keine staatliche Eliteförderung. Aber es gab etwas anderes:
- Bedeutende Wissenschaftler wurden bewundert und verehrt.
— Und junge Menschen hatten den Ehrgeiz, es ihnen gleichzutun.
Unsere Forscher stammten, anders als etwa in England, nicht nur aus privilegierten,
sondern aus allen Schichten des Volkes! Jeder hatte die Chance und übrigens auch
die gesellschaftliche „Pflicht“, sein Talent zu entwickeln und durch Arbeit und Fleiß
dem Wohl des Landes zu dienen. An diese Tradition müssen wir wieder anknüpfen!
Wir brauchen nicht die Hochschulsysteme anderer zu kopieren. Wir müssen uns nur
auf unsere starken Traditionen besinnen! Dazu gehört auch, daß die Universitäten
und die Akademien wieder zu einflußreichen Institutionen werden, die eine hohe
Wertschätzung der Gesellschaft genießen.
Wie erreichen wir dieses Ziel? — Erreichen wir es, indem wir eine „Nationa-
le Akademie der Wissenschaften“ errichten? Die Befürworter der Nationalen Aka-
demie sind der Meinung, wir bräuchten ein solches Gremium. Nur so sei eine bes-
sere Vermittlung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft im Inland und eine gute
internationale Vertretung der deutschen Wissenschaft nach außen möglich. Die
„Union der deutschen Akademien der Wissenschaften“ hat sich lange Zeit gegen die
Einrichtung einer solchen zentralen Nationalen Akademie gewandt. Ich konnte die
Bedenken auch gut verstehen. Mittlerweile hat sich aber doch die Erkenntnis durch-
gesetzt, daß eine solche Akademie sinnvoll ist. Ich freue mich jedenfalls, daß nun von
Seiten der Akademien und gerade in Zusammenarbeit mit Wissenschaftsminister
Frankenberg ein guter Vorschlag erarbeitet werden konnte. Ziel sollte es sein, auf der
Grundlage der bestehenden Akademien eine übergeordnete Institution zu bilden —
unter dem Namen: „Deutsche Akademien der Wissenschaften“. Zwei Dinge halte
ich dabei für besonders wichtig: Erstens sollten die gewachsenen und bewährten
Akademien nicht geschwächt, sondern mit eingebaut werden. Zweitens muß die
Kulturhoheit der Länder uneingeschränkt gewahrt bleiben! Was die deutsche Wis-
senschaft auf keinen Fall brauchen kann, ist eine vom Bund eingesetzte, zentralistisch
organisierte Nationalakademie, die nur als Sprachrohr des Bundes fungiert! Ich ver-
sichere Ihnen: Die Landesregierung wird in der Föderalismuskommission streng dar-
auf achten, daß die Verantwortung für Wissenschaft und Bildung bei den Ländern
bleibt und ausgebaut wird. Die Aufgabe der „Nationalakademie“ sollte ganz auf die
akademische Außenvertretung der deutschen Wissenschaft und vielleicht noch auf
die unabhängige Beratung in wichtigen Zukunftsfragen der Gesellschaft beschränkt
werden.
Damit bin ich bei meinem letzten Punkt: Ich halte den Dialog zwischen Poli-
tik und Wissenschaft heute für dringlicher denn je. Ich bin überzeugt: Politik und
Wissenschaft können die Probleme von heute nur gemeinsam lösen! Ich begrüße es
daher sehr, daß sich die Heidelberger Akademie bereits unter ihrem früheren Präsi-
denten, Professor Gisbert zu Putlitz, und nun auch unter Professor Graf Kielmansegg,
an wichtigen gesellschaftlichen Debatten beteiligt. Ich erinnere etwa an die Veran-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften