Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2004 — 2004

DOI Kapitel:
I. Das Geschäftsjahr 2004
DOI Kapitel:
Öffentliche Veranstaltungen
DOI Kapitel:
Akademieabend der Landtags und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
DOI Kapitel:
Begrüssung durch Peter Graf Kielmansegg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.66960#0093
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
29. Januar 2004 | 105

recht sehe, keine eigene Akademietradition hat. Und Stuttgart hegt nun einmal in
Württemberg. Aber Stuttgart ist seit einem halben Jahrhundert nicht mehr die
Hauptstadt Württembergs, sondern die Hauptstadt Baden-Württembergs, darf und
soll also die Akademietradition der Kurpfalz und Badens - die Heidelberger Akade-
mie wurde noch in Badischer Zeit, 1909, gegründet - als die Seine betrachten und
annehmen. Wobei ich an dieser Stelle rühmend anmerken muß und möchte: Unser
Ministerium kennt die Akademie nicht nur, es nimmt seine Verantwortung für die
Akademie auch ernst - wir sind dankbar dafür.
Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften ist, ihres aus der Entstehungs-
geschichte zu erklärenden Namens ungeachtet, die Akademie der Wissenschaften des
Landes Baden-Württemberg, das heißt konkret: Alle Universitäten Baden-Württem-
bergs sind unter den derzeit 169 ordentlichen Mitgliedern der Akademie gewichtig
vertreten. Alle Universitäten und fast alle akademischen Fächer, zusammengefaßt in
zwei Klassen. In dieser Gesprächsnähe der Fächer in ihrer großen Vielfalt zueinander
hegt eine der Besonderheiten, liegt eine Stärke der Akademie. Es gibt, denke ich,
keine Institution, die die Wissenschaft Baden-Württembergs besser repräsentiert als
die Akademie der Wissenschaften.
Über die Tätigkeiten der Akademie Näheres zu berichten, ist weder die Zeit
noch der Ort. Zwei Hinweise müssen genügen. Zum Ersten: Unsere Forschungs-
aktivitäten haben durchaus auch eine landesbezogene Komponente. Den Beiträgen
des Südwestens zur deutschen und europäischen Kulturgeschichte gilt die besonde-
re Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Arbeit der Akademie in einigen ihrer Pro-
jekte. Zum Zweiten: Akademien bilden nicht aus. Aber wir haben mit Hilfe des Lan-
des, für die wir dankbar sind, em eigenes Programm zur Förderung des wissen-
schaftlichen Nachwuchses entwickelt, in seinem Volumen notwendigerweise
bescheiden, aber in seiner Konzeption, behaupte ich selbstbewußt, originell und aka-
demiegemäß. Ich freue mich darüber, daß einige unserer Kollegiaten heute abend
unter uns sind.
Just in diesen Tagen berät der Wissenschaftsrat in Berlin über die Gründung
einer nationalen deutschen Akademie der Wissenschaften, die es bekanntlich nicht
gibt, mit Sitz in Berlin. Sie werden es mir nachsehen, wenn ich die Koinzidenz zum
Anlaß nehme, um einige wenige Sätze zu diesem Thema zu sagen. Die Debatte ist
bekanntlich schon vor zehn Jahren von Bonn aus angestoßen worden. Der Ruf nach
einer nationalen Akademie der Wissenschaften scheint die Logik des Selbstverständ-
lichen für sich zu haben. Die anderen großen und kleinen Nationen haben eine -
warum nicht auch wir? Aber nicht immer ist das scheinbar Selbstverständliche auch
das Vernünftige. Deutschland hat aus Gründen der Tradition und der Verfassung
bereits eine hochkomplexe Struktur der nationalen Organisation und Repräsentati-
on von Wissenschaft. Eine nationale Akademie der Wissenschaften neben all den
anderen Einrichtungen würde diese Struktur nicht vereinfachen, auch nicht sinnvoll
ergänzen, sondern vollends überkomplex machen. Klüger ist es, die Aufgaben, um
die es geht - und das sind nur sehr wenige — den bestehenden, die spezifische Aka-
demietradition Deutschlands repräsentierenden Akademien zur gesamten Hand
anzuvertrauen. Dazu müssen diese — ich sage das durchaus auch als Mahnung an uns
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften