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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2005 — 2006

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I. Das Geschäftsjahr 2005
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Wissenschaftliche Sitzungen
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Öffentliche Gesamtsitzung in Ulm am 15. Januar 2005
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Grußwort des Rektors der Universität Ulm Prof. Dr. Karl Joachim Ebeling
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https://doi.org/10.11588/diglit.67593#0042
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15.Januar 2005 | 55

sind die vielfältigen Ausblicke vom Inneren des Gebäudes auf das Münster und den
Münsterturm.
Das Stadthaus befindet sich auf dem südlichen Teil des Münsterplatzes, wo bei
Ausgrabungen Teile eines um das Jahr 700 belegten alemannischen Reihengräber-
feldes gefunden wurden. Die Existenz des Ortes Ulm ist für einen späteren Zeit-
punkt gesichert und erstmals in einer Urkunde vom 22. Juli 854 festgehalten. Darin
ist die ehemalige königliche Pfalz Ulm erwähnt, die sich wenige Schritte von hier
auf dem Weinhof befunden hat. Die Urkunde aus dem Jahre 854 war Anlass für die
1150-Jahr-Feier der Stadt Ulm im vergangenen Jahr.
Die Grundsteinlegung für das Münster fand am 30. Juni 1377 unter großer
Beteiligung der Bevölkerung statt. Die Weihe der Kirche erfolgte erst im Jahre 1405,
Chor, Seiten- und Mittelschiff waren noch mit einem Notdach versehen. Der Mün-
sterturm in seiner heutigen Form wurde erst 1890 vollendet. Er ist mit 161.4 m der
höchste Kirchturm der Welt. Das Münster wurde ursprünglich erbaut, um Unab-
hängigkeit vom Kloster Reichenau zu erlangen. Die Finanzierung erfolgte aus Mit-
teln und Opfern der Bürgerschaft. Das Münster bietet 30.000 Personen Platz, zu
Baubeginn zählte Ulm gerade einmal etwa 10.000 Einwohner. Zeigt das die Weit-
sicht Ulmer Bürger?
Nicht weit von hier, in der Bahnhofsstraße, kam Albert Ernstem am 14. März
1879 zur Welt. Sein Geburtshaus wurde durch die Bombenangriffe im Zweiten
Weltkrieg völlig zerstört, wie nahezu 80% der Ulmer Altstadt. Heute steht ein Denk-
mal am Ort von Einsteins Geburtshaus. Wie durch em Wunder blieb das Münster
durch die Bomben unversehrt.
Aus Anlass von Einsteins 125. Geburtstag feierte Ulm bereits im vergangenen
Jahr sein Einstein-Jahr. Höhepunkt war ein Festakt mit Ansprachen des Ministerprä-
sidenten und des Bundespräsidenten. Im Frühling und Sommer fand eine großarti-
ge Einsteinausstellung hier im Stadthaus statt. Die Universität veranstaltete eine viel
beachtete Vortragsreihe über Einsteins Leben und Wirken mit dem Hauptvortrag des
heute 82-jährigen Physik-Nobelpreisträgers Professor Yang aus Peking zum Thema
„Einsteins Impact onTheoretical Physics of the 21st Century“.
Das Jahr 1905 gilt als Annus Mirabilis der Physikgeschichte, weil Einstein seine
bahnbrechenden Arbeiten zum Photoeffekt, zur Brownschen Molekularbewegung
und zur Speziellen Relativitätstheorie veröffentlichte, die das Weltbild der Physik
völlig revolutionierten. Deshalb wird deutschlandweit im Einstein-Jahr 2005 in vie-
len Veranstaltungen an die epochalen Leistungen erinnert. Das amerikanische Nach-
richtenmagazin „Time“ hat Einstein bereits zum Jahrtausend-Wechsel zum Mann
des Jahrhunderts gekürt.
Ulm übernimmt im Einstein-Jahr 2005 gern eine Vorreiterrolle, indem es
durch die heutige Akademiesitzung bereits früh im Jahre die über alles herausragen-
den Leistungen seines berühmtesten Sohnes durch einen ganz prominenten Physi-
ker-Kollegen und Nobelpreisträger würdigen lässt. Mit diesen Worten möchte ich
Herrn Professor Klaus von Klitzing, Direktor am Max-Planck-Institut für Festkör-
perforschung in Stuttgart und Professor an der Universität Stuttgart, ganz herzlich
hier im Saal begrüßen.
 
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