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SITZUNGEN
absoluten Geistes durch Hegel waren Versuche, im Gedanken „Gott“ den Zusam-
menhang von Subjektivität und Objektivität zu restituieren.
Die nicht bloß geglaubte oder erhoffte, sondern vermeintlich gewusste „Ver-
söhnung mit der Wirklichkeit“ durch die Erklärung der Weltgeschichte aus Gottes
Vollkommenheit wurde in den moralischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts ad
absurdum geführt. In einem vierten Schritt nannte der Vortrag einige philosophische
und theologische Bedingungen dafür, das Theodizeeproblem so wahrzunehmen und zu
bestimmen, dass das Nachdenken über die Übel dieser Welt nicht in die „ruchlose
Denkungsart“ einer Theodizee übergeht, die das von unvertretbar Einzelnen erlitte-
ne Leiden rechtfertigt und so noch verhöhnt, wie das von A. Schopenhauer bis
Th. W. Adorno beklagt wurde; ein Nachdenken, das aber auch nicht in den apathi-
schen „Nihilismus der Stärke“ flüchtet, wie ihn E Nietzsche postuliert hat. Bleiben-
de Aufgaben sind einerseits der Abschied vom Gottesbild der neuzeitlichen Theodi-
zee, d.h. die Respektierung der Distanz unseres Vernunftinteresses von einer „Sache
Gottes“, andererseits die kulturelle Minderung der mala moralia und die neuerliche
Vernetzung unseres kulturellen Handelns mit der ersten Natur und ihren mala
physica.
Der vollständige Text des Vortrags erscheint in der Schriftenreihe der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften.
Sitzung der Math.-nat. Klasse am 12. November 2005
GESCHÄFTSSITZUNG
Die Klasse gedenkt ihres am 13. August verstorbenen ordentlichen Mitglieds Dieter
Puppe.
Die Gutachter für den Karl-Freudenberg-Preis und den Akademiepreis werden aus-
gewählt.
Der Sekretär teilt mit, daß er wegen Befangenheit den Kommissionsvorsitz für die
beiden Preise an Herrn Jäger geben werde.
Der Sekretär berichtet über die gegenwärtige Verteilung der Sitze auf die Univer-
sitäten.
In einer allgemeineren Diskussion wird die Abschaffung der naturwissenschaftlichen
Projekte an den Akademien nochmals sehr bedauert. Der Plan eines Treffens aller
Sekretäre der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klassen wird begrüßt. Der
Sekretär wird diesbezüglich Kontakt mit dem Sekretär der Nordrhein-Westfälischen
Akademie der Wissenschaften aufnehmen.
SITZUNGEN
absoluten Geistes durch Hegel waren Versuche, im Gedanken „Gott“ den Zusam-
menhang von Subjektivität und Objektivität zu restituieren.
Die nicht bloß geglaubte oder erhoffte, sondern vermeintlich gewusste „Ver-
söhnung mit der Wirklichkeit“ durch die Erklärung der Weltgeschichte aus Gottes
Vollkommenheit wurde in den moralischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts ad
absurdum geführt. In einem vierten Schritt nannte der Vortrag einige philosophische
und theologische Bedingungen dafür, das Theodizeeproblem so wahrzunehmen und zu
bestimmen, dass das Nachdenken über die Übel dieser Welt nicht in die „ruchlose
Denkungsart“ einer Theodizee übergeht, die das von unvertretbar Einzelnen erlitte-
ne Leiden rechtfertigt und so noch verhöhnt, wie das von A. Schopenhauer bis
Th. W. Adorno beklagt wurde; ein Nachdenken, das aber auch nicht in den apathi-
schen „Nihilismus der Stärke“ flüchtet, wie ihn E Nietzsche postuliert hat. Bleiben-
de Aufgaben sind einerseits der Abschied vom Gottesbild der neuzeitlichen Theodi-
zee, d.h. die Respektierung der Distanz unseres Vernunftinteresses von einer „Sache
Gottes“, andererseits die kulturelle Minderung der mala moralia und die neuerliche
Vernetzung unseres kulturellen Handelns mit der ersten Natur und ihren mala
physica.
Der vollständige Text des Vortrags erscheint in der Schriftenreihe der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften.
Sitzung der Math.-nat. Klasse am 12. November 2005
GESCHÄFTSSITZUNG
Die Klasse gedenkt ihres am 13. August verstorbenen ordentlichen Mitglieds Dieter
Puppe.
Die Gutachter für den Karl-Freudenberg-Preis und den Akademiepreis werden aus-
gewählt.
Der Sekretär teilt mit, daß er wegen Befangenheit den Kommissionsvorsitz für die
beiden Preise an Herrn Jäger geben werde.
Der Sekretär berichtet über die gegenwärtige Verteilung der Sitze auf die Univer-
sitäten.
In einer allgemeineren Diskussion wird die Abschaffung der naturwissenschaftlichen
Projekte an den Akademien nochmals sehr bedauert. Der Plan eines Treffens aller
Sekretäre der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klassen wird begrüßt. Der
Sekretär wird diesbezüglich Kontakt mit dem Sekretär der Nordrhein-Westfälischen
Akademie der Wissenschaften aufnehmen.