28. Oktober 2006
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Landes Baden-Württemberg. Sie repräsentiert die Wissenschaft des ganzen Landes,
ist in allen seinen Universitäten verwurzelt, auch wenn sie ihren Sitz in Heidelberg
hat. Wir möchten das sichtbar machen, indem wir einmal im Jahr Heidelberg verlas-
sen.
Wir möchten, zweitens, den Universitäten des Landes, jeder einzelnen von
ihnen, unseren Respekt bezeugen. Wir machen Besuch - und zwar in dem Sinn, in
dem das vor langen, langen Zeiten einmal zum guten Benehmen gehörte: wir
machen den Universitäten unsere Aufwartung. Wir möchten dann freilich auch mit
Respekt empfangen werden - jenem Respekt, der der Institution gebührt, die wie
keine andere die Wissenschaft des Landes in ihrer hohen Qualität repräsentiert. Wir
möchten nicht, wie es vorgekommen sein soll, an das Veranstaltungsbüro der Uni-
versität verwiesen werden, das uns mitteilt, zu welchen Preisen wir einen Hörsaal
mieten könnten.
Wir besuchen, drittens, unsere Mitglieder. Wir möchten unseren Nicht-Hei-
delberger Mitgliedern, von denen wir erwarten, daß sie immer wieder nach Heidel-
berg reisen, doch jedenfalls von Zeit zu Zeit, einmal im Jahr, einen symbolischen
Dank abstatten. Sie brauchen einmal nicht zur Akademie zu kommen, die Akademie
kommt zu ihnen.
Viertens schließlich: Es ist nicht nur eine auswärtige, es ist auch eine öffentliche
Sitzung. Sie ist Teil unserer Bemühungen, die Türen der Akademie, bildlich gespro-
chen, für eine interessierte Öffentlichkeit aufzuschließen. Die wissenschaftlichen
Sitzungen stehen seit jeher im Zentrum des Akademielebens. Einladungen zu einer
wissenschaftlichen Sitzung sind deshalb Einladungen, am geistigen Leben der Aka-
demie für ein paar Stunden wirklich teilzunehmen. Ich bin sicher, daß Herr Lange-
wiesche ein für das wissenschaftliche Gespräch — und darauf kommt es an in der
Akademie — vorzüglich geeignetes Thema gewählt hat.
Ich kehre mit meiner letzten Bemerkung noch einmal zum Genius Loci, von
dem ich ausgegangen bin, zurück. Wir sind zu Gast in einer der Hochburgen der
Technikwissenschaften in Deutschland. Vor wenigen Tagen hat die Politik, zunächst
einmal in Gestalt der Bund-Länder-Konferenz, eine besondere Verbeugung vor den
Technikwissenschaften gemacht, indem sie grünes Licht für die Gründung einer
Deutschen Akademie der Technikwissenschaften gegeben hat, in der Erwartung, von
ihr Unterstützung bei dem Bemühen zu erhalten, die Innovationsdynamik in
Deutschland zu verstärken. Wenn man von der Leopoldina absieht, die in mehreren
Hinsichten ein ganz besonderer Fall ist, wird die Deutsche Akademie der Technik-
wissenschaften die erste nationale Akademie der Wissenschaften sein, die es in der
deutschen Wissenschaftsgeschichte gegeben hat. Ich bin als Vizepräsident der Union
der deutschen Akademien der Wissenschaften zur Zeit kraft Amtes Mitglied des
Vorstandes von acatech, der Vorläuferorganisation der zukünftigen Deutschen Aka-
demie der Technikwissenschaften. Bei aller Loyalität, die ich acatech deshalb schul-
de, bei aller Sympathie für die, die die Sache betrieben haben und ihre guten Grün-
de dafür hatten, ein ungetrübtes Glücksgefühl stellt sich angesichts der Nachrichten
aus Berlin bei mir in meiner Rolle als Präsident der Heidelberger Akademie nicht
ein. Und dies aus drei Gründen nicht:
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Landes Baden-Württemberg. Sie repräsentiert die Wissenschaft des ganzen Landes,
ist in allen seinen Universitäten verwurzelt, auch wenn sie ihren Sitz in Heidelberg
hat. Wir möchten das sichtbar machen, indem wir einmal im Jahr Heidelberg verlas-
sen.
Wir möchten, zweitens, den Universitäten des Landes, jeder einzelnen von
ihnen, unseren Respekt bezeugen. Wir machen Besuch - und zwar in dem Sinn, in
dem das vor langen, langen Zeiten einmal zum guten Benehmen gehörte: wir
machen den Universitäten unsere Aufwartung. Wir möchten dann freilich auch mit
Respekt empfangen werden - jenem Respekt, der der Institution gebührt, die wie
keine andere die Wissenschaft des Landes in ihrer hohen Qualität repräsentiert. Wir
möchten nicht, wie es vorgekommen sein soll, an das Veranstaltungsbüro der Uni-
versität verwiesen werden, das uns mitteilt, zu welchen Preisen wir einen Hörsaal
mieten könnten.
Wir besuchen, drittens, unsere Mitglieder. Wir möchten unseren Nicht-Hei-
delberger Mitgliedern, von denen wir erwarten, daß sie immer wieder nach Heidel-
berg reisen, doch jedenfalls von Zeit zu Zeit, einmal im Jahr, einen symbolischen
Dank abstatten. Sie brauchen einmal nicht zur Akademie zu kommen, die Akademie
kommt zu ihnen.
Viertens schließlich: Es ist nicht nur eine auswärtige, es ist auch eine öffentliche
Sitzung. Sie ist Teil unserer Bemühungen, die Türen der Akademie, bildlich gespro-
chen, für eine interessierte Öffentlichkeit aufzuschließen. Die wissenschaftlichen
Sitzungen stehen seit jeher im Zentrum des Akademielebens. Einladungen zu einer
wissenschaftlichen Sitzung sind deshalb Einladungen, am geistigen Leben der Aka-
demie für ein paar Stunden wirklich teilzunehmen. Ich bin sicher, daß Herr Lange-
wiesche ein für das wissenschaftliche Gespräch — und darauf kommt es an in der
Akademie — vorzüglich geeignetes Thema gewählt hat.
Ich kehre mit meiner letzten Bemerkung noch einmal zum Genius Loci, von
dem ich ausgegangen bin, zurück. Wir sind zu Gast in einer der Hochburgen der
Technikwissenschaften in Deutschland. Vor wenigen Tagen hat die Politik, zunächst
einmal in Gestalt der Bund-Länder-Konferenz, eine besondere Verbeugung vor den
Technikwissenschaften gemacht, indem sie grünes Licht für die Gründung einer
Deutschen Akademie der Technikwissenschaften gegeben hat, in der Erwartung, von
ihr Unterstützung bei dem Bemühen zu erhalten, die Innovationsdynamik in
Deutschland zu verstärken. Wenn man von der Leopoldina absieht, die in mehreren
Hinsichten ein ganz besonderer Fall ist, wird die Deutsche Akademie der Technik-
wissenschaften die erste nationale Akademie der Wissenschaften sein, die es in der
deutschen Wissenschaftsgeschichte gegeben hat. Ich bin als Vizepräsident der Union
der deutschen Akademien der Wissenschaften zur Zeit kraft Amtes Mitglied des
Vorstandes von acatech, der Vorläuferorganisation der zukünftigen Deutschen Aka-
demie der Technikwissenschaften. Bei aller Loyalität, die ich acatech deshalb schul-
de, bei aller Sympathie für die, die die Sache betrieben haben und ihre guten Grün-
de dafür hatten, ein ungetrübtes Glücksgefühl stellt sich angesichts der Nachrichten
aus Berlin bei mir in meiner Rolle als Präsident der Heidelberger Akademie nicht
ein. Und dies aus drei Gründen nicht: