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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2006 — 2006

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I. Das Geschäftsjahr 2006
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Wissenschaftliche Sitzungen
DOI Kapitel:
Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 8. Dezember 2006
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Kolb, Frank: Troja - Wissenschaft, Politik und Geschichte an den Dardanellen
DOI Kapitel:
Sitzung der Math.-nat. Klasse am 8. Dezember 2006
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https://doi.org/10.11588/diglit.66961#0089
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8. Dezember 2006

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beachtliche spätbronzezeitliche Burganlage, aber diese weist keine Ähnlichkeit mit
gleichzeitigen Palastanlagen Anatoliens, des Vorderen Orients, Kretas und des myke-
nischen Griechenland auf. Es fehlen denn auch Belege für die dieser Palastzivilisati-
on zugrundeliegende Schriftkultur und Wirtschaftsformen. In die Handels- bzw.
Tauschbeziehungen zwischen jenen Palastzentren war Troia nicht eingebunden, und
der archäologische Befund bietet keine Anhaltspunkte dafür, daß Troia ein Handels-
knotenpunkt gewesen wäre. Zudem ist die angebliche bis zu 30 ha große, dicht
besiedelte Unterstadt eine Fiktion des Ausgräbers. Nur spärliche Hausreste wurden
entdeckt, eine angebliche Stadtmauer erwies sich schließlich als simpler Wasserkanal,
und 2—3 m breite, als Annäherungshindernisse gegen Streitwagen gedeutete Gra-
benstücke dienten vermutlich nur als Entwässerungsanlagen und Wasserreservoire für
agrarische und handwerkliche Zwecke. Das Gelände außerhalb der Burg wurde
anscheinend zum Teil agrarisch genutzt und wies Streubesiedlung auf. Auf dem
Hügel von Hisarhk befand sich eine Burgsiedlung, aber keine Stadt.
Der methodisch falsche Ansatz, den archäologischen Befund vor dem Hinter-
grund von Homers Ilias deuten zu wollen, verband sich mit einer von Sponsoren
gewünschten und von Kreisen der Politik begrüßten intensiven Medienpräsenz. Das
Bestreben, der Öffentlichkeit sensationelle Ergebnisse und ein zu Homers Ilias pas-
sendes Troia-Bild zu vermitteln, führte nicht nur zu maßlosen Übertreibungen, son-
dern sogar zu Manipulationen des archäologischen Befundes und der veröffentlich-
ten Planzeichnungen. Die Troia-Grabung ist ein Menetekel im Hinblick auf die
Gefahren, welche der Wissenschaft aus der Verbindung von Politik, Geld, Medien-
präsenz und Prestigesucht erwachsen können.

Sitzung der Math.-nat. Klasse am 8. Dezember 2006
GESCHÄFTSSITZUNG
Vorbesprechung der Wahl des Präsidenten: Nach einer ausführlichen Aussprache votiert
die Klasse einstimmig dafür, den amtierenden Präsidenten Peter Graf Kielmansegg als
Kandidaten für die Wahl des Präsidenten 2007/2009 zu benennen.
Zuwahlkommission: Herr Mohr hat darum gebeten, ihn von seiner Mitwirkung in der
Zuwahlkommission zu entbinden. Damit ist für den Bereich „Biologie und Bio-
physik“ ein neues Mitglied zu wählen. Herr Franke hat sich bereit erklärt, dieses Amt
zu übernehmen. Er wird einstimmig (bei Enthaltung des Betroffenen) gewählt.
Diskussion von Zuwahlregularien: In der Diskussion wird deutlich, daß die Klasse die
vom Vorstand vorgeschlagene Vorgehensweise für sehr sinnvoll hält. Angeregt wird —
vor allem für die Phase der Vorbearbeitung durch die Zuwahlkommission — Folgen-
 
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