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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2006 — 2006

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I. Das Geschäftsjahr 2006
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Wissenschaftliche Sitzungen
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Sitzung der Math.-nat. Klasse am 8. Dezember 2006
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Bautz, Ekkehard K. F.: Biopharmaka: Wirkstoffe aus der Molekularbiologie
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https://doi.org/10.11588/diglit.66961#0092
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SITZUNGEN

rekombinanter, in Hefe hergestellter Hepatitis B Impfstoff und das erst seit wenigen
Monaten erhältliche Gardasil, das aus leeren Hüllen von vier humanpapillom-Virus-
stämmen besteht und, in frühen Lebensjahren geimpft, vor Gebärmutterhalskrebs
Schutz bietet.
Als Beispiel für ein Biopharmakon der 2. Generation sei ein kleines Peptid
genannt, das Hematide, das dem erfolgreichen EPO schon bald den Markt streitig
machen könnte, vor allem weil synthetische Peptide aufgrund ihrer erhöhten Stabi-
lität eine längere Wirkungsdauer besitzen, billiger herzustellen sind sowie sicherer in
der Anwendung, da die Wahrscheinlichkeit einer Autoimmunreaktion geringer ist.
Der erste zugelassene therapeutische monoklonale Antikörper, OKT3, wird
gegen Abstoßungsreaktionen bei Transplantationen eingesetzt. Andere Mausmono-
klonale Antikörper, speziell solche, die als Krebsmedikamente eingesetzt werden,
müssen „humanisiert“ werden, um dem Immunsystem des Patienten eine möglichst
kleine Angriffsfläche zu bieten. Dies kann auf gentechnischem Wege erfolgen, indem
nur der Teil des Maus-Antikörper Moleküls, der für die Antigen-Erkennung wich-
tig ist, in ein menschliches Immunglobulin Molekül eingespliced wird. Mittlerweile
sind ca. 20 solcher Chimären zugelassen und nahezu 400 in der Entwicklung.
Das „Human Genome“ Projekt, ernsthaft begonnen 1990, hat schon nach
10 Jahren zur Entschlüsselung der DNA-Sequenz des menschlichen Genoms
geführt, zumindest im Rohentwurf. Diesem Erfolg folgte schnell die Ernüchterung:
Kenntnis der Nukleotidabfolge bedeutet noch lange nicht, dass man damit alle
Funktionen eines Organismus kennt. Das einzige, was Genomics an Erkenntnis
gebracht hat, ist eine bessere Einschätzung, wie viele Gene bzw. wie wenige wir
besitzen (eher 30.000 als die vorher geschätzten 100.000).Trotzdem hat die Zahl der
Gene, die einem Krankheitsbild zugeordnet werden können, relativ stark zugenom-
men. Dies wirft die Frage nach der Zahl möglicher Drug-Targets auf. Ausgehend
von gewissen Annahmen gibt es a) 100 wichtige multifaktorielle Erkrankungen, an
denen jeweils b) 5—10 Gene beteiligt sind, insgesamt also 500—1000 Gene. Kommen
jeweils 3—10 Gene dazu, die einen Einfluss in Signalketten ausüben hinzu, so führt
die Addition dieser Faktoren zu 1.500—10.000 neuer Drug Targets, wobei der nied-
rigere Wert als der wahrscheinlichste angesehen wird (da nicht jedes Protein sich
zum Target eignet).
Die heute mögliche Analyse der Krankheitsgene und der Faktoren, die Neben-
wirkungen verursachen, engt den Kreis der Patienten ein, die für ein neues Medika-
ment verträglich sind.
Durch Ausschluss der unverträglichen Probanden könnten sich Zahl der
Probanden und Entwicklungskosten reduzieren lassen. Dies würde jedoch notge-
drungen zu Parallelentwicklungen führen mit letztlich niedrigeren Erträgen pro
Medikament.
Künftige Hoffnungen beruhen auf neuen Verfahren wie RNAi und Genthera-
pie. Erstere, noch in der Entwicklung, erlaubt das gezielte Abschalten der Expression
einzelner Gene, während letztere, in einzelnen Fällen durchaus schon erfolgreich,
wegen mangelnder Reproduzierbarkeit und damit verbundenen hohen Risiken,
noch keinen Eingang in die Routine gefunden hat. Abhilfe könnte in der Zukunft
 
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