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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2006 — 2006

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I. Das Geschäftsjahr 2006
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Wissenschaftliche Sitzungen
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Gesamtsitzung am 9. Dezember 2006
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Reinhard, Wolfgang: Globalisierung des Christentums?
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https://doi.org/10.11588/diglit.66961#0095
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9. Dezember 2006

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„Wasser“ bereits im Sommersemester 2007. Alle erfolgreichen Projektanträge
werden sich der Akademie im Sommersemester im Jahr 2007 vorstellen.
— Der Präsident weist auf einige Veranstaltungen hin, die für das Jahr 2007 geplant
sind. Am 19./20. Januar wird die Forschungsstelle Archäometrie“ in einem
Kolloquium unter der Überschrift „Fortschritte der Archäometrie“ Bilanz
ziehen. Ihre Förderung im Rahmen des Akademienprogramms läuft aus. Die
Universität Heidelberg wird die Forschungsstelle übernehmen.
Für den 6. Februar war eine Vorstellung des Balzan-Preisträgers Ludwig Pin-
scher in der Akademie vorgesehen. Sie muß leider ausfallen, da Herr Finscher
erkrankt ist.
Im Sommer wird sich die Akademie mit einigen Veranstaltungen an dem vom
Bundesforschungsministerium ausgerufenen Jahr der Geisteswissenschaften
beteiligen. Für den 13. Juli ist eine intensive Auseinandersetzung mit dem
Thema „Religion und Gewalt“ geplant. Die Vortragsreihe der Mitarbeiter wird
auf das Jahr der Geisteswissenschaften ausgerichtet werden. Eine Akademiede-
batte zur Frage „Sind die Geisteswissenschaften Wissenschaften?“ wird vorbe-
reitet.

WISSENSCHAFTLICHE SITZUNG
Die Mitglieder Jürgen Leonhardt und Bernhard Zimmermann halten ihre Antritts-
reden.
Herr Wolfgang Reinhard hält einen Vortrag: „Globalisierung des Christentums?“
Globalisierung ist an sich ein wirtschaftliches Phänomen, das aber nur auf der
Grundlage der weltweiten Verbreitung der westlichen Kultur möglich wurde. Zu
dieser westlichen Kultur und ihrer Verbreitung über die Erde hat das Christentum
aber eine Menge beigetragen. Im Zuge der europäischen Expansion ist es durch Mis-
sion lange vor dem entfesselten Finanzkapitalismus ein globales Phänomen gewor-
den.
Dieser Globalisierungsprozess lässt sich nur historisch erklären. Doch wenn der
Vortrag ihn durch die Geschichte verfolgt, dann wird dadurch zugleich verständlich,
weshalb das globale Christentum der Gegenwart aus zahlreichen verschiedenen, oft
einander widerstreitenden Christentümern besteht.
Alles begann mit einer jüdischen Sekte, die den universalen Anspruch des israe-
litischen Stammesgottes Jahwe ernst nahm und die Bekehrung der gesamten
Menschheit zu ihrem Programm erhob. Damit ging freilich die Exklusivität eines
neuen, nicht mehr ethnisch bestimmten Gottesvolkes einher, das sich kraft seines
monotheistischen Anspruchs wie Judentum und Islam von den Ungläubigen
abgrenzte. Polytheistische Kulturen wie Griechen und Römer, Chinesen und Japa-
ner pflegten statt dessen Barbarenverachtung. Nur im christlich gewordenen Römi-
schen Reich verdoppelte sich Xenophobie: Heiden und Barbaren waren künftig das-
selbe.
 
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