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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2006 — 2006

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I. Das Geschäftsjahr 2006
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Nachrufe
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Rösing, Ina: Friedrich Vogel (8.3.1925-5.8.2006)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66961#0153
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Friedrich Vögel

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Humangenetik1. Der persönliche Kontakt zu Friedrich Vogel stammt aus dieser Zeit.
Und er blieb immer erhalten.
Bei den Grunddaten zu Biographie und fachlichem Werdegang kann ich mich
kurz fassen, da bereits mehrere „offizielle“ Nachrufe aus seinem eigenen Fach vor-
liegen und zwar aus berufenem Munde2.
Zunächst: Friedrich Vogel wurde 1925 geboren. Sein Vater war Bankbeamter
und Offizier beider Weltkriege. Er fiel 1944. Vogel wurde auch eingezogen, geriet in
russische Gefangenschaft, kam aber glücklicherweise schon 1945 wieder frei. Klare
Überlegungen führten ihn dazu, nicht sein Wahlfach Ethnologie zu studieren, son-
dern ein Fach, das Zukunft und praktische Bedeutung versprach: Medizin. Nach der
Promotion entschied er sich, zu Hans Nachtsheim an dessen Max-Planck-Institut für
Vergleichende Erbbiologie und Erbpathologie zu gehen, und arbeitete als erstes an
der Aufklärung der Mutationsrate beim Retinoblastom. Er habilitierte 1957 mit
einer Arbeit zur Erblichkeit des normalen EEG, ein Thema, das er neben vieler ande-
rer Forschung über Jahrzehnte hin verfolgte. 1962 wurde er als erst 37-jähriger auf
den neu geschaffenen Lehrstuhl für Anthropologie und Humangenetik nach Hei-
delberg berufen. Sein internationaler Ruf beruhte auf seinen Forschungen zur Popu-
lationsgenetik, chemischen Mutagenese, Verhaltensgenetik und Zellkernarchitektur,
aber vor allem auch auf der Publizierung grundlegender, in viele Sprachen über-
setzter Lehrbücher in mehreren Auflagen, das „Lehrbuch der Allgemeinen Human-
genetik“ (1961) und das zusammen mit Arno Motulsky (Seattle) verfasste „Human
Genetics — Problems and Approaches“ (zuerst 1971). Er war seit 1962 der Heraus-
geber der Zeitschrift Humangenetik, die ab 1976 Human Genetics hieß. Friedrich Vogel
war fachlich international orientiert, war selbst oft im Ausland und seine Tore in
Heidelberg waren ausländischen Wissenschaftlern stets offen. Eine eindrucksvoll
lange Liste exzellenter Humangenetiker erwuchsen aus seinem Institut3.1993 wurde
er emeritiert, 1995 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und der Jacob-
Henle-Medaille der Medizinischen Fakultät Göttingen und 2003 mit der Ehren-
medaille der Deutschen Gesellschaft für Humangenetik ausgezeichnet. Friedrich
Vogel starb am 5. August 2006.
Als Friedrich Vogel 1989 zum ordentlichen Mitglied der Mathematisch-natur-
wissenschaftlichen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften berufen
wurde, war in der Laudatio von ihm als dem „zur Zeit führenden Humangenetiker

1 Ina Spiegel-Rösing; Ilse Schwidetzky (1982), Maus und Schlange. Untersuchungen zur Lage der deut-
schen Anthropologie. Oldenbourg Verlag: München Wien.
2 Propping, P.; Bartram C.R. (2007): Friedrich Vogel 1925 — 2006, Human Genetics 120/6:751—753;
Rappold G. (2007): My last visit with Friedrich Vogel: a personal remembrance. Human Genetics
120/6: 749-750; Propping P. (2006): Friedrich Vogel. Bedeutender Humangenetiker. Deutsches
Ärzteblatt 103/37, A 2407; Sperling K. (2007): Obituary: Prof Dr. med. Dr. h.c. Friedrich Vogel
(1925-2006), Human Genetics 120/6: 755-757; Bartram, C.R.; Propping P. (2006): In memoriam
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Friedrich Vogel, Medizinische Genetik 18/4: 395—396
3 Cremer, Fuhrmann, Propping, Rappold, Röhrborn, Royer-Pokora, Schleiermacher, Schroeder-
Kurth, Steinlein
 
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