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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2007 — 2007

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I. Das Geschäftsjahr 2007
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Frank, Manfred: Rüdiger Bubner (9.5.1941-9.2.2007)
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Rüdiger Bubner

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RÜDIGER BUBNER
(9.5.1941-9.2.2007)

Als Rüdiger Bubner am 9. Februar 2007 mit 65 Jahren in Heidelberg starb, war er
als Vertreter der hermeneutischen Philosophie in der Nachfolge Hans-Georg Gada-
mers einer der profiliertesten Köpfe der deutschen Nachknegsphilosophie. Er starb
zu früh, um noch einmal seine Gedanken und Ideen in einem großen Werk zusam-
menzufassen. Trotz vieler Monographien war er im Grunde ein Meister der klei-
nen Form, des Aufsatzes, der Rezension, der gedrängten historischen Skizze. Auch
seine Bücher beeindrucken eher als brilliante Essays denn als systematische Grund-
risse. Bei seinem frühen Tod hatte er ein langes Leben in der wissenschaftlichen
Welt hinter sich. Denn er trat überdurchschnittlich früh in sie ein und entfaltete
sich in ihr am Anfang mit solch einer Dynamik, dass er als philosophisches Wun-
derkind galt.
1941 in Lüdenscheid geboren, machte er mit 17 Jahren Abitur, und studierte
klassische Philologie und Philosophie in Tübingen, Wien und Heidelberg, um schon
mit 23 Jahren bei Hans-Georg Gadamer in Heidelberg zu promovieren.
Das Studium der klassischen Philologie hat ihn tief geprägt. Dabei hatte er
Griechisch nicht schon auf der Schule, sondern erst im ersten Semester gelernt —
aber diese Sprache wurde ihm zu einer Heimat. Er zitierte Plato und Aristoteles in
der Ursprache und konnte vergessen, dass Studierende und Kollegen das meist nicht
verstanden. Der sorgsame philologische Umgang mit Texten, insbesondere den Tex-
ten der Klassiker, zeichnet seine Arbeit aus. Neben den großen griechischen Philo-
sophen waren es vor allem die Klassiker von Kant bis Hegel und Marx. Als Hegel-
kenner und Präsident der „Internationalen Vereinigung zur Förderung des Studiums
der Hegelschen Philosophie“ genoss er internationales Ansehen. Besonderen Wert
legte er darauf, auch die politische Dimension der Hegel-Rezeption zu beleuchten:
Im Junghegelianismus sah er die Vorform eines kritischen Negativismus, den er auch
 
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