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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2008 — 2009

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I. Das Geschäftsjahr 2008
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Jahresfeier am 14. Juni 2008
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Niehrs, Christof: Dialektik der embryonalen Induktion
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https://doi.org/10.11588/diglit.67591#0036
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14. Juni 2008

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Noggin
Dickkopf
Cerberus

Abbildung 8: Molekulare Wechselwirkung im Spemann-Organisator
Wachstumsfaktoren derWnt undTGF-beta Klasse werden u.a. vom Ektoderm des Embryo sezer-
niert und üben einen hemmenden Einfluss auf den Spemann-Organisator aus. Der Organisator sei-
nerseits sezerniert Hemmstoffe (Chordin, Noggin, Dickkopf und Cerberus), welche die Wirkung
derWnt undTGF-beta Wachstumsfaktoren neutralisieren. Die Wechselwirkung zwischen den bei-
den sich gegenseitig hemmenden Klassen von Faktoren führt zur harmonischen Entwicklung der
embryonalen Achse. Diese doppelte Hemmung ist formal der Negation der Negation in Hegels
Dialektik äquivalent.

menschliche Körper besitzt schätzungsweise 400 verschiedene Zelltypen (Vick-
aryous and Hall, 2006) und die Induktion, oder allgemeiner ausgedrückt, die Wech-
selwirkung von Zellen über Signalaustausch, ist ein zentraler Prozess, der zur Vielfalt
von Zellen und Geweben führt.

Molekulare Grundlage der Organisator-Induktion
Wir wissen heute, dass Wachstumsfaktoren derWnt- undTGF-beta-Klasse eine zen-
trale Rolle im Organisatorgeschehen spielen. Diese Wachstumsfaktoren regulieren
nicht nur das Wachstum, sondern auch Differenzierung und den programmierten
Tod von Zellen und zwar nicht nur in der Embryonalentwicklung, sondern auch
beim adulten Mensch und Tier. In der frühen Gastrula üben diese Wachstumsfakto-
ren einen hemmenden Einfluss auf den Organisator aus. Die Funktion des Organi-
sators beruht u.a. darauf, seinerseits Hemmstoffe der Wachstumsfaktoren zu sezer-
nieren. Solche Hemmstoffe haben die seltsam klingenden Namen Chordin, Noggin,
Dickkopf und Cerberus. Dieser Cocktail neutralisiert die hemmenden Wachstums-
faktoren im Organisator und in seiner Umgebung und fordert die Entwicklung von
dorsalem Mesoderm und von Nervenzellen (Niehrs, 2004). Wir haben es hier also
mit einer gegenseitigen Hemmung oder doppelten Negation zu tun, worauf ich
noch zurückkomme (Abb. 8).
 
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