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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2008 — 2009

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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B. Das WIN-Kolleg
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4. Forschungsschwerpunkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.67591#0301
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314 | FÖRDERUNG DES WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHSES
Arbeitsgebiet 1: Minoisches Kreta und Frühes Griechenland. Das Arbeitsgebiet umfasst
erstens ein Projekt des Projektsprechers, Dr. Sebastian Schmidt-Hofner (Alte
Geschichte, Universität Heidelberg), zum Thema „Raumordnung und Polis im
archaischen und klassischen Griechenland“. Es untersucht anhand literarischer und
archäologischer Quellen die Bedingungen und Auswirkungen der Raumstrukturie-
rung im Zuge der Entstehung und Ausformung der griechischen Polis. Dabei wer-
den unter anderem die Entwicklung von Territorien und ihre Wechselwirkung auf
innenpolitische Verhältnisse, die räumliche und konzeptionelle Ausdifferenzierung
von privatem und öffentlichem Raum, die Rolle sakraler Räume, die Zentralisie-
rung von Kulten und andere Komponenten von Raumordnung untersucht werden,
die in Bezug zur Polisbildung stehen. Im Rahmen des zweiten Projekts in diesem
Arbeitsgebiet entsteht die Dissertation des Archäologen NoachVander Beken M.A.
(seit 2008 in Heidelberg, vormals Löwen, Belgien), in der normative Raumordnun-
gen im minoischen Kreta anhand von Palastarchitektur, Sakralbauten, Siedlungs-
topographie und politischen Territorien untersucht werden. Der besondere Reiz
des Projektes besteht zum einen darin, dass mit der minoischen Kultur noch ein wei-
terer, eigenständiger, und in vielen Hinsichten den vorderasiatischen eher als der
griechischen Kultur naher Vergleichspunkt einbezogen wird, zum anderen in der
methodischen Herausforderung, dass sich die Untersuchung ausschließlich auf
archäologische Quellen beziehen kann. Sie ist damit Testfall dafür, was sich aus dem
archäologischen Material für das Thema der Raumordnungen ableiten lässt.
Arbeitsgebiet 2: Rom. Die römische Geschichte liefert das klassische Beispiel für
Raumordnungen in multiethnischen, politisch, sozial und kulturell heterogenen
Großreichen. luniorprof. Dr. Peter Eich (Alte Geschichte, Potsdam) verfügt in die-
sem Zusammenhang unter anderem über eine umfangreiche Expertise im Bereich
der Limes-Forschung, in deren Zusammenhang Charakter und Konzeption von
Grenzräumen intensiv diskutiert werden. Zudem spielt die Liminalität religiöser
Phänomene in seiner Habilitation eine größere Rolle. Das Hauptprojekt in
diesem Arbeitsgebiet von Dr. John Dillon (seit Januar 2009 in Heidelberg, zuvor
Yale University, USA) wendet sich den in der italisch-römischen Kultur auffallend
prominenten Grenzziehungsritualen zu, die sich bei Begründung von kultischen
Bezirken (templa), in der kultischen Rolle von Grenzmarkierungen (termini), in poli-
tischen Ritualen (z.B. der Kriegserklärung im sog. Fetialenritus), bei der Gründung
von Kolonien und Städten oder in der bereits angesprochenen Rolle des pomerium
der Stadt Raum beobachten lassen. Dabei geht es auch darum, die Veränderung die-
ser Rituale im Kontext der römischen Expansion zu beobachten.
Arbeitsgebiet 3:Alter Orient. Die altorientalischen Kulturen haben für das Projekt des-
wegen besondere Bedeutung, weil dort zum ersten Mal in der Geschichte der
Menschheit archäologische und schriftliche Quellen für die Frage nach der Raum-
ordnung zueinander in Beziehung gesetzt und so deren soziokulturelle Verortung
gefasst werden kann. Die über 5000 Jahre alte schriftliche Überlieferung dieses
Raumes bietet dabei eine Fülle von Anknüpfungspunkten: Paradigmatischen Cha-
 
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