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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2008 — 2009

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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B. Das WIN-Kolleg
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4. Forschungsschwerpunkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.67591#0302
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Das WIN-Kolleg

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rakter hat der Alte Orient hinsichtlich der frühen Reichsbildungen; weiterhin
gehören zum Beispiel Rechtsdokumente, die die Übertragung von Bodeneigentum
dokumentieren, mit zu den frühesten schriftlichen Quellen der Menschheit; und
rituell-performative Grenzziehungen spielen im städtisch geprägten Zweistromland
besonders in Bezug auf den Stadtraum eine wichtige Rolle, wobei dessen besondere
sakrale Bedeutung in einer reichen archäologischen und schriftlichen Überlieferung
zum Ausdruck kommt. Dr. Claus Ambos (Assyriologie, Heidelberg) hat sich als Spe-
zialist für Ritualforschung mit diversen Phänomenen der Raumordnung und Grenz-
ziehung im altorientalischen Bereich befasst, die sich bereits in verschiedenen Publi-
kationen niedergeschlagen hat. Das Hauptprojekt in diesem Bereich wird ab Juni
2009 der Assyriologe Camille Lecompte bearbeiten, der soeben eine Dissertation zu
Raumkonzepten in den sog. „geographischen Listen“ des 4.—2. Jahrtausends v. Chr.
an der Universität Genf abschließt.
Arbeitsprogramm
Die der Raumordnung inhärente Wechselwirkung von physischen Räumen und
Konzepten erfordert einen interdisziplinären methodischen Ansatz, der literarische,
dokumentarische, archäologische Quellen und historische, soziologische, religions-
wissenschaftliche und ethnologisch-anthropologische Ansätze integriert. Die innova-
tive Fragestellung bedarf überdies der Erarbeitung einer theoretischen Grundlegung,
die nur auf wenige Vorarbeiten zurückgreifen kann. Wesentliches Element der Arbeit
innerhalb der Gruppe werden daher regelmäßige Arbeitstreffen zur Diskussion der
Projektfortschritte und zur gemeinsamen Erarbeitung und Diskussion einschlägiger
theoretischer Ansätze sein. Zu den Treffen werden auch Spezialisten benachbarter
Fachgebiete (z. B. der Ethnologie, Anthropologie) eingeladen werden. Dabei wird
die Gruppe mit dem Heidelberger SFB 619 „Ritualdynamik“ kooperieren, der
ebenfalls fächerübergreifend unter Einbeziehung der Alten Geschichte und der
Altorientalistik zahlreiche Themen bearbeitet, die engste Bezüge zum Beispiel zu
rituell-performativen Grenzziehungen aufweisen. Kooperiert werden soll weiterhin
mit dem neu eingerichteten Exzellenzcluster „Asia and Europe in a Global Context:
Shifting Asymmetries in Cultural Flows“, desgleichen mit dem Heidelberger
Zentrum für Altertumswissenschaften, an dem im Sommer 2008 ein Graduierten-
kolleg zum Thema „Räume, Bilder, Lebensformen in antiken Kulturen“ anlaufen
wird. Hier ergeben sich für die Arbeit der Gruppe diverse Anknüpfungspunkte und
Synergieeffekte, die auf die bereits bestehende Anbindung der Kollegiaten an diese
Großprojekte aufbauen können. Im Jahr 2010 soll eine interdisziplinäre Konferenz
an der Akademie stattfinden, bei der bisherige Ergebnisse mit Spezialisten anderer
Gebiete diskutiert werden.
 
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