350 | VERANSTALTUNGEN
Bibliographie „Die Philosophie der Gegenwart“, 1.000 Mk. an den Privatdozenten
Otto Cartellieri (Heidelberg) für den Druck seiner „Geschichte der Herzöge von
Burgund“, 500 Mk. für Karl Hampe (Heidelberg) zur Bezahlung eines Mitarbeiters
an der Edition der Capuaner Briefsammlung aus dem 13. Jahrhundert (ab 1913 Fried-
rich Baethgen).
Die Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse bewilligte dem Heidelberger
Geologen Wilhelm Salomon-Calvi 500 Mk. für die Bergung und Präparation von
Fundobjekten der Sande von Mauer - dazu gehörte auch der berühmte Unterkie-
fer des Homo heidelbergensis, der bis heute Eigentum der Akademie ist. Zu den
naturwissenschaftlichen Fördermaßnahmen zählten 1909 ferner 1.200 Mk. für
Georg Klebs (Heidelberg) zur Beschaffung eines „heizbaren Kulturkastens“ (für
botanische Experimente), 800 Mk. für die medizinphysiologischen Untersuchungen
des Heidelberger Dozenten Otto Cohnheim, 450 Mk. für Prof. Robert Lauterborn
(Heidelberg) zu Studien über die Fauna und Flora am Rhein, 1.000 Mk. für den
Astronomen Max Wolf (Heidelberg) zur Drucklegung seiner Aufnahmen der Milch-
straße. Die Unterstützungsbewilligungen erstreckten sich gleicherweise auf arrivier-
te ordentliche Professoren wie auf habilitierte Nachwuchswissenschaftler. Viele
Zuschüsse wurden über Jahre hinweg mehrfach neu bewilligt.
Von vornherein beteiligte sich Heidelberg auch an Unternehmungen, die von
mehreren Akademien getragen wurden, so am Poggendorffschen „Biographisch-
Literarischen Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften“ der Sächsischen
Akademie oder an einer botanisch-geologischen Expedition nach Afrika.
Das erste eigenständige geisteswissenschaftliche Heidelberger Projekt war das
Babylonisch-assyrische Wörterbuch, das zwischen 1912 und 1925 erarbeitet wurde.
Die „Geschichte der Universität Heidelberg“ wurde 1916 als neues Forschungspro-
jekt beschlossen, für das die Akademie ab 1919 den Historiker Gerhard Ritter als
festbesoldeten Mitarbeiter einstellte.
Die „Sitzungsberichte“, von denen zehn bis zwölf in jedem Jahr erschienen,
enthielten in den ersten Jahren vor allem religionsgeschichtliche und sprachwissen-
schaftliche sowie physikalisch-mathematische und astronomische Abhandlungen.
Die wissenschaftlichen Aktivitäten der Heidelberger Akademie kamen Anfang
der zwanziger Jahre nahezu zum Erliegen, da die Inflation das Stiftungsvermögen
vernichtete. Von 1,3 Millionen Mk. blieben nur etwas mehr als 22.000 RM übrig.
Das wurde für die Heidelberger Akademie zur existenziellen Bedrohung, da sie im
Gegensatz zu den anderen deutschen Akademien nicht im Landeshaushalt verankert
war. Ab 1924 erhielt sie lediglich freiwillige und auch jederzeit widerrufliche
Zuwendungen des Landes Baden, die erst 1928 etatisiert wurden. Sie betrugen 1928
5.000 RM, gingen Anfang der dreißiger Jahre aber auf 2.000 RM und ab 1939 auf
nur noch 800 RM zurück. Einen gewissen Ausgleich brachten zwischen 1926 und
1936 die Jahreszahlungen aus der sogenannten Kulturellen Wohlfahrtsrente (als Ent-
gelt für Inflationsschäden), so dass das Akademievermögen 1932 wieder auf 292.000
RM angewachsen war.
Nach Vernichtung des Stiftungsvermögens legte die Akademie den Zusatz
„Stiftung Heinrich Lanz“ ab. Sie gewann damit vermutlich ein Stück Normalität
Bibliographie „Die Philosophie der Gegenwart“, 1.000 Mk. an den Privatdozenten
Otto Cartellieri (Heidelberg) für den Druck seiner „Geschichte der Herzöge von
Burgund“, 500 Mk. für Karl Hampe (Heidelberg) zur Bezahlung eines Mitarbeiters
an der Edition der Capuaner Briefsammlung aus dem 13. Jahrhundert (ab 1913 Fried-
rich Baethgen).
Die Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse bewilligte dem Heidelberger
Geologen Wilhelm Salomon-Calvi 500 Mk. für die Bergung und Präparation von
Fundobjekten der Sande von Mauer - dazu gehörte auch der berühmte Unterkie-
fer des Homo heidelbergensis, der bis heute Eigentum der Akademie ist. Zu den
naturwissenschaftlichen Fördermaßnahmen zählten 1909 ferner 1.200 Mk. für
Georg Klebs (Heidelberg) zur Beschaffung eines „heizbaren Kulturkastens“ (für
botanische Experimente), 800 Mk. für die medizinphysiologischen Untersuchungen
des Heidelberger Dozenten Otto Cohnheim, 450 Mk. für Prof. Robert Lauterborn
(Heidelberg) zu Studien über die Fauna und Flora am Rhein, 1.000 Mk. für den
Astronomen Max Wolf (Heidelberg) zur Drucklegung seiner Aufnahmen der Milch-
straße. Die Unterstützungsbewilligungen erstreckten sich gleicherweise auf arrivier-
te ordentliche Professoren wie auf habilitierte Nachwuchswissenschaftler. Viele
Zuschüsse wurden über Jahre hinweg mehrfach neu bewilligt.
Von vornherein beteiligte sich Heidelberg auch an Unternehmungen, die von
mehreren Akademien getragen wurden, so am Poggendorffschen „Biographisch-
Literarischen Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften“ der Sächsischen
Akademie oder an einer botanisch-geologischen Expedition nach Afrika.
Das erste eigenständige geisteswissenschaftliche Heidelberger Projekt war das
Babylonisch-assyrische Wörterbuch, das zwischen 1912 und 1925 erarbeitet wurde.
Die „Geschichte der Universität Heidelberg“ wurde 1916 als neues Forschungspro-
jekt beschlossen, für das die Akademie ab 1919 den Historiker Gerhard Ritter als
festbesoldeten Mitarbeiter einstellte.
Die „Sitzungsberichte“, von denen zehn bis zwölf in jedem Jahr erschienen,
enthielten in den ersten Jahren vor allem religionsgeschichtliche und sprachwissen-
schaftliche sowie physikalisch-mathematische und astronomische Abhandlungen.
Die wissenschaftlichen Aktivitäten der Heidelberger Akademie kamen Anfang
der zwanziger Jahre nahezu zum Erliegen, da die Inflation das Stiftungsvermögen
vernichtete. Von 1,3 Millionen Mk. blieben nur etwas mehr als 22.000 RM übrig.
Das wurde für die Heidelberger Akademie zur existenziellen Bedrohung, da sie im
Gegensatz zu den anderen deutschen Akademien nicht im Landeshaushalt verankert
war. Ab 1924 erhielt sie lediglich freiwillige und auch jederzeit widerrufliche
Zuwendungen des Landes Baden, die erst 1928 etatisiert wurden. Sie betrugen 1928
5.000 RM, gingen Anfang der dreißiger Jahre aber auf 2.000 RM und ab 1939 auf
nur noch 800 RM zurück. Einen gewissen Ausgleich brachten zwischen 1926 und
1936 die Jahreszahlungen aus der sogenannten Kulturellen Wohlfahrtsrente (als Ent-
gelt für Inflationsschäden), so dass das Akademievermögen 1932 wieder auf 292.000
RM angewachsen war.
Nach Vernichtung des Stiftungsvermögens legte die Akademie den Zusatz
„Stiftung Heinrich Lanz“ ab. Sie gewann damit vermutlich ein Stück Normalität