23. April bis 2. Juli 2009 | 359

GEMEINSAME RINGVORLESUNG MIT DER UNIVERSITÄT TÜBINGEN
„Evolution: Paradigmen — Provokationen“
23. April bis 2. Juli 2009
Ringvorlesung zum 100-jährigen Bestehen der Heidelberger Akademie der Wissen-
schaften
Zwei Jubiläen gaben Anlass zu einer Ringvorlesung, die im Sommersemester 2009
im Rahmen des Studium generale der Eberhard Karls Universität Tübingen von
Prof. Nicholas J. Conard Ph. D. vom Institut für Ur- und Frühgeschichte und
Archäologie des Mittelalters und Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Manfred Frank vom Philo-
sophischen Seminar organisiert wurde. Zum einen wurde vor 200 Jahren Charles
Darwin geboren, und die Erstveröffentlichung seines für weiteWissenschaftsbereiche
revolutionären Werkes „On the origin of species by means of natural selection“ jähr-
te sich zum 150. Mal. Zum anderen feierte in diesem Jahr die Heidelberger Akade-
mie der Wissenschaften ihr 100-jähriges Bestehen, die zwar in Heidelberg ihren Sitz
hat, aber als Landesakademie über ihre Mitglieder und Forschungsgruppen eng mit
allen Universitäten des Landes Baden-Württemberg verbunden ist. Darwin-Jahr und
Akademie-Jubiläum wurden gemeinsam in einer Ringvorlesung gewürdigt, die das
Thema ,Evolution4 mit seinen verschiedenen Aspekten aus der Sicht unterschiedli-
cher Fachdisziplinen kritisch beleuchtete.
Die ersten drei Vorträge widmeten sich der seit 2008 gemeinsam an der Eber-
hard Karls Universität Tübingen und dem Senckenberg Forschungsinstitut in
Frankfurt/Main eingerichteten Forschungsstelle der Heidelberger Akademie der
Wissenschaften „The Role of Culture in Early Expansions of Humans“. Einer der
Forschungsstellenleiter, Prof. Nicholas Conard Ph.D., eröffnete die Vorlesungsreihe
mit einem einführenden Vortrag über dieses auf 20 Jahre konzipierte Projekt zur
menschlichen Entwicklung als konkretes Beispiel für den Einfluss von Darwins
Werk auch auf die Forschungen der Heidelberger Akademie. Kernfrage der For-
schungsstelle ist, in welcher Weise Kultur verschiedene Homininenarten im Zeit-
raum zwischen etwa drei Millionen und 20.000 Jahren vor heute befähigte, über
ihre ursprünglichen Habitate hinaus zu expandieren. Die Rolle der Umwelt und
Ökologie bei der Ausbreitung der Menschen von Afrika erörterte der Sprecher der
Forschungsstellenleiter, Prof. Dr. Volker Mosbrugger, Direktor des Senckenberg
Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt/Main, die kognitiven Vorausset-
zungen für die frühen menschlichen Expansionen diskutierte der Beitrag der Koor-
dinatorin der Forschungsstelle, PD Dr. Miriam Noel Haidle.
In fünf weiteren Vorträgen wurden biologische, wissenschaftstheoretische und
wissenschaftsgeschichtliche, philosophische und theologische Aspekte von Darwins
Werk und der Evolutionstheorie behandelt. Prof. em. Dr. Hans-Ulrich Schnitzler
und Dr. Annette Denzinger vom Lehrstuhl für Tierphysiologie der Universität
Tübingen erläuterten „Was uns die Stimmen sagen: Kommunikation von Identität,
Motivation und Affekt bei Tier und Mensch“. Prof. Axel Meyer Ph.D., vom Lehr-