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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2012 — 2013

DOI Kapitel:
I. Das Geschäftsjahr 2012
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Fehling, Jochen: Wirtschaftsethische Verantwortung in der Krise? Überlegungen aus der Wirtschaftsethik zur Finanzkrise
DOI Artikel:
Walter, Stefanie: Wie Regierungen auf Finanzkrisen reagieren. Lehren aus vergangenen Krisen für die Eurokrise
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https://doi.org/10.11588/diglit.55656#0084
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27. Oktober 2012 | 103
schnür des Handelns war, dann kann es nicht verwundern, dass Risiken etwa von
verbrieften Krediten als Anlage nicht adäquat kommuniziert wurden. Man kann hier
schon instrumentalistisch-ethisch argumentieren, dass durch solche Geschäfte die
Orientierung am langfristigen Gewinn der Bank nicht gegeben war. Das alleine wäre
aber noch keine Einnahme des moralischen Standpunkts, sondern einfach die bessere
Betriebswirtschaftslehre.Vom moralischen Standpunkt aus gesehen, war das Handeln
der Banken als Institution vor und in der Finanzkrise nicht legitim, da keine ausge-
wogene Berücksichtigung der vielfältigen Interessen aller Anspruchsgruppen2 statt-
fand. Nur im Zusammenwirken aller beteiligten Sphären, der des Staates, der Indi-
viduen, aber eben auch der Unternehmen, können in Zukunft Exzesse wie die im
Vorfeld der Finanzkrise verhindert werden. Analoges ließe sich zur Frage der Krise
der Staatsfinanzen und des Euro entwickeln.
Literaturangaben
Grane, Andrew; Matten, Dirk (2010): Business ethics: managing corporate citizen-
ship and sustainability in the age of globalization. Oxford; New York: Oxford
University Press.
Lin-Hi, Nick; Suchanek, Andreas (2009): Eine wirtschaftsethische Kommentierung
der Finanzkrise. Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik Diskussionspapier Nr.
2009—2. Wittenberg, Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik e.V.
Neuhäuser, Christian (2011): Unternehmen als moralische Akteure. Berlin: Suhr-
kamp.
Noll, Bernd (2002): Wirtschafts- und Unternehmensethik in der Marktwirtschaft.
Stuttgart, Berlin, Köln: Kohlhammer.

FRAU STEFANIE WALTER HÄLT EIN IMPULSREFERAT:
„Wie Regierungen auf Finanzkrisen reagieren.
Lehren aus vergangenen Krisen für die Eurokrise“.
Eine Lösung der Eurokrise, welche die Europäische Währungsunion seit nunmehr
fast drei Jahren in Atem hält, gestaltet sich nach wie vor als politisch schwierig. Dies
liegt nicht nur an der hohen Unsicherheit bezüglich der Auswirkungen verschiede-
ner Lösungsvorschläge und den komplexen politischen Strukturen, sondern insbe-
sondere auch an den starken Verteilungskonflikten darüber, wer die Kosten der Krise
tragen soll.
Um diese Problematik der Verteilungskonflikte besser zu verstehen, ist es
zunächst wichtig sich vor Augen zu führen, dass es sich bei der Eurokrise nicht (nur)
eine Staatsschuldenkrise handelt, sondern insbesondere eine Zahlungsbilanzkrise,

engl. „Stakeholder“
 
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