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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2012 — 2013

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I. Das Geschäftsjahr 2012
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https://doi.org/10.11588/diglit.55656#0169
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188 | TÄTIGKEITSBERICHTE

Ist eine Situation in ihren wichtigsten Eckpunkten erfasst, stellt sich die Frage,
wie unterschiedlich verschiedene Interessensgruppen sie und mögliche weitere Pro-
jektalternativen bewerten. Zur Beantwortung bietet sich eine Multi-Kriterien-Ent-
scheidungsanalyse an: Katharina Stork und Thomas Haas stellen derzeit eine Liste
von Indikatoren fertig, die für die Zielsetzungen des Hochwasserschutzes im Hin-
blick auf die Möglichkeiten zur Verminderung des Hochwassers, der technischen
Umsetzbarkeit, zur Verbesserung des Umweltschutzes, der Wirtschaftlichkeit, der
Fairness, rechtlichen Umsetzbarkeit und hinsichtlich Unsicherheiten bzw. Risiken
hohe Relevanz besitzen. Mithilfe eines geeigneten Modells lassen sich in letzter
Konsequenz aus all diesen teils quantitativen, teils qualitativen Daten Projekt-Alter-
nativen-Bewertungen erstellen. Diese drücken sich jeweils in einem Zahlenwert aus,
so dass sich Rankings für jede ausgewählte Interessensgruppe in Bezug auf die mög-
lichen Optionen ableiten lassen. Auch für in der Vergangenheit liegende Situationen
ist diese Vorgehensweise prinzipiell möglich; für die Fragestellung des Gesamtpro-
jekts ist jedoch der Vergleich mehrerer solcher Einzelergebnisse (bezogen auf eine
bestimmte Hochwasserschutzmaßnahme) entscheidend: Lassen sich aus bestimmten
Konstellationen vergleichbare Muster erkennen? Verlaufen Konflikte umso schärfer,
je weiter die jeweils als optimal bewerteten Alternativen auseinander hegen? Sind
die Gegner eher zu Kompromissen bereit, wenn sie um das jeweilige Ranking der
anderen wissen? Lassen sich Konflikte entschärfen, wenn am Ende eine Maßnahme
ausgeführt wird, die bei keiner Gruppe an erster oder letzter Stelle gelistet wird? Für
eine Beantwortung dieser Fragen hat das Projektteam in der ersten Projektphase die
methodischen Grundlagen geschaffen. 2013 wird die praktische Umsetzung des
erarbeiteten Ablaufschemas erfolgen.

3. The Role of Culture in Early Expansions of Humans (Frankfurt und Tübingen)
Von Afrika ausgehend breitete sich die Gattung Homo in den letzten zwei Millio-
nen Jahren in verschiedenen Wanderungswellen nach Asien und Europa aus.
Während der Lebensraum der Australopithecinen und frühen Menschenformen
wie bei anderen Lebewesen durch natürliche Bedingungen beschränkt war, erlaub-
ten kulturelle Errungenschaften im Laufe der Menschwerdung neue Anpassungs-
wege an die Umwelt. Die Forschungsstelle „The Role of Culture in Early Human
Expansions“ (ROCEEH) geht den Fragen nach, wann, wo und in welcher Form
das Zusammenspiel von sich wandelnden Umweltbedingungen, biologischer Evo-
lution und kultureller Entwicklung es der Gattung Homo erlaubte, die Verhaltens-
nische eines großen afrikanischen Menschenaffen zu erweitern und neue kulturell
und humanökologisch definierte Nischen innerhalb und außerhalb Afrikas zu
erschließen. Das Projekt hat zum Ziel, die raumzeitlichen und phylogenetischen
Expansionen der verschiedenen Homininenarten, die Ausweitung des ökologi-
schen Umfeldes und die Erweiterung der kulturellen Kapazitäten zwischen 3 Mil-
lionen und 20.000 Jahren vor heute zu rekonstruieren und die ursächlichen Bezie-
 
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