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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2015 — 2016

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A. Das akademische Jahr 2015
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III. Veranstaltungen
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Zeilinger, Anton: Verschränkte Photonen: von Einsteins Kritik an der Quantenphysik
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https://doi.org/10.11588/diglit.55653#0138
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III. Veranstaltungen

und B erhalten, miteinander Zusammenhängen. Wir folgen dabei im Wesentlichen
der Argumentation von Einstein, Podolsky und Rosen in ihrer Originalarbeit.
Eine erste wichtige Beobachtung ist die, dass für jede der Schalterstellungen x,
y oder z auf jeder der beiden Seiten, A oder B, die Messresultate + oder - gleich
häufig vorkommen. Wenn wir also viele Teilchen messen, wird sowohl für Alice als
auch für Bob das Resultat + in der Hälfte der Fälle auftreten und das Resultat - in
der anderen Hälfte der Fälle. Die Abfolge der Messresultate untereinander ist rein
zufällig. Eine typische Abfolge könnte sein:
+-+ - + +
Bisher haben wir die Messresultate an jeder Seite, Messstation A oder Mess-
station B, für sich alleine betrachtet. Und das wichtige Resultat, das wir erhalten
haben, ist, dass diese Messergebnisse keinerlei Struktur aufweisen.
Da die Teilchen in Paaren erzeugt werden, liegt es nahe, nun zu untersuchen,
welches Resultat, + oder -, bei Messstation A gemeinsam mit welchem Resul-
tat bei Messstation B auftritt. Wir werden also die Korrelationen zwischen beiden
Messresultaten ansehen. Welches Messresultat bei A gehört demnach zu welchem
Messresultat bei B? Ganz einfach: Wir müssen nur schauen, welche Messresultate
gleichzeitig auftreten, denn die beiden Teilchen a und b eines Paares werden ja
gleichzeitig erzeugt, und die beiden Messstationen sind gleich weit von der Quelle
entfernt. Solche gleichzeitigen Ereignisse nennt man Koinzidenzen. Resultat ei-
ner solchen Koinzidenzmessung könnte zum Beispiel sein, dass beim Apparat A,
der so eingestellt sei, dass er die Eigenschaft x misst, das Resultat + auftritt, und
gleichzeitig an Apparat B, der vielleicht darauf eingestellt ist, dass er Eigenschaft y
misst, das Resultat - für das andere Teilchen dieses Paars.
Die Frage, die wir uns nun stellen, ist, welche Kombinationen von + oder
- auf der einen Seite und + oder - auf der anderen Seite bei welchen Schalterstel-
lungen vorkommen.
Beschränken wir uns zuerst auf diejenigen Fälle, wo auf beiden Seiten, A und
B, die gleichen Schalterstellungen gewählt wurden. Auf jeder Seite gibt es drei
mögliche Schalterstellungen, x, y und z. Die möglichen Koinzidenzen sind also
x x, y y und z z. Es stellt sich heraus, dass wir in allen drei Fällen für jedes einzelne
Paar auf beiden Seiten das gleiche Resultat erhalten. Es kann allerdings + oder
- sein. Wenn also Apparat A und Apparat B beide die gleiche Größe messen, so
kommen als Resultate nur + + oder — vor, entweder auf beiden Seiten + oder
auf beiden Seiten -.Verschiedene Resultate, + -, + bei Apparat A und - bei Appa-
rat B, oder - +, - bei A und + bei B, treten nie auf Dies gilt für alle drei möglichen
Kombinationen von Schalterstellungen, xx, y y und z z. Ferner gilt, dass jede der
beiden Möglichkeiten, + + und —, gleich oft auftritt.
Aus diesen Beobachtungen können wir nun eine sehr interessante Schlussfol-
gerung ziehen. Ist uns das Resultat für eine Seite, sagen wir, A, bekannt, + oder -,

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