Akademievorlesung
„Poverty at Europe's Doorstep. What is an Ethical Response?"
Akademievorlesung von Sir Pau! Collier am 8. November 2016
Zur Akademievorlesung 2016 eingeladcn
hatte die Akademie den englischen Entwick-
lungsökonom Sir Paul Collier, spezialisiert
auf die afrikanischen Ökonomien, als Lehrer
und Forscher an der Universität Oxford tä-
tig, zugleich weltweit in vielen Beratungstä-
tigkeiten aktiv. Auch zu Fragen der europä-
ischen und der deutschen Migrations- und
Flüchtlingspolitik hat er prononciert Stel-
lung genommen. Grundlegend für Colli-
ers Ausführungen war die Unterscheidung
zwischen Migranten und Flüchtlingen. Die
einen hätten sich auf der Suche nach einem
besseren Leben für den Aufbruch entschie-
den, die anderen wichen einer Bedrohung
oder Notlage aus und seien grundsätzlich willens zurückzukehren. Von dieser
Unterscheidung ausgehend erörterte Collier die Frage, mit welchen Strategien auf
die Migrationsbewegungen einerseits und auf die Flüchtlingsströme andererseits
zu reagieren sei. Seine Antwort lautete: Da Migrationsdruck jedenfalls für Europa
seine Ursachen vor allem im Bevölkerungswachstum in Afrika habe, komme es
entscheidend darauf an, Lebensperspektiven, d.h. vor allem Arbeitsplätze in Afrika
zu schaffen. Für die Flüchtlinge hingegen müssten nahe den Krisengebieten Räu-
me mit Ausbildung- und Einkommenschancen für einen befristeten Aufenthalt
geschaffen werden. Die UN-Flüchtlingspolitik erklärte Collier für „utterly dys-
functional“. Die Probleme der Integration von Migranten und Flüchtlingen in die
europäischen Gesellschaften waren nicht Thema des Vortrags.
An die Vorlesung schloss sich ein Empfang in der Belle-Etage der Universi-
tät an. Am nächsten Vormittag diskutierte Sir Paul Collier in der Akademie seine
Thesen mit den Kollegiaten der Akademie und den Stipendiaten der Baden-Würt-
temberg-Stiftung.
Peter Graf Kielmansegg
101
„Poverty at Europe's Doorstep. What is an Ethical Response?"
Akademievorlesung von Sir Pau! Collier am 8. November 2016
Zur Akademievorlesung 2016 eingeladcn
hatte die Akademie den englischen Entwick-
lungsökonom Sir Paul Collier, spezialisiert
auf die afrikanischen Ökonomien, als Lehrer
und Forscher an der Universität Oxford tä-
tig, zugleich weltweit in vielen Beratungstä-
tigkeiten aktiv. Auch zu Fragen der europä-
ischen und der deutschen Migrations- und
Flüchtlingspolitik hat er prononciert Stel-
lung genommen. Grundlegend für Colli-
ers Ausführungen war die Unterscheidung
zwischen Migranten und Flüchtlingen. Die
einen hätten sich auf der Suche nach einem
besseren Leben für den Aufbruch entschie-
den, die anderen wichen einer Bedrohung
oder Notlage aus und seien grundsätzlich willens zurückzukehren. Von dieser
Unterscheidung ausgehend erörterte Collier die Frage, mit welchen Strategien auf
die Migrationsbewegungen einerseits und auf die Flüchtlingsströme andererseits
zu reagieren sei. Seine Antwort lautete: Da Migrationsdruck jedenfalls für Europa
seine Ursachen vor allem im Bevölkerungswachstum in Afrika habe, komme es
entscheidend darauf an, Lebensperspektiven, d.h. vor allem Arbeitsplätze in Afrika
zu schaffen. Für die Flüchtlinge hingegen müssten nahe den Krisengebieten Räu-
me mit Ausbildung- und Einkommenschancen für einen befristeten Aufenthalt
geschaffen werden. Die UN-Flüchtlingspolitik erklärte Collier für „utterly dys-
functional“. Die Probleme der Integration von Migranten und Flüchtlingen in die
europäischen Gesellschaften waren nicht Thema des Vortrags.
An die Vorlesung schloss sich ein Empfang in der Belle-Etage der Universi-
tät an. Am nächsten Vormittag diskutierte Sir Paul Collier in der Akademie seine
Thesen mit den Kollegiaten der Akademie und den Stipendiaten der Baden-Würt-
temberg-Stiftung.
Peter Graf Kielmansegg
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